Dienstag, 26. September 2017

Zweiter Entwurf zum Wettbewerb "Verherrlichung Hamburgs" für das Hamburger Rathaus


Entwurfszeichnung zum öffentlichen Wettbewerb "Verherrlichung Hamburgs" um die Ausführung von Gemälden im Festsaal des Hamburger Rathauses, unten, links der Mitte, bezeichnet mit "MAX KOCH 1900". Abgebildet in: Vom Fels zum Meer, 1903, S. 852. Der Verbleib des Originals ist unbekannt.
   Programmgemäß sollte der Entwurf eine "allegorische Darstellung der Hammonia, unter besonderer Hervorhebung der Verbindung Hamburgs mit dem Deutschen Reiche und seines Welthandels" zu Grunde liegen. Bei diesem, vermutlich zweiten Entwurf wurde insbesondere das Verhältnis der Hammonia, der Personifikation Hamburgs, zur Germania, also der Personifikation des Deutschen Reiches gegenüber der ersten Version modifiziert. In der ersten Version steht die Germania mit aufgepflanztem Schwert und Schild, auf dem der preussische Adler zu sehen ist, als mächtige Beschützerin vor dem Thron der Hammonia. Sie hebt sich dabei deutlich, wie der zentrale Hermes, vor dem hellen Himmel  und Hintergrund ab. In dieser Version aber steht die Germania vor einer Säule neben dem Thron und weniger martialisch der Hammonia eher zugewandt und beratend zur Seite. Vor beiden Figuren ist neu auf einem Podest ein Löwe dargestellt, wohl als gemeinsames Symbol der Stärke. Außerdem wurde der Stab des Hermes gekürzt um das Löwenpodest freizustellen. Die anderen Bereiche der Zeichnung scheinen unverändert.
   Es könnte auch sein, dass diese Version die erste Fassung ist. Dafür spricht der ausgeführte Rahmen der Zeichnung und die Datierung. In jedem Fall wird deutlich, dass das Verhältnis Hamburgs zum Deutschen Reich, bzw. die Selbsteinschätzung der Repräsentanten das eigentliche Politikum in diesem Wettbewerb war, der letztlich keinen Sieger hervorbrachte. Es wurden nur zweite und dritte Preise vergeben. Die 68 Entwürfe wurden in der Hamburger Kunsthalle öffentlich ausgestellt.
  Nach dieser, hier im Titel als vorläufig "zweiter Entwurf" bezeichneten Version hat Bernard Schumacher eine Radierung angefertigt, die als "Allegorie des Welthandels" vom Kunstverlag Stiefbold & Co. 1906 in Berlin herausgegeben wurde:

Bernard Schumacher: Allegorie des Welthandels. Radierung nach Max Koch

In dieser Radierung (Blatt circa 60 ×120 cm) fehlt die Germania nun ganz. Auch die Wappen Hamburgs an den Podesten wurden weggelassen und damit ist die Hammonia zu einer namenlosen Allegorie des Welthandels umgedeutet. Max Koch hatte in dem Wettbewerb keinen Preis gewonnen und wurde auch nicht mit der Ausführung eines der fünf gewünschten Gemälde für das Rathaus im Hamburg beauftragt. Offensichtlich ist diese Radierung daher eine Art Zweitverwertung der Arbeit an dem Entwurf.