Montag, 26. September 2016

Ausmalung des Zuschauerraums im Stadttheater Halle

"Der Professor am Kunstgewerbemuseum zu Berlin, Max Koch, ist mit der Ausschmückung des Zuschauerraumes des Stadttheaters in Halle beauftragt worden. Prof. Koch wird den Raum mit einer Reihe von Kolossalfresken ausmalen."
Kurznachricht in der Rubrik "Thüringen und Nachbarstaaten" in: Jenaische Zeitung, 23. Jg., Nr. 172, Zweites Blatt vom 25. Juli 1912, S. 3.

Sonntag, 25. September 2016

Berliner Ausschank der Brauerei G. Pschorr

Illustrationen zum dem anonymen Artikel "Berliner Ausschank der Brauerei G. Pschorr (München)." in der Ilustrirten Zeitung, Nr. 2398 vom 15. Juni 1889, S. 620-621. Max Koch wird in dem Artikel nicht erwähnt, aber seine Wandgemälde beschrieben, insbesondere die begleitenden Sinn- und Trinksprüche.

Samstag, 24. September 2016

Wilhelm II. im Hof des Potsdamer Stadtschlosses

Wilhelm II. im Hof des Potsdamer Stadtschlosses, Öl auf Leinwand, 80 ×52 cm, rechts unten signiert. Versteigert vom Düsseldorfer Auktionshaus, Katalog 02/2013, Lot 392.
In Hintergrund ist das Fortunaportal zum Schlosshof und die Kuppel des Alten Rathauses zu sehen. Das Bild scheint ein farbiger Entwurf für ein größeres Gemälde oder Mosaik innerhalb eines architektonischen Zusammenhangs zu sein. Im mit Fahnen und Kanonen umrahmten Medaillon die Inschrift: "Wilhelm II / Deutscher Kaiser - König / von Preussen".

Hotel Paliti in Syrakus

Blick über Syrakus von der Terrasse des Hotel Paliti, Gouache, 31,0 × 23,5 cm,  links unten signiert.
Versteigert von Düsseldorfer Auktionshaus, Katalog 02/2007, Lot 863.
Erneut versteigert von L&B Auktionen, Essen am 24.10.2008, Lot 2267, "Blick auf Syrakus, mixed media, 30 × 23 cm"

Dienstag, 13. September 2016

Mosaikdecoration für die deutsche Abtheilung der Kunstgewerbe-Halle der pariser Weltausstellung


In der Illustrirten Zeitung vom 31. Mai 1900, Nr. 2970, S. 805, erschien ein Artikel von "Fd.", der hier vollständig wiedergegeben ist, mit den drei gezeigten Illustrationen, auf die im Text eingegangen wird:

Mosaikdecoration für die deutsche Abtheilung der Kunstgewerbe-Halle der pariser Weltausstellung. Entworfen von Max Koch, ausgeführt von Puhl u. Wagner.
   Längst schon war die Beschickung der pariser Weltausstellung durch das deutsche Kunsthandwerk sorgsam vorbereitet und geordnet, als man fast in letzter Stunde noch der ihm zugewiesenen Abtheilung der Kunstgewerbe-Halle eine ins Auge fallende künstlerische Decoration durch ein mächtiges Bild in Glasmosaik zu geben beschloß, das nun seinen Platz an der Hauptwand des Raumes gefunden hat und in allegorischer Darstellung das Aufblühen des heimischen Kunstfleißes unter dem Schutz des Friedens versinnlicht. Die Gesammtcomposition, die sich auf goldschimmerndem Grunde in reichen Farben entfaltet, gliedert sich in ein im Flachbogen geschlossenes Mittelbild von etwa 50 und in zwei kleinere rundbogige Seitenfelder von je 5 Quadratmtr. Fläche. Auf dem ersteren tritt zwischen knorrigen, grünbelaubten Eichenstämmen, vor denen Lilien emporsprießen, als breitbeflügelte Hauptfigur, die eine Hand segnend erhoben, in der anderen die Palme haltend, der deutsche Michael als Friedensgenius hervor. Hinter ihm erblickt man tief im Grunde eine hochgethürmte Stadt; über ihm aber wölbt sich in flammenden Linien der Regenbogen zur Erde nieder und umspannt seitwärts die dort angeordneten Gruppen der über dem Werk sinnenden Meister und des kunstfertigen Handwerkers, der das vollendete Stück dem die Werkstatt aufsuchenden Patricierpaar darbietet. die bei der Arbeit sitzenden, gleich jenen anderen in die Tracht der Renaissance gekleideten Gestalten eines Buchbinders und einer Stickerin füllen dazu die begleitenden Seitenfelder. Auf unserer Väter Art und Thun ist in diesen Figuren und Gruppen hingewiesen und damit auf die Quelle, aus der das wiedererwachende Kunsthandwerk bei uns seine erste Nahrung sog.

   Für das schnell anzufassende und schnell zu vollendende Werk riesigen Umfangs hatte man in dem jetzt in Potsdam ansässigen berliner Maler Max Koch den rechten Meister gefunden. Von den großen Panoramen, in denen er Pergamon, den Brand Roms und die Sintflut schilderte, von seinen Fresken im Rathaus zu Lübeck und von einer langen Reihe sonstiger umfangreichen Schöpfungen decorativer Malerei weiß man, daß nur wenige andere an erstaunlicher Arbeitskraft mit ihm zu wetteifern vermögen. So ward denn auch hier Carton und Farbenskizze bereits in kürzester Frist der Deutschen Glasmosaikgesellschaft Puhl u. Wagner zu Rixdorf übergeben, die für die Ausführung allein in Betracht kommen durfte und in der ihr zufallenden Leistung nun hinter dem entwerfenden Künstler kaum zurückstand. Unter Heranziehung von etwa 30 gründlich eingeübten Arbeitskräften gelang es ihr, die drei Tafeln, bei denen gegen 600 000 Steinchen aus dem farbigen Glaspasten zu schlagen und den Linien und Tönen der Vorlage entsprechend zusammenzufügen waren, in einer Zeit von sechs Wochen fertigzustellen. sodaß die ganze Arbeit Mitte Februar d. J. im berliner Kunstgewerbe-Museum vorgeführt und alsbald, wieder in einzelne Theile zerlegt, nach Paris abgesandt werden konnte.
   Nicht bloß mit diesen Koch´schen Compositionen wird die genannte Werkstatt in Paris vertreten sein. Als eins ihrer neusten Hauptwerke stellt sie den von Spitta in romanischen Formen entworfenen achtseitigen, von eine Bronzekuppel bedeckten, innen aber mit reichem Glasmosaik ausgelegten Brunnen aus, der als Geschenk des Deutschen Kaisers an den türkischen Sultan vor der Hagia Sophia zu Konstantinopel seinen Platz finden soll, sodaß dort neben frühsten Erzeugnissen der Mosaikkunst die modernsten zu sehen sein werden. Dazu gesellt sie die Wiederholung zweier Lunettenbilder aus der reizvollen Decoration des prächtigen Badezimmers, das sie nach dem Entwurf von A. Bembé für Schloß Beggen ausführte, eine neue Darstellung des thronenden Christus aus San Marco in Venedig, mit dessen Nachbildung sie 1890 zum ersten mal an die Oeffentlichkeit trat, sowie noch andere interessante Stücke, von denen ein Porträt Kaiser Wilhelm´s II. seine Stelle im deutschen Hause erhalten hat. Vor einer weiten Oeffentlichkeit wird die Deutsche Glasmosaikgesellschaft damit den Erfolg darthun, den ihr mühevolles Beginnen, die monumentale Technik des Glasmosaiks aus Venedig, wo Salviati sie neu belebte, nach Deutschland zu verpflanzen, in ausdauernder Arbeit allmählich sich errungen hat. War in der Zeit nach den ersten Versuchen, die 1888 begannen, oft genug die bange Sorge in der Werkstatt heimisch, so blickt diese heute auf Hunderte von Ausführungen kleineren und größeren Umfangs für Kirchen und Friedhöfe, für öffentliche und private Gebäude jeder Art zurück. In altüberlieferten und in modernsten Stilformen, in monumentalen und in reichen figürlichen Compositionen hat sie gearbeitet, bis nach Luxemburg und Rotterdam, nach Jerusalem und Tokio Zeugnisse ihres Kunstfleißes geliefert und steht gegenwärtig vor einer Fülle neuer Aufträge, die auf Jahre hinaus ihre Kräfte in Anspruch nehmen. Fd.

Der Fischer und Ritter Oluf. Kunstgewerbeblatt

Abbildung aus: Kunstgewerbeblatt, Neue Folge 11. Jg., 1900, S. 187

Abbildung aus: Kunstgewerbeblatt, Neue Folge 11. Jg., 1900, S. 235

Der Fischer und Ritter Oluf. Illustrirte Zeitung

In der Illustrirten Zeitung vom 14. Juni 1900, Nr. 2972, S. 883, erschien ein Artikel von "Fd." mit dem Titel "Der Fischer und Ritter Oluf. Gemälde von Max Koch zur Ausschmückung der deutschen Kunstgewerbe-Abtheilung der pariser Weltausstellung." Der Artikel ist mit den beiden Abbildungen oben illustriert und im folgenden vollständig wiedergegeben:

Der Fischer und Ritter Oluf. Gemälde von Max Koch zur Ausschmückung der deutschen Kunstgewerbe-Abtheilung der pariser Weltausstellung.
    Nicht nur das in der vorigen Nummer wiedergegebene stattliche Mosaik hat Max Koch für die Abtheilung des deutschen Kunstgewerbes auf der Weltausstellung zu Paris geschaffen, sondern er hat deren Räume überdies noch mit zwei Lünettenbildern poetischen Inhalts geschmückt, die wir heute dem Leser vorführen. In etwa lebensgroßem Maßstab gehalten, fügen sie sich als oberer Abschluß in zwei durch Bogenstellungen gegliederte Wände des Treppenhauses ein, das im übrigen wesentlich plastisch verziert ist und durch ein farbiges Glasfenster von Lüthé [?] in Frankfurt a. M. ein mild gedämpftes Licht erhält. Sie stumpfe, den spiegelnden Firnisglanz vermeidende Oelmalerei, in der sie ausgeführt sind, steigert im Verein mit einer Behandlung, die auf allzu detaillirende Modellirung verzichtet und dafür durch flächenhaft aufgetragene starke Lokalfarben wirkt, den decorativen Eindruck der je 4,50 Mtr. breiten Compositionen, ihre Umrahmung besteht in einem ausgezeichneten, vom Bildhauer Riegelmann in Berlin stammenden Holzschnitzwerk, das sich in modernisierten romanischen Formen bewegt.
   Die Vorwürfe der beiden Darstellungen durfte der Künstler sich selbst wählen. Daß er dabei von heimischer Art und Empfindungsweise zu reden und doch auch wieder jedem fremden Auge sich verständlich zu machen habe, stand für ihn fest, und so griff er in den Kreis der Motive deutscher Märchen- und Sagendichtung, durch deren feinsinnige Bearbeitung sich einst Moritz Schwind seinen Ruhm erwarb. „Der Fischer“, der von den geheimnißvoll lockenden Geistern der kühlen Flut umstrickt und in die Tiefe gezogen wird, und der „Ritter Oluf“, den in dunkelnder Stunde bei seinem Ritt durch grünes Land die aus wallenden Nebeln verführerisch und verderbenbringend auftauchenden Elfen umgaukeln, sind Gebilde alter germanischer Naturanschauung, wie sie in der nordischen Poesie überall sich zum Ausdruck bringt. Durch Herder´s Nachdichtung der dänischen Ballade vom „Herrn Oluf“, der vor Erlkönigs Tochter flieht und von ihrem Fluch verfolgt wird, und durch Goethe´s balladenartiges Lied von dem „Fischer“, der in die Arme des feuchten Weibes hinabgleitet, haben sie die dichterische Ausgestaltung erfahren, an die nun auch der in Formen und Farben darstellende Künstler so anzuknüpfen vermag, wie es Max Koch in seinen beiden Bildern gethan hat. Aus den Dichtungen hervorgewachsen, die sie malerisch illustriren, bedürfen sie keiner Erläuterung ihres Inhalts. Was sie aussprechen wollen, versteht auch der sehr leicht, der diese Dichtungen etwa nicht kennt, und vor allem empfindet ein jeder Beschauer sofort, wie der romantische Grundton der beiden Motive den Maler um so mehr zur Darstellung reizen mußte, als sie ihm zugleich die künstlerisch dankbare Gelegenheit boten, im Rahmen einer eigenartigen landschaftlichen Stimmung mit mehr oder weniger realen Gestalten den Reiz frei sich enthüllender, anmuthvoll bewegter weiblicher Schönheit zu verbinden.
   Sind diese beiden Schmuckstücke der pariser Ausstellung für die künstlerische Eigenart ihres Schöpfers gewiß mehr oder weniger bezeichnend, so geben sie doch andererseits auch nicht entfernt nur eine Vorstellung von den an Inhalt und Umfang gleichweit sich erstreckenden Gebieten, auf denen Koch im Verlauf der beiden letzten Jahrzehnte als einer der begabtesten und fruchtbarsten Vertreter decorativer Malerei sich bethätigt hat. Am 24. November 1859 zu Berlin als zweiter Sohn des Malers Karl Koch geboren, darf er die künstlerische Begabung als eine Mitgift der Familie betrachten, der er entstammt. Seinen ebenso anspruchslos wie mit ehrlichem Ernst unermüdlich schaffenden Vater ist in der Geschichte des deutschen Illustrationswesens ein rühmliches Gedenken dauernd gesichert; sein älterer Bruder Georg erfreut sich einer geachteten Stellung unter den Malern des Sports und des militärischen Genres. Er selbst aber, der aus der Werkstatt mit ihrem Handwerksbetrieb 1875 in die Unterrichtsanstalt des berliner Kunstgewerbe-Museums eintrat, um sich dort unter Ewald, Schaller und Meurer künstlerisch fortzubilden und nach Studienreisen, die ihn nach Italien und nach Paris führten, schon 1883 an derselben Anstalt als Lehrer des Actmalens und der decorativen Composition berufen zu werden, hat sich seitdem nicht bloß als ein ausübender Meister von geradezu erstaunlicher Productivität, sondern auch bis zum Jahre 1896 in dem er auf seine Lehrthätigkeit verzichtete und diese seinem einstigen Schüler Max Seliger abtrat, als ein stets lebendig anregender und dabei die handwerklichen Bedingungen jedes künstlerischen Schaffens mit starkem Nachdruck betonender Führer jüngerer Kräfte erwiesen.
   Die Goldene Medaille der berliner Kunstausstellung erwarb Max Koch sich gelegentlich einmal durch einige kleinere Staffeleibilder; sein Ruf aber gründet sich vor allem auf eine kaum übersehbare Reihe decorativer Malereien von theilweise kolossalem Umfang. Verstreut sind sie über öffentliche und private Gebäude der verschiedenen Städte. Sie schmücken die Theater in Frankfurt, Halle und Bromberg, den Lesesaal des berliner Reichstagsgebäudes, die Festsäle des Reichsgerichts und der Buchhändlerbörse zu Leipzig, das Rathaus zu Lübeck und den Rathsweinkeller zu Kiel, die großen Bierpaläste der Reichshauptstadt und dieses und jenes Patricierhaus, und dazu gesellen sich dann schließlich noch die großen, in Berlin zur Ausstellung gelangten Panoramen, die das alte Pergamon, den Brand Roms, das farbige strahlende Konstantinopel und die vernichtend hereinbrechende Sintflut schildern. Ist es schon unmöglich, auch nur von den hervorragendsten aller diese Arbeiten hier zu berichten, so schließt es sich völlig aus, daneben noch die Menge kleinerer decorativer Entwürfe des Künstlers namhaft zu machen, die in farbigen Glasfenstern, in Fächermalereien, in Diplomen und Buchverzierungen, in bemalten Musikinstrumenten und noch mancherlei anderen Dingen ihre Ausführung fanden. Gleichsam in jedem Sattel festsitzend und dabei mit einer unvergleichlichen Arbeitskraft begabt, hat Koch einer jeden Aufgabe, die an ihn herantrat, in seiner Art gerecht zu werden gewußt. Nach den wechselnden künstlerischen Moden der Zeit hat er dabei nur wenig gefragt, und niemals hat er sich irgendwie von Cocerien abhängig gemacht oder eine lärmende Reclame für sich in Scene gesetzt. Seine künstlerischen Erfolge hat er ebenso durch sich selber errungen wie die dankbare Werthschätzung, deren er sich als Lehrer in einem heute weitverbreiteten Kreise einstiger Schüler seines Ateliers erfreut, und rühmen darf er sich, daß auch das, was neben ihm jüngere Meister, wie Gußmann und Männchen, Wittich und Böhland, zum Schmuck der pariser Weltausstellung schufen, fast ausnahmslos von Malern stammt, die unter seiner Leitung sich künstlerisch entwickelten. Fd.

Berliner Passage-Panopticum: Das Sintflut-Panorama


Die Illustrirten Zeitung vom 23. März 1889, Bd. 92, Nr. 2386, S. 281, berichtet unter dem Titel "Das Berliner Passage-Panopticum mit dem Sintflut-Panorama" über das von Max Koch entworfene Panorama. Der Autor Fendler (wohl Aemilius Fendler) gibt eine lebendige Beschreibung eines Rundgangs durch die Ausstellung im Panopticum, dessen Höhepunkt das Sintflut-Panorama ist. Illustriert ist der Artikel mit zwei ganzseitigen Holzstichen: einem Detail aus dem gemalten Teil des Panoramas (S. 282, siehe oben) und einer Darstellung der plastischen Mammutgruppe im Vordergrund des Panoramas (S. 283, siehe unten). Die Abbildung oben und der Text von Fendler sind die bisher bestens Dokumente zum zerstörten Sintflut-Panorama, die dem Autor bekannt sind, weshalb im Folgenden der gesamte Artikel wiedergegeben ist:

Das Berliner Passage-Panopticum mit dem Sintflut-Panorama
   Den zahlreichen Veranstaltungen, die in der Reichshauptstadt der Schaulust und dem Bedürfniß nach Unterhaltung und Erhebung mit mannigfachen Gaben dienen, hat der laufende Winter in dem „Passage-Panopticum“ eine neue hinzugesellt, die mit einem ungewöhnlichen Aufgebot von Mitteln sich unter den Sehenswürdigkeiten Berlins einen ersten Platz sichert. Die ansehnliche Flucht der großen und kleinen Säle der 1869 bis 1873 von Kyllman und Heyden erbauten, noch immer am häufigsten einfach als Passage bezeichneten Kaisergalerie, in denen jahrelang Castan´s Panopticum mit Fürstensaal und Schreckenskammer, mit Verbrechermasken und anderen wunderbaren Dingen die Neugier reizte, ist die Stätte eines Unternehmens geworden, das zum ersten mal das einstige Wachsfigurencabinett in das Bereich wirklicher Kunst erhebt, mit dessen Darbietungen aber zugleich Malerei und Decoration jeder Art vereint und so ein Ganzes schafft, wie es in ähnlicher Anlage und Durchführung bisher nirgends zu finden war. Mit reichen plastischen Darstellungen wechseln und verbinden sich Panorama und Diorama; schimmernde Transparentbilder leuchten aus wasserdurchrauschten Grotten hervor: Wandgemälde und echtes Geräth schmücken die Restaurationssäle, die sich in die Reihe der eigentlichen Schauräume einfügen. Der Wirklichkeit des Lebens wie der frei gestaltenden Phantasie, dem ergreifenden Ernst wie dem ausgelassenen Witz ist das gleiche Recht geworden. In blumenumwundener Halle aber, deren Bau und Bilderschmuck Erinnerungen an die altclassische Welt, an Rom, Neapel und Pompeji, wachruft, erklingen überdies alltäglich zur Geige und Mandoline die Lieder italienischer Volkssänge, die durch Temperament und Feuer des Vortrags stets wieder von neuem entzücken.
   Entwurf und Ausführung verdankt das Panopticum, dessen künstlerische Leitung dem Bildhauer Neumann anvertraut ist, einer ganzen Schar zumeist jüngerer berliner Meister. Während die Bildhauer Bergmeier und Riesch mit den Malern Max und Georg Koch und Fischer-Cörlin die Gesamtanlage erdachten und die einzelnen Gruppen von Darstellungen feststellten, trat mit ihnen, theils helfend, theils selbständig erfindend, noch eine stattliche Reihe von Genossen für das Gelingen des Werkes ein, das in fünf Monaten angestrengtester Arbeit durchzuführen war. Es genügt, die Maler Saltzmann, Friese, Günther-Naumburg, E. Becker, Hellgrewe, Rummelspacher, Hochhaus, Jacob, Ehrentraut, Grönland, Soucho und Söborg, die Bildhauer Baumbach, Zadow, Bernewitz, Wenck, Götz, Haverkamp, Obmann, Latt, Kiesewalter und Bresser sowie den Architekten Sehring zu nennen, um anzudeuten, welche Fülle künstlerischer Kraft für das Unternehmen herangezogen und freudig eingesetzt wurde. Mit voller Hingabe strebte man eine noch nicht dagewesene Leistung an, und hinter der leitenden Absicht ist das Ergebniß kaum zurückgeblieben.
   Schon das Treppenhaus, das von den Linden her den Haupteingang bildet, umfängt den Beschauer in eigenartigem Schmuck. Während Versinnlichungen der vier großen Welttheile Europa und Asien, Afrika und Amerika als Malereien die Wände zieren, hängen schwebende Blumenkörbe, deren farbige Blüten das elektrische Licht durchglüht, aus dem dichten Grün einer Weinlaube herab. Durch sie weiter schreitend, tritt man dann in einen zerklüfteten Höhlenbau, um von oben her einen unheimlichen Drachen sich gierig hervorrecken und die Gnomen, die zu ihm aufschauen, in grauser Angst erstarren zu sehen. Ueppiger aber noch entfaltet sich die hier anklingende Phantasie auf der anderen Seite des Gebäudes in den ausgedehnten Grottenanlagen, in welche Erd- und Zwischengeschoß dort verwandelt sind. Sie bilden den Rahmen für ein buntes Spiel der Märchenwelt. Transparentbilder, die aus den Felsenwänden herausleuchten, schildern Scenen aus „Reineke Fuchs“, aus „Dornröschen“, „Schneewittchen“ und „Rotkäppchen, während „Aschenputtel“ in leibhaftiger Gestalt in ihrer Küche von Tauben umflattert wird. Auf ragender Klippe ruht die singende Lurley, den Fischer berückend, der unten im Bilde vorüberrudert, und weiter grüßen dann wieder, im Wasser wogend, die Rheintöchter, deren Treiben mit heimlichen Spähen ein lüsterner Satyr belauscht. Langbärtige Gnomengestalten bevölkern dazu diese unterirdische Wunderwelt. Neugierig tauchen sie aus dem Felsen hervor, recken die Zunge begehrlich nach den Wasserstrahlen aus, die über riesige Tropfsteingebilde herabrieseln, oder blicken in stillem Versunkensein auf das Schauspiel der untergehenden Sonne, die im Bilde am fernen Horizont roth verglüht. Hier mühen sie sich, den schweren Metallblock fortzuwälzen; dort lassen sie sie ihre Lust an dem jammernd daliegenden, zwischen das Gestein eingeklemmten Teufel aus. Mit ernstem Bemühen erprobt einer von Ihnen seine Zeichenkunst an dem Bildniß einer zarten kindlichen Psyche, die ihm als Modell sitzt, während ein anderer angstvoll mit einem Raben kämpft, der den Bart des Zwergen mit seinem Schnabel gepackt hat und wüthend zerzaust.
   Aus diesem Reiche der Phantasie steigt man dann in das der Wirklichkeit empor. Plastische Darstellungen des entschlafenen Kaisers Wilhelm, dem sein Kanzler in das entschlafene Auge blickt, und der Aufbahrung Kaiser Friedrich´s, an dessen Katafalk Germania trauert, erinnern in den oberen Sälen an die jüngste Vergangenheit, die stolz aufgerichtete Gestalt des jungen Kaisers Wilhelm und der mit seinen Bleisoldaten spielende Kronprinz an die lebendige Gegenwart. In frei ebenso frisch erfundenen wie malerisch meisterhaft durchgeführten Dioramen, die eine Fülle von Porträts historischer Persönlichkeiten vereinigen, schildert Georg Koch eine Reichstagssitzung, in der Fürst Bismarck redet, und eine Begrüßung fremdländischer Offiziere auf dem Paradefeld durch den Grafen Moltke sowie inmitten beider Scenen den in seinem Arbeitszimmer Hand in Hand mit dem jetzt zur Herrschaft berufenen Enkel dastehendem greisen Kaiser Wilhelm. Drei andere, nicht minder ausgezeichnete Dioramen von Günther-Naumburg gesellen dazu die Bilder der Reichshauptstadt in drei Jahrhunderten ihrer Entwicklung, eine Ansicht der alten kurfürstlichen Residenz und ihrer Umgebungen, einen Blick auf das köllnische Rathhaus und die Stechbahn, wie sie zur Zeit des Großen Kurfürsten sich darstellten, und die an Wahrheit und Leben unübertreffliche Schilderung einer Parade unter den Linden vor Friedrich dem Großen und seinen Generalen. In die neuerworbenen Schutzgebiete des Reiches versetzen den Beschauer dann endlich die in landschaftlicher Umrahmung wieder plastisch ausgestalteten Camerunsäle mit dem genreartige zu einer Darstellung von Kampfspielen verbundenen Volksippen und einer reichen, Land und Leute kennzeichnenden ethnographischen Sammlung.
  Zu den geschichtlichen Bildern treten Sage und religiöse Darstellungen. Während im romanisch gewölbten Gemach des Kyffhäuser am steinernen Tisch Barbarossa im Kaiserornat schlummert, thront inmitten eines biblischen Saales unter goldschimmerndem Baldachin die Madonna mit dem Kinde. Die Gestalten Johannes des Täufers und des Apostels Paulus umgeben sie, und Christus am Brunnen im Gespräch mit dem Weibe von Samaria bildet das Gegenstück der von Bergmeier modellirten lebenathmenden Gruppe des Adam und der Eva, die eben den Apfel vom Baume bricht. Als das hervorragendste Schaustück des Panopticums aber folgt dann das stattliche Panorama der Sintflut, dessen malerischen Theil Max Koch mit Beihülfe des Marinemalers Saltzmann und des Thiermalers Friese ausführte, während Bergmeier in Gemeinschaft mit [Otto] Riesch den plastischen Vorgrund erdachte und die Modellirung desselben leitete. Im Sinne der heutigen Richtung unserer Kunst geht das Werk auf eine durchaus realistische Schilderung des furchtbaren Verhängnisses aus. Weithin ist der Himmel von finsterem Gewölk und von strömendem Regen verdunkelt, der die vom Sturm gepeitschten, in weißlichem Gischt aufschäumenden Fluten immer höher ansteigen läßt. Während fern zur Linken die Arche schwimmt, werden entwurzelte Stämme, an die sich Ertrinkende angstvoll anklammern, und wild durcheinandergeworfenes, in Knäuel zusammengeballtes Gethier jeder Art, Krokodile und Tiger, zottige Stiere, riesige Dickhäuter und mit den Wellen kämpfende Edelhirsche, von den endlosen Wogenschwall fortgerissen und von den Wassern verschlungen. Kreischende Möwen durchflattern die Luft; grell zuckt der Blitz hernieder, und glühend quillt die Lava aus den Kratern feuerspeiender Berge empor. Zuflucht bieten nur noch die hier und da aus der Brandung aufragenden Berggipfel und Baumgruppen und die hohen Felsen, von denen aus der Beschauer das allgemeine Verderben überblickt. Er sieht, wie ein unklar verschwimmendes Menschengewimmel die fernsten Abhänge bedeckt, wie das Entsetzen die bisher noch Entronnenen durchzittert, die weiter vorn auf kahler Steinklippe sich zusammendrängen, wie die Todesangst die Verlorenen mit letzter Kraftanstrengung selbst an den steilen Bergwänden emporklimmen läßt, gegen die das Wasser mit tosenden Strudeln emporschäumt, indeß von oben her die durch den Regen sich bildenden Bäche niederstürzen. Im nächsten Vorgrund aber blickt er auf die figurenreichen plastischen Gruppen derer, die theils mit verzweifeltem Flehen händeringend um ihren Fetisch sich scharen, theils besinnungslos fortstürmen und die Ihrigen mit sich reißen, und entgegenwälzt sich dem Beschauer hier endlich das Gewühl der in wildem Entsetzen fliehenden, Busch und Baum niedertretenden und in der Angst sich gegenseitig vernichtenden Thiere, hoch überragt von einem mächtigen Mammuth, das, selbst von einer Löwin angefallen, den Löwen mit dem Rüssel in die Luft schleudert, um das Hinderniß seiner Flucht aus dem Wege zu räumen.
   Es ist klar, daß ein so umfangreiches, in verhältnißmäßig kurzer Zeit entstandenes Werk, an dem überdies die verschiedenen Hände mitschufen, nicht in jeder Einzelheit die gleiche Vollendung aufweisen wird, und außer Frage steht es, daß ein weiterer Raum eine noch freiere und breitere Entfaltung der von reichstem Leben erfüllten Schilderung ermöglicht haben würde. Mehr als ungerecht aber wäre es, der ganzen Anlage eine ungewöhnliche Frische und Kühnheit künstlerischer Phantasie, der Durchführung zumal der malerischen Theile ein seltenes Maß freien und sichern Könnens absprechen zu wollen. Was hier, ganz abgesehen vom Entwurf und Aufbau der ausgedehnten Composition, in der Schilderung der unverhüllten menschlichen Gestalt in immer wieder neuen, den einmal angeschlagenen Grundton lebendig variirenden, die höchste geistige und körperliche Erregung Anspannung und Erschlaffung widerspiegelnde Bewegungsmotiven, in der lebenswahren Darstellung der verschiedensten Gattungen der Thierwelt und in der packenden Wiedergabe der vom Sturm aufgewühlten wilden Fluten geleistet worden ist, steht auf der vollen Höhe heutigen Kunstvermögens und beweist ein ebenso vielseitiges wie ernst eindringendes Studium. Ein Blick auf die beiden Ausschnitte der Gesammtcomposition, die wir dem Leser in Holzschnitten vorführen, auf die von Koch gemalte wogenumbrandete Felsklippe mit der hier Zuflucht suchenden Menschenschar und auf die nach einer Idee Bergmeier´s von Baumbach modellirte riesige Mammuthgruppe mag eine lebendige Anschauung dieser Vorzüge des Werkes, die letztere Arbeit zugleich auch eine Probe der Kunst geben, die auf die Durchbildung des reichen plastischen Vorgrundes verwendet ist.
   In geschichtlicher Folge, aber in wesentlich anderer Auffassung schließt sich an das Panorama der Sintflut eine große plastische Darstellung der Arche an, aus der Noah, von der Katze behaglich umschnurrt, eben heraustritt, um zuzuschauen, ob der Regen noch immer andauert, während man drinnen im Riesenstall das verschiedenste Gethier in fein säuberlicher Ordnung untergebracht sieht. Mit gutem Glück ist hier ein echt humoristischer Ton angeschlagen, und dieser Humor bringt sich dann weiterhin noch in mancher andern plastischen Gruppe zur Geltung, vor allem aber auch in dem nach dem Muster der Osteria des berliner Ausstellungsparks im Stil „incohärenter Kunst“ ausgestalteten Restaurationssaal, der mit dem tollsten, in der Mischung malerischer und real plastischer Darstellungsmittel wie in den Motiven gleich sehr belustigenden Erfindungen künstlerischer Laune geschmückt ist, und an dessen einer Wand eine von Breuer modellirte reizende Jongleuse, auf dem Rücken ruhend, mit den hochgestreckten, schlanken, tricotumschmiegten Beinen einen durchsichtigen Glasballon balancirt, aus dem das elektrische Licht hervorstrahlt. Unter den mannigfachen Glücks- und Unglücksfällen, die malerischer Uebermuth in diesem Raume schildert, fesselt vor allem eine zweite, durchaus in die Verhältnisse modernen Lebens übertragene, aus den unglaublichsten Requisiten zusammengebaute Darstellung der Sintflut, die um so erheiternder wirkt, als sie ihr ernstes Original Zug um Zug erfindungsreich parodirt. Ihr Autor ist Fischer-Cörlin, der hier den kecksten Humor entfaltete, zugleich aber auch in der glänzenden Ausstattung und Ausmalung des „Japanischen Café“ und des „Römischen Saals“ sich als ein Meister decorativer Kunst von feinstem Geschmack erwies und so durch sein Talent den Räumen, die in dem neuen Panopticum zu geselliger Vereinigung und zu behaglichem Verweilen einladen, ihr reich und eigenartig anmuthendes Gepräge gab.