Mittwoch, 10. Februar 2021

Füllungen mit Amoretten - Dekorative Vorbilder

Abbildungen oben aus: Dekorative Vorbilder. Eine Sammlung von figürlichen Darstellungen, kunstgewerblichen Verzierungen, plastischen Ornamenten, dekorativen Tier- und Planzen-Typen, Allegorien, Trophäen, heraldischen Motiven, Vereinszeichen, Innungswappen, festlichen Ausschmückungen, etc. für Zeichner, Maler, graphische Künstler, Dekoratöre, Bildhauer, Architekten. Verlag von Julius Hoffmann, Stuttgart, 5. Jg., 1894, Tafel 33.
 
 

Abbildungen oben aus: Dekorative Vorbilder. Eine Sammlung von figürlichen Darstellungen, kunstgewerblichen Verzierungen, plastischen Ornamenten, dekorativen Tier- und Planzen-Typen, Allegorien, Trophäen, heraldischen Motiven, Vereinszeichen, Innungswappen, festlichen Ausschmückungen, etc. für Zeichner, Maler, graphische Künstler, Dekoratöre, Bildhauer, Architekten. Verlag von Julius Hoffmann, Stuttgart, 6. Jg., 1895, Tafel 11.

Donnerstag, 4. Februar 2021

Entwurf für den Festsaal im Hamburger Rathaus zum Thema "Christianisierung des Nordens"

Die Christianisierung des Nordens, Entwurfszeichung, 1899, signiert mit "Prof Max Koch". Abbildung aus: Berliner Architekturwelt, 5. Jg., 1903, Heft 12, S. 426, Abb. 661. Dort ohne weiteren Kommentar als "Dekorative Malerei" von Max Koch, Berlin, abgebildet. Der Verbleib des Originals ist unbekannt.
Dem Autor ist es jetzt gelungen, die Zeichnung als einen Entwurf für die mittlere Flächen an der Längswand des Festsaals im Rathaus Hamburg zu identifizieren. Ein 1899 ausgeschriebener Wettbewerb mit 68 Teilnehmern hatte für die Hamburger zunächst keine zufriedenstellende Lösung ergeben, weshalb später der Auftrag direkt ohne Ausschreibung an Hugo Vogel vergeben wurde.
Die thematische Identifizierung gelang über die ausgesparte Fläche in der Mitte der Zeichnung, die auf eine vorstehende Architektur innerhalb einer Wandflächen hinweist. Der im Festsaal befindliche Türrahmen unterhalb des Gemäldes von Hugo Vogel hat heute zwar eine andere Form, aber zur Zeit des Wettbewerbs war offenbar die hier gezeigte Form maßgebend. Genau diese Aussparung findet sich denn auch in den entsprechenden Wettbewerbsentwürfen von Louis Kolitz und Hermann Knackfuß wieder.
Thematisch war hier wohl die Christianisierung des Nordens, das Ende der Wikingerzeit und ein Bezug zur  Missionstätigkeit von Ansgar vorgegeben.

Montag, 1. Februar 2021

A. Plate - Handbuch für das Preussische Abgeordnetenhaus, Berlin 1904

Die Abbildung (aus: Deutsche Bauzeitung, 33. Jg., Nr. 6, 21. Januar 1899, S. 33) zeigt den Zustand des Sitzungssaales im Preußischen Abgeordnetenhaus nach der Fertigstellung im Jahr 1899 noch ohne die Gemälde und Skulpturen. Bereits kurz danach wurde der Saal offenbar schon wieder umgebaut. Insbesondere wurden die Tribünen hinter dem Präsidium entfernt oder verbaut und der Wandabschluss, auf dem die Gemälde von Max Koch erst Anfang 1903 montiert werden sollten, nach vorne verlegt. 1904 beschrieb dann A. Plate, "Bureau-Direktor" im Hause, in einem Handbuch die Innenausstattung des Abgeordnetenhauses. Im Folgenden daraus das Kapitel "Der große Sitzungssaal":

   "Den Rundgang durch die vorderen repräsentativen Räume beendigend, gelangen wir nunmehr wieder in die Wandelhalle zurück und begeben uns, den mit Kuppeln überdeckten Anbau durchschreitend, in den großen Sitzungssaal.

  Die räumliche Abmessungen dieses Saales sind verhältnismäßig groß und übersteigen nicht unwesentlich diejenigen anderen Parlamentssäle und namentlich auch die des Sitzungssaales im neuen Reichstagsgebäude, erklären sich jedoch mit bezug auf letzteren daraus, daß die Mitgliederzahl des Abgeordnetenhauses 433, die des Reichstages dagegen nur 397 beträgt. Außerdem waren programmäßig an die Größe der Tische und Pulte für die Abgeordneten, sowie an die bequeme Zugänglichkeit aller Plätze weitgehende Forderungen gestellt, die zahlreiche Haupt- und Nebengänge notwendig machten. Dem Eintretenden gegenüber erheben sich, in einer großen Nische angeordnet, die Sitze des Präsidiums, denen die Rednertribüne und die Plätze für die Stenographen vorgelagert sind. Rechts und links schließen sich die die Tische für die Minister und die Regierungsvertreter an, während die Plätze der Abgeordneten sich amphitheatralisch um den Mittelpunkt des Hauses, die Rednertribüne, herumlegen. Die den Saal an drei Seiten umgebenden Tribünen sind bestimmt an der Ostseite für die Presse, an der Südseite für die Mitglieder des Hauses und für das Publikum, an der Westseite für die Mitglieder des Reichstages, des Herrenhauses, für den Königlichen Hof und für die Diplomaten. Der Architekt war bestrebt, die Ausstattung dieses Hauptraumes des Gebäudes zwar vornehm und würdig zu halten jedoch jeden ungewöhnlichen Prunk zu vermeiden. Auf den mit einer im ganzen schlicht gehaltenen Eichenholzvertäfelung bedeckten Tribünenwänden erheben sich schlanke korinthische Säulenpaare, die, durch Bögen verbunden, die gewölbten Decken der Tribünen und die Voutengewölbe der Saaldecke tragen. An letztere setzt sich eine wagerecht liegende Holzdecke, die das große mittlere, in reicher Glasmalerei gehaltene Oberlicht einschließt. Einen besonderen Schmuck des Raumes bilden die oberhalb der Wandvertäfelungen der Tribünen in den gro0en Wandfeldern zwischen den Piastern ausgeführten Wandgemälde, die nach der Auswahl des Architekten charakteristische Architekturbilder aus den preußischen Hauptstädten bezw. größten Städten der Provinzen darstellen.

   An der Nordseite über dem Präsidium sehen wir links Magdeburg, (Blick auf den Dom), in der Mitte Berlin (Königliches Schloß, Kurfürstenbrücke) und rechts Königsberg (Königliches Schloß), ausgeführt von Professor Max Koch,

an der Ostseite über der Journalistentribüne Kiel (Blick auf den Hafen), Danzig (der lange Markt), Stettin (Oder mit Hafen), ausgeführt von dem Maler C. Schirm,

an der Südseite über den Zuschauer- und Abgeordneten Tribünen Posen (Rathaus), Breslau (Rathaus), von Professor Günther-Naumburg, dann Hannover (Altstadt-Rathaus) vom Maler v. Vogtländer [sic],

an der Westseite über den Hof- und Diplomatenlogen Frankfurt a. M. (Dom), Cöln (Dom) und Münster (Lambertikirche), ausgeführt von Maler C. Lessing.

   Die Schwierigkeit, diese verschiedenen von mehreren Künstlern ausgeführten Bilder in Einklang miteinander zu bringen, scheint gelöst zu sein. Es kam dem Architekten besonders darauf an, nicht farbenprächtige Darstellungen dieser hochinteressanten Architekturen zu schaffen, sondern die Bilder so zu halten, daß sie mit der Architektur des Saales eng zusammengingen und nicht eine Wirkung in einzelnen, sondern im ganzen erzielten.

   Die in der Rückwand der Sitze des Präsidiums angeordneten Nischen sind durch zwei in Bronze gegossene überlebensgroße Figuren geschmückt, die von Professor Brütt modelliert sind und „Recht und Gesetzt“ darstellen. An den großen Sitzungssaal schließt sich nach hinten ein schmaler, den Ministern und Regierungsvertretern dienender Wandelgang, der auch die Verbindung zwischen den beiden getrennten Hälften der für die Regierungsvertreter bestimmten Sitze bilden soll. Nach den seitlichen Fluren führen die beiden im parlamentarischen Leben eine Rolle spielenden Abstimmungstüren, recht vom Präsidenten die Ja-Tür, links die Nein-Tür."

A. Plate (Bureau-Direktor des Abgeordnetenhauses), Handbuch für das Preussische Abgeordnetenhaus, Berlin 1904. Hier das Kapitel „Der große Sitzungssaal“, S. 390-391. 

Vermutlich ist keines der 12 Bilder von Max Friedrich Koch, Carl Cowen Schirm, Otto Günther-Naumburg, Rudolf von Voigtländer oder Conrad Lessing erhalten.