Mittwoch, 24. November 2021

Der Festsaal im Haus vom Berliner Architekten-Verein, Wilhelmstraße 92/93

„Der Fries, an dessen noch nicht ganz fest stehender Komposition und Ausführung Hr. Maler Max Koch, Lehrer am Kunstgewerbe-Museum sich betheiligen wird, soll im wesentlichen ornamental behandelt werden. (…) Als spätester Termin für die Vollendung dieser gesammten Arbeiten ist der 1. Oktober 1885 vorgesehen."
F., "Die Ausschmückung des Festsaals im Hause des Berliner Architekten-Vereins“, in: Deutsche Bauzeitung, 18. Jg., Nr. 52, 28.06.1884, S. 305–308, Zitat S. 308.
 
Dieser kurze Hinweis aus der Deutschen Bauzeitung von 1884 ist der erste Hinweis auf die Tätigkeit von Max Koch im Festsaal des Berliner Architekten-Vereins und - so scheint mit - ein wichtiger Mosaikstein für das Verständnis seiner Karriere. Die Zusammenarbeit mit dem fünf Jahre älteren Hermann Prell (1854-1922) und auch dessen Gemälde in diesem Festsaal haben Max Koch künstlerisch geprägt. Zudem war Max Koch hier, in dem von Ende & Böckmann gebauten Haus, an dem zentralen Ort, wo die Auftraggeber für die großen Dekorationsaufgaben in Berlin ein und aus gingen. Max Koch bemühte sich später auch gar nicht um die Aufnahme in die Akademie der Künste, deren Mitglied sein Bruder Georg war. Statt dessen trat Max Koch 1893 als Dekorationsmaler in die Vereinigung Berliner Architekten ein.
 
Die Gemälde von Hermann Prell an den Wänden entstanden 1881/82, das Deckengemälde von ihm aber erst 1885. Dessen Beauftragung war der Anlass für den obigen Artikel. Was darin mit "Fries" gemeint ist, kann man nur vermuten, denn ein solcher ist auf den späteren Fotos vom Festsaal nicht zu erkennen. Wahrschienlich sind die querrechteckigen Wandflächen unterhalb der Fresken gemeint. Die darüber waren wohl dreidimensional in Stuck ausgebildet. Das Gebäude selbst wurde 1934 für den Bau des Reichsluftfahrtministeriums abgerissen.

Medaillion zum 50. Geburtstag von den Kollegen

Bronzegussmedaillion, Durchmesser 106,5 mm. Mit diesem Medaillion ehrten offenbar die Kollegen vom Kunstgewerbe-Museum Max Koch an seinem 50. Geburtstag. Ein Bildnis der behelmten Minerva im Profil und das geschnürte, von Lorbeer umrankte Bündel von Pinseln machen es sehr unwahrscheinlich, dass ein andere Max Koch als eben der 1859 geborene Maler Prof. Max Friedrich Koch aus Berlin gemeint seien könnte.            
Versteigert vom Auktionshaus Gerhard Hirsch Nachfolger am 24.06.2021, Auktion 369, Los 4103. Verbleib unbekannt.

Dienstag, 9. November 2021

Karton zum Mosaik "Handarbeit" für den Teppichsaal im Warenhaus Tietz am Alexanderplatz

Karton für das Mosaik "Handarbeit" im Teppichsaal des Warenhauses Tietz in Berlin am Alexanderplatz, das 1908 von der Firma Puhl & Wagner ausgeführt wurde. Der originale Karton ist erhalten und befindet sich im der Sammlung der Berlinischen Galerie. 330 × 162 cm, Deckfarbe und Goldbronze auf Karton. Die Abbildung ist aus: Wände aus farbigem Glas. Das Archiv der Vereinigten Werkstätten für Mosaik und Glasmalerei Puhl & Wagner, Gottfried Heinersdorff, Berlinische Galerie e.V., Museumspädagogischer Dienst (Hrsg.), Berlin 1989, S. 194. Katalogbuch zur gleichnamigen Ausstellung die vom 8. Dezember 1989 bis zum 21. Januar 1990 im Martin-Gropius-Bau, Berlin, stattfand. Katalog-Nr. 35, S. 210.

Samstag, 6. November 2021

Deckengemälde und zwei Mosaiken im Teppichsaal im Warenhaus Hermann Tietz am Alexanderplatz

Von dem Deckengemälde und den Mosaiken im Teppichsaal des Warenhaus Hermann Tietz sind Abbildungen bisher nicht bekannt. Hier zumindest ein Foto, das die Ausstattung des Teppichsaals zeigt. Dem nachfolgenden Zeitungsartikel zufolge wurden die Mosaiken, die die Maschinen- und Handarbeit zeigten, nach Kartons von Max Koch gefertigt:  

   "Das Warenhaus Hermann Tietz am Alexanderplatz hat an der Alexanderstraße eine Verlängerung und Erweiterung erfahren, die im Sinne der Notwendigkeit und der Verschönerung gleich anerkennend zu begrüßen ist. Die Königlichen Bauräte Cremer und Wolffenstein haben diese Vergrößerung vorgenommen, die sich zunächst in einer Frontlänge von 125 Meter in jener geschmackvollen, jede Ueberladung vermeidenden Form, wie sie die Hauptfront nach dem Alexanderplatz zeigt, mit drei Eingangsbögen und zahlreichen Schaufenstern in der Alexanderstraße hinzieht. Oberhalb der Riesenpfeiler des Mittelbaues grüßt den Eintretenden figuraler Schmuck, die vier Jahreszeiten darstellend. Ein durchbrochener Kupferaufsatz mit einer mächtigen Uhr bekrönt den Mittelbau. Die Ausstattung der neuentstandenen Verkaufsräume ist ohne aufdringliche Eleganz in gediegenstem Material ausgeführt und künstlerisch gestaltet. Mit Eiche verkleidete Säulen tragen den Plafond im ersten Stockwerk, der eine Neuheit aufweist: die Decken sind mit einem besonderen Glanzlack emailleartig gestrichen, die dem Tageslicht wie dem Schein zahlreicher Kristallkronen als Reflektor dienen, so daß eine strahlende Belichtung in allen Räumen erzielt ist. Das Kleiderstoff, und das Seidenstofflager ist im Parterre in einem in hell Eichen gehaltenen Lichtsaal untergebracht. Vom Parterre führen sechs Fahrstühle nach oben, wo sich in der ersten Etage die Lager für Damen- und Kinderkonfektion und Putz, in der zweiten der Erfrischungsraum mit breitem Büfett befinden. An den Erfrischungsraum stößt die große, mit weißen Kacheln ausgelegte Küche mit ihren elektrischen Maschinen, die fast jede Handarbeit ersparen und für weitgehende Reinlichkeit Garantie leisten. Im dritten Stockwerk ist die Wirtschafts-, Glas-, Porzellan- und Spielwarenabteilung, im vierten endlich sind die Expeditions- und Bureauräume. Der Glanzpunkt des Neubaues befindet sich im zweiten Stock: ein gewaltiger, vornehm ausgestatteter Teppichsaal. Er durchragt drei Stockwerke, ist in hellbraun Nußbaum gehalten und trägt gediegene Schnitzerei und Bildhauerarbeit. Von seiner Decke grüßt in Medaillonform ein Kolossalgemälde von Prof. Max Koch: Merkur empfängt Völker aller Erdteile, die ihre Waren der Berolina darbieten. Eine Galerie, in Bronze getrieben und mit Holzschnitzereien versehen, umschließt den imposanten Raum, dem noch zwei Mosaikwandgemälde, ebenfalls nach Kartons von Prof. Koch, zu besonderem Schmuck gereichen. Die oberen Wände tragen Spiegel, aus denen das Licht der Wandleuchter in Kerzenform und der zehn Kristallkronen auf die prächtigen Teppiche niederstrahlt. Von der Straßenseite dringt durch fünf, mit irisierenden Scheiben versehene Riesenfenster das Tageslicht. Von sonstigen Neueinrichtungen im Warenhause Hermann Tietz sei auf die neuartigen Terrassen zur Aufstellung der Wirtschaftsartikel und die mit Glaswänden versehenen Regale für Putz hingewiesen, die dem Tageslicht überall ungehinderten Einlaß in die Verkaufslokalitäten gewähren. In der Putzabteilung sind ferner intime Räume im Rokokostil zur Anprobe geschaffen. Im Souterrain auf der Königsgrabenseite ist die Kraftanlage bedeutend vergrößert worden. Sechs Motore mit je 200 HP. versorgen das Riesenhaus mit Licht, ebenso sind Maschinen für Wasser, Luftzufuhr und Heizung tätig. Ueberall im Tietzschen Warenhause macht sich ein wohltuender Blumenreichtum zwischen den aufgestellten Waren bemerkbar, gewiß eine der größten Annehmlichkeiten für das durch die Säle flutende, betrachtende und kaufende Publikum.

Anonym: „Aus Berlin, Mittwoch 15. April.“, in: Norddeutsche Allgemeine Zeitung, 47. Jg., Nr. 91, 16.04.1908, S.2.

Dienstag, 2. November 2021

Ausstellung - Kunstsalon Fritz Gurlitt, Berlin 1892 Besprechung der Norddeutschen Allgemeine Zeitung

   "Was Prof. Max Koch auf dem Gebiete dekorativer Wandmalerei geleistet, ist von der baukünstlerischen Physiognomie Berlins untrennbar und auch die drei Panoramen des Malers: Pergamon, Brand von Rom und Konstantinopel, haben, obgleich tüchtige Kollegen ihn beim Schaffen unterstützten, den Zeitgenossen genugsam bewiesen, daß man hier einer tüchtigen, in sich geschlossenen künstlerischen Kraft gegenüberstand, welche sich über die Grenzen ihres Könnens völlig klar ist und die ihr gestellten Aufgaben, so verschieden diese auch sein mögen, glücklich zu lösen versteht. Daß diese rastlos strebende Künstlerindividualität noch nicht ihr letztes Wort gesprochen hat, war Jedem klar, der ihr Werden beobachtete. Koch's unermüdliches Studium der Natur in ihren wechselnden Formen und Beleuchtungen, welches er auch einen Schülern immer von Neuem anempfiehlt, trat zum ersten Mal gesondert in einer Folge von Landschaften hervor, die er vor Jahresfrist im Verein Berliner Künstler ausstellte. Seine breite, kühne und in den Lokaltönen gewissenhaft treue Darstellung unserer Havelseen und ihrer Gelände rings um Potsdam überraschten jeden Besucher; jetzt bei Gurlitt bietet uns Koch eine Serie von längst geschaffenen Landschaften, welchen ein noch intimerer Reiz, eine noch feinere poetische Auffassung eigen ist. Das sind Ausschnitte der Natur, welchen man es anmerkt, daß der Künstler in seinem schwimmenden Atelier die vor ihm liegenden Motive unmittelbar auf die Leinwand übertrug, von der kühlen Morgenluft, die durch das Schilf streift, von der heißen Mittagssonne, in welcher der kühle, schattige Wald so verlockend winkt, ist hier nichts verloren gegangen. Das geheimnißvolle Leben der Natur ist in seiner ganzen Schönheit hier mit Tempera- und Oelfarben wiedergegeben, und daß es die Schönheiten unserer oft so verachteten Mark sind, macht diese Kochschen Landschaften noch ganz besonders werthvoll. Einige dieser waldigen Havelseeufer gleichen im Ton ganz Shampeleer's [Edmond de Schampheleer 1824-1899] vielbewunderten Schilderungen seiner niederländischen Heimath, und dennoch geben sie unsere norddeutsche Ebene treu in jeder Linie und Farbe, so wie wir sie alle an schönen Sommer- und Herbsttagen gesehen haben. Denn glücklicherweise ist Koch den grau in grau gestimmten Regenbildern abgeneigt; er liebt klare Luft und Sonnenschein, er läßt den Wind über das Wasser wehen, daß jeder Segler seine Freude daran hat und legt jenes geheimnißvolle Flimmern des Lichts in das Waldinnere, welches den warmen Sommertag untrüglich ankündet. Während er hier eine aus der Ferne gesehene Regatta auf dem Wannsee schildert und dort den Blick meilenweit über Wasser, Wiesen und Wald schweifen läßt, begnügt er sich hier mit einem Einblick in das Gezweig und Blattwerk einer Waldpartie, auch die üppig wuchernde Sonnenblume, das mit buntem Mohn bestandene Beet zieht er in den Kreis seiner Studien, deren echt künstlerische sichere Auffassung mit vollendeter Naturwahrheit, die wie stets anheimelnd poetisch wirkt, Hand in Hand geht. [...]."

Anonym (v.?), "Kunst-Nachrichten. (Gurlitt's Kunstausstellung.)", in: Norddeutsche Allgemeine Zeitung, 31. Jg., Nr. 19, 13.01.1892, Morgen-Ausgabe, S. 3f.