Samstag, 10. Februar 2018

Wahl zum gerichtlichen Sachverständigen

   "Vom Verein Berliner Künstler wurden als gerichtliche Sachverständige für Kunst folgende Herren gewählt: Für Bildnißmalerei Kiesel und Hanns Fechner: für Genre Skarbina, Schäfer, Possart; für Landschaft Jacob und Günther-Naumburg; für Marine Lindner; für Sport und Thiere Kappstein; für Geschichts- und Monumentalmalerei Arthur Kampf und Max Koch; für Graphik Hans Meyer; für Monumentalbildnerei und Porträts Ernst Herter; für Kleinplastik Riesch; für Vervielfältigungsplastik Pohlmann und Schichtmeyer; für Thierplastik Bildhauer Rusche."
Anonym, „Kleine Kunstnachrichten“ in: Berliner Tageblatt, 31. Jg., Nr. 318, 26. Juni 1902, o.p. [S, 3].

Psyche mit blauen Schmetterlingsflügeln am See

   "Dem Präsidenten der Akademie der Künste, Herrn Geh. Rath [Hermann] Ende, hat die Vereinigung Berliner Architekten eine Sammlung eigener Arbeiten dargebracht. Es find mehr als 50 fast durchgehends sehr werthvolle Blätter, die zumeist von hervorragenden Baukünstlern herrühren. Der 80jährige Altmeister C. W. Hahn widmete aus seiner Heimath „seinem lieben Ende“ ein hübsches Aquarell, Motiv aus der Nähe von Einbeck, mit einer tausendjährigen, im Absterben begriffenen Eiche als Mittelpunkt; das Bild ist 1897 entstanden. Paul Wallot stiftete eine mit der Feder gezeichnete „Hausthür eines Landhauses bei Darmstadt“; über dem Portal steht die Inschrift: „Wenn ich mit Menschen- und mit Engelszungen redete und hätte der Liebe nicht“ u.s.w. Johannes Otzen steuerte die Originalskizze der Georgenkirche bei. Christian Hehl eine Skizze des Münzthurms von Hall in Tirol, der auch auf einem Blatte von Balcke wiederkehrt; Max Koch ein phantasiereiches Aquarell: eine Psyche mit blauen Schmetterlingsflügeln, die hinter dem Schutze eines Baumes auf einen See hinausblickt. Von Bruno Schmitz stammt ein Entwurf zur Tonhalle in Zürich, von Tiede eine Bleistiftzeichnung der farnesianischen Gärten und des Titusbogens. Die Zeichnungen, Skizzen, Entwürfe und Aquarelle sind meist so fesselnd und reizvoll, daß sie z. B. eine hübsche „Architekturabtheilung“ in der Kunstausstellung bilden würden."
Anonyme Nachricht in: Volks-Zeitung, Berlin, 47. Jg., Nr. 113, 8. März 1899, Morgenblatt, o.p. [S. 2].

Mittwoch, 7. Februar 2018

Abbruch: Panorama-Gebäude Pergamon im Landesausstellungspark zu Berlin, 1886-1896

Anzeige in: Berliner Tageblatt, 25. Jg., Nr. 441, 30. August 1896, S. 19.

   "Das Panorama-Gebäude im Landesausstellungspark wird im nächsten Monat vollständig abgebrochen werden. Mit dem zum Abbruch gestellten Gebäude sollen auch die Bilder Pergamon, Brand von Rom und Konstantinopel verkauft werden. Jedes der von Prof. Max Koch angefertigten Bilder hat eine Fläche von ca. 900 qm."
Kurznachricht in: Berliner Börsen-Zeitung, Nr. 411, 2. September 1896, Morgenausgabe, S. 6.

Deckengemälde im Apollo-Saal im Hotel Deutscher Hof

Deckengemälde im Apollo-Saal im Hotel Deutscher Hof, Berlin, Luckauer Str. 15, 1895.

Oben ein Detail aus einem Foto, das sich in der Sammlung des Architekturmuseums der Technischen Universität Berlin befindet (Inventarnummer: F 5214). Es zeigt die Decke des Architekten Heinrich Seeling mit dem zentralen Deckengemälde von Max Koch. Dargestellt ist in der Mitte in einer sonnigen Gloriole der dem Saal den Namen gebende Apoll mit einer Kithara. Am Rand halten Musen Kränze für ihn hoch und oben auf einer Felsklippe steht Pegasus für ihn bereit. Hier zwei hochvergrößerte Details:


Wandgemälde im Apollo-Saal im Hotel Deutscher Hof

Wandgemälde im Apollo-Saal im Hotel Deutscher Hof, Berlin, Luckauer Straße 15, 1895.

Oben ein bearbeitetes Detail aus dem nachfolgenden Foto von Heinrich Seeling (rechts unten signiert "H. Seeling erf."). Ein originaler Fotoabzug befindet sich in der Sammlung des Architekturmuseums der Technischen Universität Berlin, Inventarnummer: F 5216.

Das Gemälde zeigt im linken Bogenfeld die Begegnung eines Mannes und einer Frau in einem Garten vor, wie die Zypresse im Hintergrund andeutet, südlicher Landschaft. Die Frau wird durch einen Diener von hinten beschirmt. Vermutlich ist weiteres Gefolge im rechten Bogenfeld dargestellt. Im mittleren Bogenfeld erkennt man eine säulengestützte und rosenumrankte Pergola, auf der oben ein Pfau thront. Die Pergola ragt in die seitlichen Bogenfelder hinein, wodurch sich alle drei Bilder zu einem einheitlichen Geschehen verbinden, das sich illusionistisch hinter der realen Ballustrade auf einer an den Saal anschließenden Terrasse abspielt.

Geschäftshaus in Berlin, Charlottenstr. Ecke Mohrenstr., Bierhalle der Dortmunder Union Brauerei

   "Dem heute stattfindenden öffentlichen Anstich des Dortmunder Unions-Bräus ist, wie gestern bereits mit kurzen Worten angedeutet, ein Ausschank des Bieres vor geladenen Gasten vorausgegangen. Da es sich hier wieder um eine Bierhalle modernster Art handelt, wollen wir dieselbe einer Beschreibung würdigen. Das Gebäude, in welchem sich die Bier-Ausschank-Säle befinden, ist auf dem Grundstück des früheren Hotel Brandenburg nach den Zeichnungen der Architekten Kayser und von Großheim errichtet und wendet seine Hauptfaçade dem schönsten Platze Berlins, dem Gendarmenmarkt, zu. Die Façaden des Hauses zeigen eine ruhig und monumental wirkende Architektur. Die Detailformen derselben lehnen sich in freier Weise der Schlüterschen Bauperiode an, deren schönstes Werk Berlin in dem Königlichen Schloß besitzt. Die beiden unteren Stockwerke, welche, abgesehen von den Räumen der Dortmunder Union-Brauerei, zu Geschäftszwecken vermiethet werden, zeigen Pfeiler aus polirtem Schwedischen Granit in Verbindung mit reich ornamentirten Eisenstützentheilungen und Umrahmungen der Schaufenster. Die oberen Stockwerke sind in Kunstsandstein aus der Fabrik der Herren H. A. L. Schultz u. Co. in Schönweide bei Berlin hergestellt. Derselbe zeigt einen feinen grauen Steinton und erreicht in diesem Fall eine Wirkung, welche echtem Sandstein nahezu gleichkommt. Die Räumlichkeiten, welche die Dortmunder Union-Brauerei inne hat, liegen im Erdgeschoß dieses Neubaues, ziehen sich, einen rechten Winkel bildend, von der Mohrenstraße anfangend durch einen Mittelbau des Hauses bis nach der Charlottenstraße und haben dementsprechend zwei durch hellstrahlende elektrische Bogenlampen ausgezeichnete Straßeneingänge. Die Ausstattung derselben ist, wie zu erwarten, eine in jeder Weise künstlerische, von vornehmem, ruhigem Charakter, welche ihre Wirkung nicht in der Ueberladung sucht. Die straßenwärts gelegenen Räume zeigen Holzdecken von abwechselnd einfacher und reicher Theilung tief braunen Tons in discreter Weise durch Goldzapfen und hohe, gleichfalls dunkelgetönte Paneele an den Wänden. Die Wandflächen zwischen Decke und Paneel erscheinen weißgetüncht und sind an einzelnen Stellen durch leichte farbige Malereien belebt und geschmückt, welche, ein Werk des Malers Max Koch, auf die Wand improvisirt sind, einen wesentlich ornamentalen Charakter bewahren und Bezug auf die Stadt Dortmund und die Dortmunder Union-Brauerei nehmen. Die Mittelräume, gegen die Vorderräume um einige Stufen erhöht und durch Ballustraden abgeschlossen, sind im Gegensatz zu den Holzdecken der Letzteren mit großen, bis aufs Paneel heruntergehenden Kreuzgewölben überspannt, welche in weißem Ton gehalten, schön und reich componirte Stuckverzierungen an den Graten und im Scheitel zeigen. Diese Verzierungen sind durch den Bildhauer Otto Lessing ausgeführt, an Ort und Stelle aus freier Hand gearbeitet. Sie zeigen jene freie und leichte Anmuth, welche dem Barockstil zu Beginn des vorigen Jahrhunderts innewohnte und nur durch die hier angewandte, aufs Meisterhafteste ausgeübte Technik zu erreichen ist. Diese Mittelräume erhalten ihr gedämpftes Licht durch große farbige Fenster, welche die Wandfelder theilweise ersetzen, von den großen Lichthöfen des Grundstücks aus. Um diesen Fenstern eine decorative Wirkung unter Wahrung ihrer Bestimmung als Lichtquelle zu geben, ist deren Fläche durch ornamentale Malereien in leichten und freien Barockformen gedeckt und belebt, welche dem in viereckige Scheiben getheilten und durch Bleifassung verbundenen Glase eingebrannt sind. Der große Buffetraum ist in der Mitte des ganzen Raumes angeordnet, so daß beide Flügel der Restaurationsräume, nach der Mohrenstraße sowohl als nach der Charlottenstraße, übersehen werden können. Die elektrische Beleuchtung der Räume liefern zehn große Bronzekronen zu je 7 Glühlampen. Die Heizung der Restaurationsräume wie des ganzen Hauses erfolgt durch eine von der Firma O. Titel & Wolde gefertigte Dampf-Niederdruckheizung, während die Lüftung des Restaurationslocals durch einen mittelst Gasmotor betriebenen Ventilator bewirkt wird. Derselbe saugt die frische Luft durch einen hohen Schacht aus staubfreier Höhe über Dach an und preßt sie durch Canäle in die Räume des Erdgeschosses. Auf diesem Wege passirt die frische Luft einen Calorifer, mittelst welchem sie bei niedriger Außentemperatur vorgewärmt werden kann. Es ist selbstverständlich, daß die Wirthschaftsräume der Größe der Restaurationsräume entsprechen, und daß sie mit allen jenen neuen und vollkommenen Einrichtungen versehen sind, welche einen raschen Betrieb sichern und die Gewähr leisten, daß Speisen und Getränke den Gästen in vorzüglichster Qualität geboten werden. In unmittelbarem Anschluß an die Restaurationsräume liegen im Erdgeschoß ein Anrichteraum und die große Küche mit allem Zubehör. Im Keller liegen noch eine Reserveküche und ein Spülraum für das unreine Geschirr. Hieran schließen sich große Fleisch- und Vorrathskeller, welche mit massiven Eiskästen ausgestattet sind, und besonders ein großer Bierlagerkeller, welcher durch einen Eisraum in zwei Theile getrennt ist, so daß in dem einen Theil das Bier ungestört lagern kann, während dasjenige aus dem andern Theil ausgeschänkt wird. Das Bier wird direct mittelst Aufzuges nach dem Büffet befördert. Die Ausstattung der übrigen Innenräume des Hauses, der Eingänge, Treppenhäuser, der Bodenlocale und der zu vermiethenden Wohnungen ist in demselben Sinne wie diejenige des Locals der Dortmunder Union-Brauerei erfolgt und durch ruhige Formen und Farben zu einer decorativen Wirkung gebracht, welche ebenso wirkungsvoll wie der Bestimmung des Gebäudes als Geschäftshaus angemessen ist. — Das Bier schmeckt, wie wir schon gestern sagten, ganz vortrefflich. Warum es aber mit 30 Pfennig pro ½ Liter bezahlt werden muß, trotzdem kein Grenzzoll auf demselben liegt, das ist ein Geheimniß für uns."
Anonym, "Locales", in: Berliner Börsen-Zeitung, Nr. 466, 6. Oktober 1887, Morgenausgabe, S. 5-6.

Dienstag, 6. Februar 2018

Geschäftshaus in Berlin, Leipziger Straße 109, Drehersche Bierhalle


   "Die bereits rühmlich bekannten Architekten Kayser und v. Großheim haben in der Leipzigerstraße 109 einen Prachtbau aufgeführt, der, soeben vom Gerüst frei gelegt, sein markantes „Gesicht“ in eigenartiger Weise von seiner Umgebung abhebt. Niemand kann vorübergehen, ohne daß ihm die lichte Einfachheit der Façade auffiele, ohne daß das Auge gern auf dem ruhigen Aeußern dieses Baues weilte. Im ersten Augenblick frappirt die in dem Gebäude vorherrschende Verbindung von Stein und Eisen, bald aber ist man an das Originelle gewöhnt und gewinnt dem eigenartigen Bau immer mehr Interesse ab. Was sonst bei modernen Bauten im Centrum der Stadt stört, nämlich, daß die oberen zu Wohnräumen benutzten Stockwerke auf die dünnen Eisenwände der Läden-Einrahmung in ihrer Massigkeit zu drücken scheinen, das ist hier wenig störend durchgeführt, obgleich auch hier der untere Raum Geschäftslocal und der obere Wohnung ist. Wir nahmen Gelegenheit, den Bau, der uns interessirte, weil darin sämmtliche Fortschritte der Bautechnik, sämmtliche Erfahrungen der Neuzeit Verwerthung fanden, wiederholt zu besuchen, und werden nach der am Dienstag stattfindenden Eröffnung des in demselben etablirten Ausschankes Dreherschen Bieres die Details des Baues mitzutheilen in der Lage sein. Für heute sei nur so viel gesagt, daß das Haus im Juli begonnen und Mitte Januar fertig gestellt wurde. Eine Schnelligkeit, die um so bemerkenswerther erscheint, als die Grundmauern auf Caissons ausgeführt werden mußten und von vornherein auf den Hauptzweck, dem der Bau dienen sollte, nämlich auf die Errichtung einer Bierhalle größten Stiles mit ihren vielgestalteten Anforderungen an Maschinerien, Auszügen, Ventilationsanlagen, Heizräumen rc. Rücksicht genommen werden mußte. Die Bierhalle selbst wird im kostbarsten Stile eingerichtet. Schwere dunkle Balkendecken, dunkle Paneele und Möbel werden den Raum zieren. Den höchsten Schmuck werden jedoch Wand- und Deckengemälde bilden. Prof. Karl Lessing und Max Koch malen dieselben al fresco. Eine großartige Ansicht von Wien innerhalb einer von zwei lebensgroßen allegorischen Gestalten getragenen Kartusche wird die Bewunderung aller Kenner hervorrufen. Das Bild befindet sich gerade gegenüber dem Eingang zum Local und wird nicht verfehlen, den Eintretenden in Stimmung zu versetzen. Von dem anderen reichen künstlerischen Schmuck sprechen wir, wie gesagt, nach der Eröffnung. Als bemerkenswerth sei noch hervorgehoben, daß der Gast aus der etwas erhöhten ganzen Tiefe des Locals den Blick auf die Leipzigerstraße frei haben wird. Daß die Bierhalle mit elektrischem Licht versehen ist, kann als selbstverständlich gelten. Kosten wurden keine gescheut, um den Raum zu einem angenehmen zu machen, in welchem das helle Drehersche Bier verzapft werden soll. Stellt sich doch der Preis des Baues incl. Grund und Boden auf 1½ Millionen Mark. Man muß füglich erstaunen, welche Summen aufgewendet werden, um dem Kneipbedürfniß der Großstädter entgegenzukommen."
Anonym, "Locales", in:  Berliner Börsen-Zeitung, Nr. 26, 16. Januar 1887, Morgenausgabe, S. 7

   "Wie wir in der Sonntagsausgabe angedeutet, hat die neue Drehersche Bierhalle in der Leipzigerstraße 109 am Dienstag Abend vor einer außerordentlichen Gesellschaft zum ersten Male ihre Pforten geöffnet. Wir haben auch schon erwähnt, daß die Architekten Kayser und v. Großheim mit diesem Bau ein kleines Meisterstück geliefert haben, und geben nunmehr folgende ausführliche Daten über die neue Bierhalle: Der Bau des ganzen Hauses wurde begonnen Anfang Juli 1886 und hat mithin etwa ein halbes Jahr in Anspruch genommen. Die specielle Bauleitung lag in den Händen des Architekten Tiek. Trotzdem bei der, auf den Ausbau der Restauration entfallenden, äußerst kurzen Zeit die größte Beschleunigung aller Arbeiten geboten war, wurden doch zu den vielen kunstgewerblichen und künstlerischen Arbeiten nur neue Modelle und Entwürfe benutzt. Außerdem wurde auf die Anlage der Heizung, Ventilation, Abwässerung, auf die zeitgemäße Einrichtung des Küchencomplexes, sowie der Vorrathsräume für Bier, Fleisch etc., auf die Ausbildung der Verkehrsmittel die möglichste Sorgfalt verwandt, da die Architekten beabsichtigten, ein in jeder Beziehung den Ansprüchen des modernen Großstadtpublicums genügendes Werk zu schaffen. Von besonderem Interesse ist zunächst die Restauration, welche zu einer Ausschankstelle des Anton Dreherschen Brauhauses, Kl. Schwechat bei Wien, vorher bestimmt war. Es lag in dem Bestreben der Erbauer, durch einfache Eleganz und möglichst malerische Anordnung der Räume die für solche Locale erforderliche vornehme Behaglichkeit zu erlangen. Durch das Vestibül, welches zugleich für den Verkehr mit dem übrigen Hause und zu den im Keller gelegenen Küchen- und Vorraths-Räumen dient, gelangt man in die Restauration, in deren Inneres wir schon durch das rechts im Vestibül angebrachte unten reich vergitterte Fenster einen Einblick gewinnt. Der Eingang befindet sich an einer Stelle des Innenraumes, von wo sich dem Eintretenden ein Durchblick durch die drei in verschiedener Höhenlage und Deckenausbildung combinirten Abtheilungen des Locals in ihrer Gesammttiefe darbietet. Als Fußbodenbelag ist im ganzen Locale rother Terrazzo von Odorico zur Anwendung gekommen, über welchem sich durchgehends an allen Wänden ein 2,50 m hohes eichenes Paneel aus der Werkstatt Max Schulz u. Co. in dunkler Färbung erhebt. Der darüber befindliche Theil der Wände ist, der Vermeidung von Staub wegen, von einer Stoffbekleidung völlig frei geblieben und im Naturton des Mörtelputzes gelassen, welcher auch den Malereien direct als Untergrund dient. Im vordersten Raum befindet sich rechts eine Ansicht von Wien, gemalt von Otto Lessing, die übrigen Malereien sind von Max Koch. Die um 2 Stufen erhöhte geräumige Fensternische ist durch eine Balustrade vom übrigen Raum abgetrennt. Die breiten Leibungen sind mit den Figuren der Austria und Borussia auf Majolikafliesen geschmückt, während die große Fensteröffnung ohne Glasmalerei geblieben und mit einer (im Sommer in den Keller zu versenkenden Spiegelscheibe versehen ist, welche auch den tiefer im Locale Sitzenden einen Blick auf das Straßenleben ermöglichen soll. Die Decke dieses ersten Raumes ist als dunkle Cassetten-Holzdecke, mit goldenen Rosetten und Knöpfen geschmückt, versehen. Auf die Höhe des hinteren Locales, welche durch eine Balustrade mit Marmorsockel und Deckplatte und Messingdocken gegen den tiefer liegenden Theil abgeschlossen ist, gelangt man über eine Treppe von 5 Marmorstufen mit reichem schmiedeeisernen Geländer. Man befindet sich zunächst in dem durch zwei Kreuzgewölbe überdeckten Mittelraum, welcher sein Licht durch ein großes seitliches Rundbogenfenster, nach einem Entwurf von Max Koch von L. Jessel - Berlin in Glasmalerei ausgeführt, empfängt. An der rechtsseitigen Wand sind die allegorischen Büsten von Frohsinn und Ernst, Werke des Bildhauers Kaffsack, angebracht, umgeben von einer an Ort und Stelle in dem frischen Stuck modellirten Umrahmung. Die Gewölbe sind mit in gleicher Weise von Otto Lessing modellirten Stuckornamenten überzogen. Am Buffet, welches sich links im zweiten Joch des Raumes befindet, ist besonders nennenswerth das in reichster schmiedeeiserner Arbeit von Ed. Puls ausgeführte Obergitter der Oeffnung und die in Kupfer getriebene Paneelfüllung aus der Werkstatt Seitz-München. Das Büffet ist mit dem darunter liegenden Anrichte Raum durch Treppe und Aufzüge verbunden, doch ist zur Vermeidung des Aufsteigens der Küchendämpfe ein Abschluß der Küche durch Glaswände mit kleinen Schubfenstern zum Durchreichen vorgesehen. Der hintere geräumige Theil des Locals ist in ähnlicher Weise wie der vorderste ausgebildet. Die Holzdecke wird jedoch in einem der 4 durch Unterzüge entstandenen Theile derselben durch ein farbiges Oberlicht ersetzt. Die Füllungen der übrigen Decke sind im Naturton des Kiehnholzes gelassen und mit schablonirten farbigen Ornamenten künstlerisch belebt. Von den die im hellen Putzton gelassenen Wände bedeckenden Malereien des Malers M. Koch sind, auf den Besitzer der Restauration bezüglich, die Bilder seiner 4 Brauhäuser, zu Michelob bei Saaz in Böhmen, zu Kl. Schwechat bei Wien, zu Boschetto bei Triest und zu Steinbruch bei Budapest zu erwähnen. Allegorien, Wappen, Embleme und dergleichen bilden den Gegenstand der umgebenden und übrigen Malerei. Die drei den einen Unterzug tragenden Stützen sind mit Capitälen, Bändern und Basen von getriebenem Kupfer aus der Werkstatt Fr. Paters-Berlin geschmückt. Die von O.Titel & Wolde ausgeführte Heizung und Ventilation der Restauration wird von dem vorderen Theil des Kellergeschosses aus durch eine Niederdruckdampfheizung und eine vollkommen unabhängig davon angeordnete Ventilations-Anlage mit Ventilator und eigenem Calorifer bewirkt. Die frische Luft wird oberhalb des Daches gewonnen, in den Keller hinabgesogen, gereinigt und nach Erwärmung auf Zimmertemperatur in die Restauration getrieben, wo sie sich oberhalb der Decke vertheilt und durch ein durchbrochenes Unterglied der Decke hinaustritt. Der Abzug der verbrauchten Luft erfolgt durch geheizte Lockschlote, welche eine beständige Lufterneuerung im Locale zulassen. Die Einrichtung der ganzen Küchenanlage ist, den Erfindungen der Neuzeit Rechnung tragend, von O. Titels Kunsttöpferei Actien-Gesellschaft besorgt. Das Bier wird aus dem Hofe durch einen eisernen Krahn in den Bierkeller mit oberer Eiskühlung (nach Ing. Dörrfurt) gesenkt, von dort nach Bedarf auf kleinen Wagen in den Aufzug gefahren und in den oberen Buffetraum gehoben. Die Aufzüge werden alle durch hydraulische Kraft getrieben. Zum Verkehr zwischen den oberen Stockwerken, welche, der günstigen Lage des Hauses entsprechend, ausschließlich der Personalwohnungen im IV. Stock und Dachgeschoß, zu Geschäftsmagazinen eingerichtet sind, dient ein Amerikanischer Aufzug, System Otis, welcher durch Herrn von Adelson hier eingeführt worden ist. Sämmtliches für die Aufzüge erforderliches Wasser wird auf dem Grundstück selbst durch eine 30 m tiefe Pumpe, welche durch einen Gasmotor getrieben wird, gewonnen. Herr Ingenieur Herzberg und die Berlin-Anhaltische Maschinenbau-Actien-Gesellschaft haben die ganze hierzu nöthige maschinelle Anlage eingerichtet, desgleichen die zum Heben der Abwässer in die etwa 2 m höher liegende Kanalisation der Leipzigerstr. Pumpvorrichtung, welche nöthig war, weil die hydraulischen Aufzüge bis unter die um dieses Maß tieferliegende Kellersohle hinabreichen. — Die Einweihungsfeier gestaltete sich zu einer gemüthlichen Kneiperei. Baurath Kyllmanns schwungvolle Rede auf die Verbrüderung Oesterreichs mit Deutschland fand enthusiastische Aufnahme. Das Bier, etwas dunkler als früher eingebraut, mundete vortrefflich. Nennen wir noch die Firma Hasché, welche alle Glaswaaren und Krüge lieferte, und die bekannte Bäckerei von Gartz, die berufen ist, ihr als schmackhaft bekanntes Brod zu liefern, so haben wir Alle erwähnt, die sich um das „Ensemble" verdient gemacht haben. Indessen sei des Vertreters des Hauses Dreher in Berlin, des Herrn Zweig, nicht vergessen, der den Berliner Unternehmungen Drehers mit Geschick und Energie vorsteht, was auch Baurath Kyllmann in seinem Speech unter allgemeiner Zustimmung betonte. Wir zweifeln nicht, daß das Drehersche Bier in Berlin bleibend zu denjenigen Genußmitteln gehören wird, welche man gewohnt ist, zu den zeitweilig unentbehrlichen zu zählen."
Anonym, „Locales“, in: Berliner Börsen-Zeitung, Nr. 32, 20. Januar 1887, Morgen-Ausgabe, S. 7-8.

Samstag, 3. Februar 2018

Fenster- oder Wanddekoration: Die Malerei


Abbildung aus: Wilhelm Cremer und Richard Wolffenstein (Hrsg.), Der innere Ausbau. Sammlung ausgeführter Arbeiten aus allen Zweigen des Baugewerbes, Bd. 2, Berlin, Ernst Wasmuth, o.J. [1894], Tafel 107-108. Links unterhalb der Darstellung: "Max Koch erfu. gez."
Der Entwurf aus der Zeit um 1890 wurde vermutlich bei den Fenstern im Tanzsaal des Hotel Disch in Köln realisiert.

Fenster- oder Wanddekoration: Die Musik


Abbildung aus: Wilhelm Cremer und Richard Wolffenstein (Hrsg.), Der innere Ausbau. Sammlung ausgeführter Arbeiten aus allen Zweigen des Baugewerbes, Bd. 2, Berlin, Ernst Wasmuth, o.J. [1894], Tafel 186-187. Links unterhalb der Darstellung: "Max Koch erfu. gez."
Der Entwurf aus der Zeit um 1890 wurde vermutlich bei den Fenstern im Tanzsaal des Hotel Disch in Köln realisiert.

Tanzsaal im Hotel Disch in Köln

Tanzsaal im Hotel Disch in Köln. Abbildungen aus: Wilhelm Cremer und Richard Wolffenstein (Hrsg.), Der innere Ausbau. Sammlung ausgeführter Arbeiten aus allen Zweigen des Baugewerbes, Bd. 2, Berlin, Ernst Wasmuth, o.J. [1894], Tafel 105 und 106. In den Bildunterschriften die Angaben: "Kayser & von Groszheim Arch.  Otto Lessing Bildhauer  Max Koch und E. Lange Maler ausgef."
Nach einem Eigentümerwechsel wurde das Hotel ab 1890 durch Kayser & von Groszheim umgebaut. Die Dekorationen von Max Koch dürften daher aus diesem Jahr stammen.

Ein Weihnachtsgeschenk für unsere Leserinnen.

"Ein Fächer von Max Koch. (Zu unserer Kunstbeilage zw. S. 480 u. 481.)
Es muß eine lustige Zeit gewesen sein, die alte Rokokozeit, so lehren uns wenigstens die damaligen Kunsterzeugnisse, wenn auch die Geschichte in anderen Tönen redet, Genial erfundene Ornamente, Ranken, Blumengewirr, fröhliches Girren und Schwirren aller möglichen und unmöglichen Tiere lacht uns an allen Ecken und Enden entgegen. Wem steigt nicht beim Anblick der Kunstwerke jener Zeit der Gedanke auf, daß damals Natur und Menschen so ganz anders gewesen seien, wie heute. Der Himmel so pinkertblau, die Bäume so blaugrün, dazwischen die schäkernden, tanzenden, springenden, süßlichen Figürchen, die uns glauben machen könnten, daß das damalige Menschengeschlecht zum Ballet gehört habe. Nun, es wird zu Urgroßvaters Zeiten ebenso gewesen sein, wie heute, nur daß der Geschmack sich mehr zum süßlichen, höfischen hinneigte. Der geniale Zug, die prächtig erfundenen Ornamente haben ihren Reiz bis heute behalten und machen das Rokoko zum gern gesehenen Stil unserer Umgebung. Mit den süßlichen Fratzen kann sich freilich unsere kraftstrotzende Jetztzeit nicht recht befreunden. Diesem Zuge folgend, sucht auch die Kunst den Ausgleich zwischen einst und jetzt zu ermöglichen. Max Koch, wohl einer der besten Vertreter ornamentaler Kunst, hat diesen Weg mit Erfolg beschritten. In das leichte, geniale Gerank setzt er frische, lebenswahre Gestalten von Fleisch und Blut; Mark und Bein statt der albernen Schäferfiguren. Blumen und Blätter lehnen sich eng an die Natur an, soweit es natürlich der ornamentale Zug gestattet. Unsere Kunstbeilage zeigt uns eine derartige frei im Rokokostil erfundene Arbeit des Meisters."
Hans Bohrdt, „Ein Fächer von Max Koch“, in: Velhagen & Klasings Neue Monatshefte, Bd. 5, Heft 4, Dezember 1890, S. 575.

Die Kunstbeilage zwischen S. 480 und 481 ist überschrieben mit: „Ein Weihnachtsgeschenk für unsere Leserinnen.“ Die Bildunterschrift lautet: „Auf Seide gemalter Fächer von Max Koch.“ Der Verbleib des originalen Fächers ist unbekannt.

Donnerstag, 1. Februar 2018

Musikzimmer im Wohnhaus Jägerstrasse 53, Berlin


Abbildung aus: Wilhelm Cremer und Richard Wolffenstein (Hrsg.), Der innere Ausbau. Sammlung ausgeführter Arbeiten aus allen Zweigen des Baugewerbes, Bd. 1, Berlin, Ernst Wasmuth,  o.J. [1894], Tafel 35.
Bildunterschrift: "Berlin / Musikzimmer Wohnhaus Jaegerstrasse 53 / (Ernst Mendelssohn-Bartholdy) / H. Schmieden,  von Weltzien & Speer Arch. erf. - Christian Lehr Bildh. Berlin und Max Koch Maler ausgef."

Wohnhaus Ernst Mendelssohn-Bartholdy Jägerstraße 53

    „– Tafel 75. – Wohnhaus Mendelssohn in Berlin, Jägerstr. 53.
Das Gebäude ist als vornehmes Wohnhaus mit reich ausgestatteten Festräumen in den Jahren 1882–85 durch die Architekten Schmieden, von Weltzien und Speer errichtet worden. Seine Kunstformen nähern sich, bei eigenartiger Durchbildung, denen der heutigen französischen Renaissance. Die Fassade ist in Nesselberger Sandstein hergestellt. Im Innern sind bei den Täfelungen, Thüren und Möbeln mehrfach kostbare Hölzer verwandt worden. Zu bemerken ist, dass die Abendbeleuchtung der Halle durch Lichtkörper bewirkt wird, welche sich oberhalb der inneren Glasdecke befinden. Die Heizung des Gebäudes erfolgt durch eine Warmwasseranlage. Bei der künstlerischen Ausstattung waren bethätigt: Bildhauer O. Lessing und die Maler J. Schaller und Max Koch. Als an der Ausführung Beteiligte sind zu nennen: Maurermeister Ramelow, Zimmermeister Scharnweber, Tischlermeister Olm, E. Koch, Max Schulz, Schlossermeister P. Marcus und A. Z. Benecke, Bildhauer Zeyer und Drechsler und Chr. Lehr. Die gesammten Baukosten, einschließlich der Möbel, betrugen 681000 M., also bei rd. 764 qm bebauter Grundfläche, 891 M. für das Quadratmeter.“
In: Blätter für Architektur und Kunsthandwerk, 2. Jg., Nr. 8, 1. August 1889, S. 33f. und Tafel 75.