Sonntag, 30. August 2015

Wandgemälde - Festsaal im Reichsgericht Leipzig

Festsaal des Präsidenten, Chromlichtdruck nach einem Aquarell von Max Seliger von 1896. Abbildung aus: Ludwig Hoffmann, Der Reichsgerichtsbau zu Leipzig, Leipzig, Verlag von Meissner & Buch, o.J., Blatt 9.
   Im Geleitwort dieser künstlerischen Dokumentation mit zehn Aquarellen von Max Seliger schreibt der Architekt des Gebäudes Ludwig Hoffmann zum Festsaal: "Durch sehr bewegte Linienführung und verschiedene Gestaltung der einzelnen Wand- und Deckenfelder sollte dieser Raum als Festsaal eine möglichste lebhafte Wirkung erhalten. Dies Bestreben wurde durch eine farbenreiche Behandlung von Wänden und Decke unterstützt. Die lebhaften Töne verschiedenfarbiger Marmorarten, sowie die an Decke und Wänden verteilten Gemälde von Max Koch werden durch eine hierzu gestimmte Tönung der glatten Felder und reiche Vergoldung der ornamentierten Gliederungen bei aller Lebhaftigkeit zu einheitlicher Wirkung gebracht. Auch in diesem Raum wurde die Detailbehandlung überall sehr zart und fein durchgeführt, um einen vornehmen Gesamteindruck zu erreichen."
In keiner dem Autor bekannten zeitgenössischen Beschreibung des Festsaals wird ein anderer Maler erwähnt als Max Koch. Es ist daher davon auszugehen, dass alle Fresken in dem Saal von Max Koch sind. Es sind dies zwei weitere kleine Deckengemälde mit fliegenden Amoretten und insgesamt vier Wandgemälde. Zwei Wandgemälde befinden sich in den Bogenfeldern über den Türen an den Schmalseiten des Saales, ein weiteres in der Mitte einer Längsseite über der Musikerloge und ein viertes befindet sich hiervon gegenüber an der Fensterseite.
An den Schmalseiten des Festsaales schließen sich weitere Empfangsräume, getrennt nach Damen und Herren an. An der Männerseite, wo es auch zu der Wohnung des Gerichtspräsidenten geht, zeigt das Fresco einen am Schreibtisch arbeitenden Mann - gemeint ist der Präsident -, dem von einem Diener das Eintreffen der Gäste gemeldet wird. Gegenüber auf der Frauenseite eine Dame, der mit Geschenken gehuldigt wird. Über der Musikerloge sind Musiker, insbesondere ein Posaunist, dargestellt. Das Thema des vierten Wandgemäldes ist unklar.

Donnerstag, 27. August 2015

Deckengemälde - Festsaal im Reichsgericht Leipzig

Im Festsaal des ehemaligen Reichsgerichts in Leipzig ist das einzige, noch original erhaltene Deckengemälde von Max Koch zu sehen. Das Gebäude wird heute vom Bundesverwaltungsgericht genutzt. Es ist für die Öffentlichkeit nur begrenzt zugänglich und der Festsaal selbst ist nur im Rahmen von Führungen zu besichtigen.
Das zweite noch erhaltene Deckengemälde von Max Koch befindet sich ebenfalls in Leipzig, nur 15 Minuten zu Fuß entfernt, im ehemaligen Hôtel de Pologne. Es befand sich allerdings jahrelang unter Putz, war dadurch nach der Freilegung beschädigt und wurde aufwendig restauriert. Alle anderen großen Deckengemälde von Max Koch wurden im 2. Weltkrieg zerstört. Insofern kommt dem Bild in Reichsgerichtsgebäude eine herausragende Stellung zu. Es ist zudem exemplarisch für das eigentliche Hauptwerk von Max Koch, für seine Dekorationen in den großen Staatsbauten, die Ende des 19. Jahrhunderts vor allem in Berlin entstanden.
Die allegorische Darstellung im Reichsgericht von 1896 zeigt den Einzug Apollons mit den neun Musen in das Reich von Justizia, so zumindest eine zeitgenössische Beschreibung. Links thront zentral in den Wolken eine weibliche Gestalt, die wegen ihres Helms an Athena erinnert, wegen der blonden Haare aber auch auf die bewehrte Germania anspielt. In ihrer Rechten präsentiert sie einen geschnitzten Stab, der einen in einem Buch lesenden Mann zeigt. Dieser Stab soll als Gerichtsstab verstanden werden, als ein altes Zeichen der Gerichtsbarkeit und damit ist diese Figur nicht direkt eine Personifikation der Justitia, sondern eher eine der Gerichtsbarkeit des Deutschen Reiches, eben des Reichsgerichts. Sie wird umgeben von Figuren, die die klassischen Attribute der Gerechtigkeit präsentieren. Eine Amorette trägt das strafende Schwert, eine als Justitia zu benennende Frau mit verbundenen Augen zeigt die ausgleichende Waage. Eine weitere Frau zeigt wohl eine Trense mit Zügeln, was sie als Personifikation der Mäßigung ausweist und rechts eine Personifikation der Barmherzigkeit, mit Schriftrollen und einem Blumenzweig. Neben dem Thron kauert eine Sphinx mit Löwenkopf, die auf die Stärke des Gerichts, aber auch auf das schwierige Rätsel der Wahrheitsfindung für die Gerechtigkeit hindeutet. Unterhalb des Throns spielen Amoretten mit den Gesetzbüchern.
Das linke Drittel des Bildes beschreibt also das "Reich der Justizia" und in diesen, farblich etwas tristen Bereich, prescht nun Apollon mit seinem von vier Pferden gezogenen Streitwagen hinein, als Zentrum des Lichts und der Farben, als Gott der Schönheit und der Künste. Das Vorbild für dieses Motiv befindet sich in Würzburg und wurde von Tiepolo gemalt:
Max Koch hat die Malereien von Tiepolo in der Residenz Würzburg als junger Mann genau studiert und auch abgezeichnet. Dieser Höhepunkt der barocken Dekorationskunst muss ihn fürs Leben geprägt haben und das Bild im Reichsgericht ist eine Verbeugung vor seinem großen Meister.
Von den angekündigten neun Musen sind nur einige dargestellt. Identifizieren kann man am unteren Rand Melpomene mit Weinlaubkranz und Keule, in der rechten unteren Ecke Erato mit einem Saiteninstrument (Laute), und die eigentliche Hauptfigur am rechten Rand, Thalia, die Muse der Kommödie mit der lachenden Maske an ihrer Seite. Sie ist die eigentliche Opposition zum Gericht im linken Bereich des Bildes.
Apollon im Hintergrund spielt nur selbstverliebt auf der Leier, und sein Blick ist in höhere Sphären gerichtet. Thalia aber, die das Gericht mit ihrem Blick fixiert - und der Blick wird mit Aufmerksamkeit erwidert - führt die entscheidende Handlung des Bildes aus: Sie hält dem Gericht eine kleine Maske entgegen, wobei sie sich leicht abwendet. Zwischen diesen beiden Frauenfiguren lässt Max Koch es knistern. Da kommt von rechts doch glatt der Vorwurf an das hohe Gericht, alles sei nur Theater und Gerechtigkeit eine Kommödie.
Geschützt durch Apollon, im Rahmen der Freiheit der Kunst, kann sie so etwas machen. Wir aber wissen um das ganz oben schwebende Schwert der Strafe, und deshalb stehen wir vor Gericht auf, "Wenn´s der Wahrheitsfindung dient."

S/W-Abbildung der Decke oben aus:  Egon Hessling, Decorative und monumentale Malereien, Baumgärtner's Buchandlung, Leipzig, 1902, Blatt 8.

Samstag, 22. August 2015

August Schmidt, Führer durch das Panorama des Brandes von Rom unter dem Kaiser Nero.

Illustration als beigeklebtes Faltblatt (20,8 × 87,8 cm) nach einer Zeichnung von Georg Koch aus: August Schmidt, Führer durch das Panorama des Brandes von Rom unter dem Kaiser Nero, Berlin 1890. Mit einer Illustration von G. Koch. Verlag von Emil Dominik, Verlag für Kunst und Literatur.
Die Skizze von Georg Koch gibt nur die gemalte Architektur ohne Mensch wieder. Nicht einmal Nero, der rechts einsam auf einer Terrasse stand, ist zu sehen. Die Zeichnung ist nicht signiert. Der Hinweis auf G. Koch befindet sich lediglich auf dem Umschlag des Führers und nicht auf dem Titelblatt.

Inhalts-Übersicht
Einleitung (S. 5-9)
Beschreibung der Aussenseite des Panoramagebäudes (S. 9-13)
Das Panorama (S. 13-14)
Rom zur Zeit des Kaisers Nero (S. 14-16)
Lucius Domitius Nero (S. 16-18)
Geschichtliche Darstellung des Brandes von Rom (S. 19-21)
Beschreibung des Rundbildes (S. 21-24)
Die beiden ersten Kapitel, so schreibt August Schmidt selbst auf S. 13 (Anmerkung): "lehnen sich ganz und zum Theil mit wörtlicher Aneignung an die vorjährigen "Führer durch das Pergamon-Panorama u. s. w." von den Herren Dr. Ernst Fabricius und Ludwig Pietsch verfassten Abhandlungen über die Idee und die äussere Gestalt des Panoramagebäudes an." Der vollständige Text der beiden Kapitel von Schmidt, die sich direkt auf das Panorama-Gemälde von Max und Georg Koch beziehen, folgt hier:   

Das Panorama.
   Durch Seitengänge zwischen der Wand der Vorhalle und der Cellawand gelangt man in die dunkeln in gleicher Ebene fortlautenden Gänge, welche in den hellen Raum ausmünden, wo sich im gewaltigen Halbrunde das Kolossalbild des Brandes von Rom unter dem Kaiser Nero den Blicken darbietet. Die ausführenden Künstler Max und Georg Koch waren bestrebt gewesen, mit gewissenhafter Benutzung der Forschungen von Bunsen und Canina und nach Studien, die sie an Ort und Stelle anstellten, ein Bild des alten Rom zur Zeit des Kaisers Nero hervorzuzaubern, welches malerische Wirkung mit archäologischer Genauigkeit nach Möglichkeit zu verbinden suchte, und nach den Schilderungen gleichzeitiger Schriftsteller, namentlich des Tacitus, den Brand der Stadt mit historischer Treue zur Anschauung zu bringen, ohne der Freiheit künstlerischer Behandlung und der schöpferischen Thätigkeit der Fantasie, insbesondere an den Stellen, wo uns die Ueberlieferung im Stiche lässt, ihr gutes Recht zu verkümmern. Den genannten Künstlern standen die Maler Wilhelm Herwarth, Geza Mirkowsky und Richard Hellgrewe bei der Ausführung des Werkes mit ihrem bewährten Talente zur Seite, und auch der Landschafts- und Architecturmaler Colmar Schmidt und der Baumeister Otto Schulze haben namentlich bei der Construction der Gebäude durch thätige Mitwirkung Beihilfe geleistet. In überraschender Weise ist den vereinten Bemühungen der Künstler das Werk gelungen. Das Abbild Roms aus dem ersten Jahrhundert der Kaiserzeit breitet sich in der vollen Pracht seiner entschwundenen Herrlichkeit auf der Leinewand des Halbpanoramas vor unseren Augen aus.

Beschreibung des Rundbildes.
   Das Panorama schildert das Schauspiel des Brandes von Rom in dem Theil der Stadt, welcher sich zwischen dem Forum Romanum, dem Capitol, dem Palatin und dem Tiberfluss ausdehnt. Der Standpunkt des Beschauers ist auf der Höhe der Galerie an der Nordseite des Circus maximus angenommen. Der Tag nach der Unglücksnacht, in welcher die Feuersbrunst auskam, ist hell angebrochen. Das kühle Licht der Morgenfrühe beleuchtet die Strassen, Häuser und die durch die Nachricht des Brandes aufgeschreckte Bevölkerung Roms. Rechts erhebt sich in Terrassen der palatinische Berg mit den Kaiserpalästen, der von dem Brande noch nicht berührt ist. Eine breite, mit Sphinxen geschmückte Freitreppe, auf welcher gefangene Christen emporgeschleppt werden, führt zu dem Vorhofe eines gewölbten Thores, das zwei mit Erzstandbildern gekrönte Säulen trägt. Links von dem Hofraum in einer luftigen von Karyatiden getragenen Halle, die von dem Palaste des Kaisers bis an den Abhang des Berges herantritt, ist eine schaubegierige Menge von Hofbeamten und Dienern versammelt. Kaiser Nero steht auf dem flachen Dache der Halle, die Arme auf die Balustrade derselben stützend und blickt auf die Feuersbrunst, welche unter ihm im Thale des sogenannten Velabrum und auf dem Forum Boarium wüthet. Rechts von dem Palaste des Kaisers auf hoher Terrasse steht, zum Theil in Reih und Glied geordnet, eine Abtheilung von Prätorianern, ebenfalls nach dem Brand ausspähend. Eine von Menschen belebte Treppe führt zu dem vom Kaiser Augustus erbauten Apollotempel und der Bibliothek empor. Ueberall auf dem Palatin fesselt eine grandiose Prachtarchitektur den Blick des Beschauers. Ragende Palastzinnen, Tempel in allen Gestalten, viereckige Thürme, über die Dächer emporsteigend, Obelisken und die Wipfel von Pinien und Cypressen aus lachenden Gärten sich zwischen den Bauwerken erhebend, begrenzen auf dem Palatin rechts den Hintergrund des Bildes. Die Höfe und Hallen, Treppen und Terrassen sind von lebhaft bewegten Menschengruppen erfüllt. In einer offen mit Rosen bekränzten Säulenhalle rechts scheint ein Trinkgelage abgehalten zu werden. Sklaven mischen den Wein, andere tragen Weinkrüge fort, und wieder andere treiben verliebten Scherz mit üppigen, halbnackten Frauengestalten.
   Am Fusse des Palatin führt eine Strasse, die jetzt via di S. Teodoro heisst, zwischen Gärten und halb eingestürzten Häusern, halb rechts in die Tiefe des Bildes gehend, nach dem Forum Romanum, dessen Prachtgebäude, Säulen und Statuen von einem lodernden Feuermeer umhüllt sind. Dichtes Rauchgewölk, in welchen ein den Flammen entsprühender Funkenregen blitzt, ist über dem Forum gelagert, auf dem während der Zeit der Republik die Volksversammlungen abgehalten und die wichtigsten Beschlüsse gefasst wurden. Deutlich zeigt sich hinter der sogenannten Curia Julia am Ende der Häuserflucht auf der rechten Seite der Strasse bei ihrer Einmündung in das Forum der Tempel des Castor und Pollux, dessen Erbauung wahrscheinlich in die Zeiten der Kaiser Tiberius und Caligula fällt. Dem Tempel gegenüber auf der linken Seite der Strassenausmündung erhebt sich die Basilica Julia, die mit marmornen Bildwerken geschmückte Bogenreihe ihrer hinteren Frontseite dem Beschauer zuwendend.
   In der Strasse sind Schaarwächter mit dem Löschen und Abreissen brennender Gebäude beschäftigt. Todte bedecken den Boden. Unweit des Palatin neben einer wohl erhaltenen, von Palmen und Cypressen überragten Gartenanlage, erhebt sich ein zierlicher, von Säulen umkränzter Rundtempel.
   Links von dem Forum Romanum in dem mittleren Theile des Rundbildes ragt das Capitol empor, welches steil ansteigend von der Seite des tarpejischen Felsens erblickt wird. Eine schmale Treppe steigt an steilem Mauerwerk zu der Höhe des Capitols empor, wo sich der prachtvolle Tempel des kapitolinischen Jupiter erhebt, dessen mit vergoldeten Bildwerken geschmücktes Giebelfeld und dorische Säulenhalle von dem Wiederschein der brennenden Gebäude des Forums roth beleuchtet ist. In der weiten Halle des Tempels wurde das Volk bei Triumphen gespeist. Eherne Rossegespanne schmücken das Dach derselben. In den bürgerlichen Unruhen war der alte von den Tarquiniern erbaute Tempel in Flammen aufgegangen und derselbe darauf von Sulla in seiner früheren Gestalt und in genauer Nachahmung des alten Heiligthums prachtvoller und aus kostbarem Material wieder erbaut worden. Rechts von den Tempeln und Hallen des mauerumgürteten Capitols, das durch einen schmalen Sattel mit dem Burgberge verbunden ist, werden die Gebäude der Burg sichtbar.
   Am Nordwestende des Forums erhebt sich der Tempel des Saturnus, hinter welchem am Bergeshange mit massiven Bogenhallen aufsteigend das Schatzhaus und Staatsarchiv (aerarium et tabellarium) emporstrebt.
   Zwischen dem Capitol und dem Tiberufer, im Hintergrunde das Marsfeld verdeckend, ragt das Prachtgebäude des theatrum Marcelli empor, das dem Kaiser August seinen Ursprung verdankt. Lings davon weiter hinter und näher dem Tiberufer wird das theatrum Balbi sichtbar.
   In dem Mittel- und Vordergrunde des Bildes, die Thalniederung ausfüllend, welche vom Capitol, dem Palatin und dem Tiber eingeschlossen wird, breitet sich die von einem Gewirr von engen Strassen und Gassen durchkreuzte Häusermasse des sogenannten Velabrum und Forum Boarium aus. Auch in diesem Theile der Stadt, der vorzugsweise von kleineren Leuten bewohnt wird, wüthet der verheerende Brand. Offene Markthallen, die mit schönen Bogenstellungen breite Höfe umfassen, stattliche Börsengebäude, die gigantischen Häuserquadrate von Fabriken und Miethskasernen, noch überragt von den gewaltigen Resten der alten Mauer des Servius Tullius, stehen gedrängt zwischen niedrigen Privathäusern, Verkaufsgewölben, Werkstätten, Gastwirthschaften und Schenken, dem Beschauer eine lebendige Anschauung von dem Aussehen der alten Stadttheile in Rom gewährend. Kleine, schmucke Gärtchen leuchten mit smaragdgrünem Schmelze zwischen den Steinmauern der Häuser hervor. Die Strassen sind von fliehenden Volksgruppen erfüllt; einige erheben die Hände betend zu den Heiligthümern der Götter, andere blicken ängstlich von den flachen Dächern und aus den Thüren der Häuser nach der Brandstätte. Aus der Gartenthür einer Weinwirthschaft im Vordergrunde des Bildes schaut ein Gast erschrocken auf die Strasse hinaus. Links davon auf dem flachen Dache eines Hauses scheint sich eine Gesellschaft soeben von einem Gelage erhoben zu haben. Heerden von Vieh flüchten durch die Thore und Strassen.
   Auch die breite Uferstrasse am Tiber, welche der Krümmung des Flusses folgend, sich im Vordergrunde bis zum Tempel der Fortuna virilis (jetzt S. Maria Egiziaca) und dem Rundtempel des Hercules victor, unweit des Hafenmarktes (emporium) erstreckt, ist mit einer hastig durcheinander eilenden Volksmenge bedeckt. Auf der Tiberinsel erhebt sich mit Tempeln, Prachtgebäuden, Obelisken und Statuen das Heiligthum des Aeskulap. Die Brücken, welche zur Tiberinsel führen, sind von Fuhrwerken, Reitern und Fussgängern belebt. Barken und Nachen durchschneiden den Spiegel des Stromes. Ueber die stattliche Aemiliusbrücke, welche südlich von der Tiberinsel, das linke mit dem rechten Tiberufer verbindend, ihre Quaderbögen über das gelblich-trübe Wasser des Flusses wölbt, eilt ein Gewühl von Flüchtigen nach dem von dem Brande noch unberührten Stadttheile am rechten Ufer, das ebenfalls von einer hastig bewegten Menschenmenge belebt ist. Zwischen dem Strom und dem mit lachendem Grün bekleideten Höhenzuge des mons Janiculus dehnt sich der Stadttheil aus, welcher damals Transtiberina genannt wurde und jetzt Trastevere heisst. Der blaue Himmel eines heiteren Junimorgens, durch das düstere Rauchgewölk hervorschimmernd, das den Brandstätten entsteigt, wölbt sich über der bei ihrem Untergange noch schönen Stadt.

Postkarte - Der Schnitter

Der Schnitter, Postkarte, Moderner Kunst-Verlag GmbH Berlin (MKB 2033), zwischen 1913 und 1917. Farbiger Rasterdruck und Buchdruck. Reproduktion eines Gemäldes von 1913. Privatsammlung Berlin. Der Verbleib des Originals ist unbekannt.
Max Koch hat ein Gemälde mit dem Titel "Schnitter" 1905 bei der Großen Berliner Kunstausstellung gezeigt (23.4.-17.09.1905). Hierzu: Officieller Katalog der Großen Berliner Kunst-Ausstellung, Berlin, Union Deutsche Verlags-Gesellschaft, 1905, Kat. Nr. 619, Schnitter, S. 39.

Entwurfszeichnung - Trinkspruch für Pschorr Berlin 2

Entwurfszeichnung für eine Wandmalerei in der Gaststätte der Pschorr Brauerei in Berlin. Der Trinkspruch lautet: "Trink nicht in Hast als seis ein Spiel / der Weise schiest nicht übers Ziel / er trinkt bedächtig aber - viel!" Verbleib unbekannt.

Entwurfszeichnung - Trinkspruch für Pschorr Berlin 1

Entwurfszeichnung für eine Wandmalerei in der Gaststätte der Pschorr Brauerei in Berlin. Der Trinkspruch lautet: "Wenn Küch und Keller hamoniert / Wird nie der Magen ruiniert." Verbleib unbekannt.

Entwurfszeichnung - Rahmenwerk Rocaille 2

Rahmenwerk Rocaille 2, Entwurfszeichnung, abgebildet in Pschorr-Bräu Berlin 1889.

Entwurfszeichnung - Rahmenwerk Rocaille 1

Rahmenwerk Rocaille 1, Entwurfszeichnung, abgebildet in Pschorr-Bräu Berlin 1889.

Donnerstag, 20. August 2015

Entwurfszeichnung - Sylvester-Feier

Sylvester-Feier, Entwurfszeichnung zu einem Wandgemälde in der Pschorr-Bräu Berlin, 1889, Technik, Maße und Verbleib unbekannt. Abgebildet in der Festschrift Pschorr-Bräu Berlin auf S. 15.
 
Foto auf einer alten Grusskarte aus dem Pschorr-Bräu.
Links an der Wand das ausgeführte Bild der "Sylvester-Feier". Dargestellt sind eine Reihe damals bekannter Persönlichkeiten.
Gegenüber der Entwurfszeichnung ist es rechts beschnitten. Das Bild ist vermutlich auf Leinwand gemalt und in die Wandver- kleidung eingepasst.
Verbleib unbekannt.

Entwurfszeichnung - Theresienwiese


Theresienwiese, Entwurfszeichnung zu einem Wandgemälde in der Pschorr-Bräu Berlin, 1889, Technik, Maße und Verbleib unbekannt. Abgebildet in der Festschrift Pschorr-Bräu Berlin auf S. 25.

Entwurfszeichnung - Bavaria Keller

Bavaria Keller, Entwurfszeichnung zu einem Wandgemälde in der Pschorr-Bräu Berlin, 1889, Technik, Maße und Verbleib unbekannt. Abgebildet in der Festschrift Pschorr-Bräu Berlin auf S. 23.

Mittwoch, 19. August 2015

Dekoration - Pschorr-Bräu Berlin 1889, Pressespiegel

   Den letzten und liebenswürdigsten Schmuck gaben dem eigentlichen Wirthshause die beiden Maler Flashar zu München und Professor Max Koch zu Berlin. Flashar malte eine frische Szene, die „Bockmusik“ darstellend, eine Münchener Kellnerin im Vordergrund, Professor Koch dagegen über zwei Bogenfelder hinweg rechts die Ansicht des Bavariakellers, im Vordergrund Oberbayern, den Schuhplattler tanzend, links die Theresienwiese im Glanze des Oktoberfestes, im Vordergrunde ein Sechsgespann der Pschorrbrauerei.“
Anonym, „Zu den Tafeln [Haus Pschorr in Berlin]“, in: Blätter für Architektur und Kunsthandwerk,
3. Jg., Nr. 9, 1. September 1890, S. 33-34, Zitat S. 34.

   Berlin. Der kürzlich hier eröffnete Pschorrsche Bierpalast übertrifft an Großartigkeit und Pracht der inneren Ausstattung alle bisher in der Reichshauptstadt bestehenden ähnlichen Etablissements. Gelegen an der südwestlichen Ecke der Behren- und Friedrichstraße erhebt sich der monumentale Bau vier Stockwerke hoch, enthält in seinem Erdgeschosse die großen Restaurationsräume, in seinem ersten und zweiten Stockwerke Castans Panoptikum. Die Entwürfe zu dem Prachtbau rühren von den Architekten Kayser und v. Großheim, die Herstellung der ornamentalen Fassadenteile besorgte Bildhauer O. Lessing in Berlin, die figürliche Ausschmückung die Bildhauer J. Ungerer und Fr. Schneider in München. Die schönen Glasmalereien für die neun Fenster des Restaurationslokales sind vom Hofglasmaler C. de Bouché in München, die Wandgemälde in den Sälen von Professor Max Koch und dessen Schülern entworfen und ausgeführt worden.
Anonym, „Vermischte Nachrichten“, in: Die Kunst für Alle, 4. Jg., Heft 24, 15. September 1889,
S. 375-377, Zitat (tt.) S. 376.

Dekoration - Pschorr-Bräu Berlin 1889

Abb. "Haus Pschorr in Berlin" aus: Blätter für Architektur und Kunsthandwerk, 3. Jg, 1890, Tafel 81.

Der Neubau an der Ecke Friedrichstraße und Behrenstraße durch die Architekten Kayser und von Groszheim wurde 1889 fertig gestellt. Aber bereits 1888 konnte im 1. und 2. OG. Castans Panopticum einziehen konnte. Das komplette Erdgeschoss, bis auf den Eckladen für Tabakwaren,  wurde als Wirtschaft der Pschorr Brauerei München genutzt. Für die diversen Restaurationsräume hat Max Koch mehrere Wanddekorationen geschaffen, die heute alle nicht mehr erhalten sind. Neben einigen Postkarten mit Innenansichten liefert eine kleine Festschrift zur Eröffnung der Brauerei G. Pschorr in München von 1889 die besten noch verfügbaren Informationen über die Dekorationen von Max Koch:


  Details des Umschlags und der Titelseite.

Dienstag, 18. August 2015

Plakat Sündflut-Panorama im Passage-Panoptikum 1889

Plakat, um 1889: "Passage-Panopticum, Kaiser-Gallerie. Berlin. Unter den Linden 22. Sündflut-Panorama. Lebensgrosse Gruppen u. Figuren. Reichhaltige Sammlungen aus deutschen Colonien. Historische Dioramen aus der Vergangenheit und Gegenwart von Berlin. Pompejanisches Restaurant. Japanische Conditorei." Bildquelle: Bibliothèque nationale de France

   Berlin. Ein mächtiges Halb-Panorama „Die Sintflut“ wird gegenwärtig hierselbst von den Malern Saltzmann und Max Koch ausgeführt. Der plastische Vordergrund wird von den Bildhauern Bergmeister und Nisch hergestellt. Das neue Werk soll seine Heimstätte in den ehemaligen Räumen des Panoptikum in der Passage Unter den Linden finden. Für dieselben Ausstellungsräume wird eine Reihe von Dioramen gemalt werden, welche die Entwicklung der Stadt Berlin vom Mittelalter bis zu Gegenwart darstellen sollen. Also ein ähnliches Unternehmen, wie es für die Stadt Paris in dem Panoramengebäude der Champs-Elysées geschaffen ist. Die Dioramen werden von Georg Koch und Günther-Naumburg ausgeführt.
Anonym, „Personal- und Ateliernachrichten“, in: Die Kunst für Alle, 4. Jg., Heft 3, 1. November 1888,
S. 44-48, Zitat S. 46.

Montag, 17. August 2015

Panorama - Der Brand von Rom unter Nero, 1888 Rekonstruktionsversuch

Der Verbleib des  Panorama "Der Brand von Rom unter Nero" ist unbekannt. Wahrscheilich ist es nicht erhalten. Hier mein erster Rekonstruktionsversuch durch eine Montage verschiedener Bildquellen.

Sonntag, 16. August 2015

Biographie Max Koch in: Berliner Architekturwelt (1901)

   Der Schöpfer des grossen, in Glasmosaik ausgeführten Gemäldes in der deutschen kunstgewerblichen Abteilung in Paris, MAX KOCH, kann, obwohl er erst im 41. Lebensjahre steht, bereits auf eine weit ausgedehnte Thätigkeit auf dem Gebiete der dekorativen Malerei zurückblicken. In Berlin enthalten zahlreiche Bierpaläste, Kaffeehäuser, Theater und Festsäle in Privathäusern Werke seiner Hand, die ebensosehr für den Reichtum seiner Erfindungskraft und den leichten Schwung seiner Phantasie, wie für die gediegene Sorgfalt seiner Ausführung sprechen. Dabei ist er auf allen Gebieten der Malerei heimisch, wovon er in seinen Malereien für das Vereinshaus der Berliner Künstler besonders glänzende Proben abgelegt hat. Die Decke des Treppenhauses hat er mit sechs Darstellungen aus der nordischen Sage geschmückt, über der Bühne im Festsaal hat er den heiligen Georg im Kampfe mit dem Drachen dargestellt und an der Wand gegenüber den nordischen Sonnengott Baldur, der den Menschen mit dem Licht und der Wärme auch Dichtung und Kunst bringt. In der Erinnerung leben noch die imposanten Panoramen, die er für den Ausstellungspark gemalt und in denen er eine gründliche Kenntnis der antiken wie der modernen Architektur entfaltet hat: die alte Königsstadt Pergamon in ihrer ursprünglichen Pracht, der Brand von Rom unter Nero und die Einfahrt Kaiser Wilhelm II. in Konstantinopel. Ausserdem hat Koch an der Ausschmückung mehrerer Monumentalbauten Anteil gehabt: an der Buchhändlerbörse in Leipzig, wo er mehrere Deckenbilder ausgeführt hat, am dortigen Reichsgerichtsgebäude und am Reichstagsgebäude in Berlin, wo der Fries im Lesesaal von ihm herrührt. Endlich hat er im alten Rathause zu Lübeck das Treppenhaus und den Sitzungssaal mit einem Cyklus von Gemälden aus der Geschichte der Stadt vom 13. bis zum 15. Jahrhundert geschmückt, und für die Stadttheater in Halle a. S. und Bromberg hat er die Vorhänge gemalt.
   Max Koch ist ein Berliner Kind. Als zweiter Sohn des bekannten, noch jetzt in fast jugendlicher Frische thätigen Malers und Illustrators Karl Koch am 24. November 1859 geboren, hat er seine ersten Kunststudien bei einem Stubenmaler gemacht, bei dem er ein Jahr in der Lehre war, und sie dann in der Lehranstalt des Kunstgewerbemuseums fortgesetzt, wo Ewald, J. Schaller und M. Meurer seine Lehrer waren. Seine Begabung für die dekorative Malerei wurde schon so frühzeitig offenbar, dass er bereits 1877 ein Staatsstipendium zu einem Studienaufenthalt in Italien erhielt und im nächsten Jahre in Frankfurt a. M. unter Thiersch an der Dekoration des neuen Opernhauses thätig sein konnte. Nachdem er seiner Militärpflicht genügt, ging er 1882 nach Paris, und als er 1883 seine dort gemachten Studien in Berlin ausstellte, erzielte er damit einen so grossen Erfolg, dass er als Nachfolger Meurers am Kunstgewerbemuseum angestellt wurde. Zwölf Jahre lang hat er diese Lehrthätigkeit geübt, ohne dass sein eigenes Schaffen darunter litt, und in dieser Zeit hat er zahlreiche Schüler für die dekorative Malerei herangebildet. Mit den erwähnten dekorativen Malereien ist der Umfang seiner Thätigkeit noch nicht erschöpft. Er hat in früheren Jahren auch lithographiert, radiert, Illustrationen gezeichnet und Vorlagen für den Buntdruck gemacht und sich gelegentlich auch in Entwürfen für Möbel und für Musikinstrumente bewährt.
   Das höchste Ziel seines künstlerischen Strebens ist aber stets die Darstellung des schönen nackten Menschen im dekorativ-architektonischen Sinne geblieben.
   Auf wie ernsthaften und gründlichen Vorarbeiten seine dekorativen Malereien beruhen, zeigt die Fülle seiner Einzelstudien, die sich wesentlich auch mit dem nackten menschlichen Körper in den schwierigsten Stellungen und Bewegungen beschäftigen. Aus ihnen haben wir einige ausgewählt, die zugleich eine Anschauung von der Vielseitigkeit seines auf alle Gebiete der Malerei erprobten Könnens gewähren.
Anonym, "Zu unseren Bildern - Malerei", in: Berliner Architekturwelt, 3. Jg., Heft 3, 1901, S. 82-87. 

Panorama - Das Diorama von Tokio, 1887, Pressespiegel

O. M.: Im Kunstgewerbemuseum zu Berlin
   Im Kunstgewerbemuseum zu Berlin war für wenige Tage ein Diorama von Tokio ausgestellt, welches der Lehrer des Museums Max Koch, der Schöpfer des Pergamon-Panoramas, im Auftrag der Architekten Ende & Boeckmann für die japanische Regierung gemalt hat. Dieses Bild von sieben Meter Länge und drei Meter Höhe stellt die Stadt Tokio dar, wie sie sich nach Ausführung der neuen Monumentalbauten gestalten wird. In der Mitte erhebt sich der hochragende weißschimmernde Bau des Parlaments, daneben, in rohem Ziegeln ausgeführt, das Justizministerium. (Das daneben liegende Kriegsministerium ist bereits früher von französischen Architekten erbaut.) Im Vordergrund ist ein weiter, für Volksfeste bestimmter Platz, auf welchem der Ausstellungspalast und eine Musikhalle als im Bau begriffen dargestellt sind; zu dem Platze führen zwei Straßen mit monumentalen Brücken. Rechts im Hintergrund erheben sich zwischen hohen Baumwipfeln die Türme des gleichfalls projektirten neuen Kaiserpalastes. Das Bild ist in seinen architektonischen und landschaftlichen Teilen ebenso wie in seiner Staffage mit frischester Anschaulichkeit durchgeführt.
In: Kunstchronik, Bd. 22, Heft 22, 10. März 1887, S. 362.

Samstag, 15. August 2015

Postkarte - Wandgemälde im Treppenhaus im Rathaus zu Lübeck

Postkarte, Hugo Meyer Kunstverlag Lübeck (177), um 1900, Buchdruck und Abbildung in Lichtdruck. Bezeichnet oben: "Treppengemälde im Rathaus zu Lübeck von Prof. Max Koch - Berlin." und unten: "Die Einsetzung des ersten Lübeckischen Rates durch Herzog Heinrich den Löwen 1163." Privatsammlung Berlin
Die noch erhaltenen drei Wandgemälde im Treppenhaus des Rathauses zu Lübeck lassen sich zusammen nicht so fotografieren, wie es die Postkarte zeigt. Deshalb wurden hier drei einzelne Fotos zu einer Gesamtansicht montiert.

Postkarte - Beim Bootbauer

Beim Bootbauer, Postkarte, Verlag Deutscher Knabenkalender, 1920, Raster- und Buchdruck. Privatsammlung Berlin. Die Abbildung zeigt ein Gemälde von 1907. Bei dem "Bootbauer" handelt es sich um die Bootswerft Tübbecke in Potsdam.

Panorama - Der Brand von Rom unter Nero, 1888 Pressespiegel

Anonym: Denkmäler etc.
    Berlin. An Stelle des Pergamon-Panoramas im Ausstellungspark wird ein neues, in der selben Weise auszuführendes, Gemälde "Der Brand von Rom" treten. Die Ausführung ist den Malern Max Koch und Georg Koch übertragen. Das neue Panorama soll gleichzeitig mit dem am 15. Juli d. J. bevorstehenden Beginn der akademischen Kunstausstellung eröffnet werden.

Zitat, in: Die Kunst für Alle, 3. Jg., Heft 14, 15. April 1888,  S. 224.

Anonym: Kleine Mitteilungen 
   Das neue Panoramabild im Olympia-Tempel des Ausstellungsparkes von Berlin nähert sich seiner Vollendung und lässt schon jetzt erkennen, dass seine künftige Wirkung eine ausserordentliche sein wird. Bekanntlich stellt es die furchbare Feuersbrunst dar, welche unter Nero im Jahre 64 nach Chr. die Stadt Rom in sechstägigem Wüthen einäscherte. Es wird für die Panorama-Gesellschaft von den Malern Max und Georg Koch unter thätiger Beihülfe der Herren Hellgreve, Herwart und Mirkowsky gemalt. Die Künstler werden, ihrem Abkommen gemäss, das Bild selbst bis zum 1. Mai d. J. fertig stellen. Dann wird der Aufbau des plastischen Vordergrundes mit aller Kraft betrieben werden, sodass die Eröffnung vermuthlich in der ersten Hälfte des Monats wird erfolgen können. Man beabsichtigt die Illusion dadurch zu steigern, dass aus den Trümmern im Vordergunde künstlicher Rauch aufsteigen soll, der sowohl die Seh- wie die Geruchsnerven der Zuschauer von der Wirklichkeit des Schauspiels überzeugen wird. – Wir werden unseren Lesern in der Folge weiteres darüber berichten.
In: Blätter für Architektur und Kunsthandwerk, 1. Jg., Nr. 1, Berlin, 1. Mai 1888, S. 8-10, Zitat S. 9f.

 A.R., Zwei neue Panoramagemälde
   Das zweite Schaustück ist eigentlich nur ein Halbrundbild und als Ersatz der Ansicht von Pergamon für den Zeustempel im Ausstellungspark nach einer Komposition von Max Koch von diesem, seinem Bruder Georg Koch und einigen anderen jüngeren Malern ausgeführt worden. Es stellt den Brand Roms unter Nero im Jahre 64 n. Chr. dar. Als Standpunkt des Beschauers ist der Circus maximus gedacht, so daß der Blick von rechts nach links in weitem Bogen den Teil der ewigen Stadt von den Kaiserpalästen auf dem Palatin bis zum Ponte rotto und dem sog. Tempel der Vesta und jenseits des Tiber bis zu den Vorstädten umfaßt. In Bezug auf die Rekonstruktion der Kaiserpaläste haben die Künstler bei dem Mangel an Resten ihre Phantasie frei walten lassen, im übrigen aber reiche archäologische Kenntnisse entfaltet, welche besonders der Rekonstruktion der Bauten auf dem Kapitol, dem Theater des Marcellus, dem Portikus der Julia u. a. zu gute gekommen sind. Auf einer Terrasse seines Palastes steht Nero, umgeben von seiner Wache und seinem Troß, und blickt auf die Glut, welche sich nach dem Kapitol zu wälzt und den mittleren Teil des Bildes mit gewaltigen Rauchwolken erfüllt, zu welchen das kühle Morgenlicht, das die an den Tiberufern liegenden Häusermassen erhellt, einen ungemein wirksamen Kontrast bildet. Von großer Wirkung ist auch die lebendige Staffage des Bildes: rechts das lebhafte Treiben auf den Treppen und in den Hallen des Kaiserpalastes, tief unten, zu den Füßen des Beschauers in der Mitte, das wilde Getümmel der Flüchtenden, das verzweifelte Gebaren der auf den Dächern der Häuser zusammengedrängten Menschen. Wie üblich, ist durch plastische Vorbaute, welche geschickt mit der Leinwand verbunden sind, die Illusion der Wirklichkeit gefördert worden.
Zitat, in: Kunstchronik, Bd. 23, Heft 34, 31. Mai 1888, S. 545f.

Anonym: Ausstellungen, Sammlungen etc.
   Im Berliner Ausstellungspark wurde am 13. Mai das von den Malern Max und Georg Koch zum Ersatz des Pergamonpanoramas gemalte kolossale Halbrundgemälde "Der Brand von Rom unter Nero" dem Publikum zugänglich gemacht.
Zitat, in: Die Kunst für Alle, 3. Jg., Heft 17, 1. Juni 1888,  S. 273.

August Schmidt: Führer durch das Panorama des Brandes von Rom unter dem Kaiser Nero, Berlin 1890. Text HIER.

Otto Richter: Der Brand von Rom unter Nero im Panorama des Ausstellungsparks zu Berlin.
   Wie alle Panoramen, die wir in den letzten Jahren zu sehen bekommen haben, tritt auch das neueste Rundbild im Berliner Ausstellungspark „Der Brand von Rom unter dem Kaiser Nero" mit dem Anspruche auf, den geschilderten Gegenstand mit historischer Treue zur Anschauung zu bringen. Auf Seite 13 des von Herrn Dr. Aug. Schmidt verfassten Führers werden wir versichert, dass „die ausführenden Künstler bestrebt gewesen sind, mit gewissenhafter Benutzung der Forschungen von Bunsen und Canina und nach Studien, die sie an Ort und Stelle anstellten, ein Bild des alten Rom zur Zeit des Kaisers Nero hervorzuzaubern, welches malerische Wirkung mit archäologischer Genauigkeit nach Möglichkeit zu verbinden suchte, und nach den Schilderungen gleichzeitiger (?) Schriftsteller, namentlich des Tacitus, den Brand der Stadt mit historischer Treue zur Anschauung zu bringen, ohne der Freiheit künstlerischer Behandlung und der schöpferischen Thätigkeit der Phantasie, insbesondere an den Stellen, wo uns die Ueberlieferung im Stiche lässt, ihr gutes Recht zu verkümmern" – Worte, die nicht verfehlt haben, ein gutes Vorurtheil für die historische Zuverlässigkeit des Gemäldes zu erwecken, wie das unter anderem auch aus den Kritiken desselben, soweit sie mir zu Gesicht gekommen sind, hervorgeht. In eine erneute Besprechung des Panoramas einzutreten, die sich im wesentlichen auf die Beurtheilung der historischen Treue desselben beschränkt, veranlasst mich der Gegenstand selbst. Es ist nicht nur für den Künstler, sondern auch für den Gelehrten und den Alterthumsfreund ein ganz besonderer Genuss in einem einzigen Bilde gewissermassen verkörpert das Resultat vielhundertjähriger Forschung vor sich zu sehen, ein nicht geringerer, nachzuforschen, in welchem Maasse den Männern, die sich zu künstlerischen Interpreten des jetzigen Standes unserer Kenntniss vom antiken Rom gemacht haben, ihr Vorhaben geglückt ist.
   Das Panorama gliedert sich in drei Theile. Die Mitte des Ganzen nimmt das Capitol mit seinen Tempeln ein, an der rechten Seite erblicken wir die Paläste des Palatin, an der linken den Tiber, die Tiberinsel, das jenseits des Flusses liegende Stadtgebiet Trastevere und die den Westen Roms begrenzenden Berge, das Janiculum und den Monte Mario. Zwischen Capitol und Palatin erblicken wir die Gebäude der Südseite des Forums (dieses selbst ist nicht sichtbar), zwischen Capitol und Tiber die beiden Theater des Marcellus und Balbus. Der Vordergrund ist durch die zwischen Palatin, Capitol und Tiber sich ausbreitenden Strassen, Plätze (Velabrum, Forum Boarium) etc. ausgefüllt. Der Beschauer steht also südlich vom Capitol und blickt nach Norden. Von diesem Standpunkte aus sieht man, wie der Brand, von Osten nach Westen fortschreitend, die hinter dem Palatin und dem Forum befindlichen Stadttheile ergriffen hat, namentlich auch die östlich vom Forum gelegenen Gebäude zu Füssen des Palatin. Auch das Forum selbst steht schon theilweise in Flammen, die Basilica Julia brennt lichterloh. Die Gluth beleuchtet grell die Tempel des Capitols und die Heftigkeit des Windes lässt uns das demnächstige Geschick derselben voraussehen. Auch im Vordergrunde, südlich und westlich vom Capitol, tobt die Feuersbrunst. Einen drastischen Gegensatz dazu macht der Palatin mit seinen Palästen; er ist offenbar vor dem Feuer absolut sicher, wenigstens sehen wir in einer Säulenhalle daselbst eine sehr animirte Zechgesellschaft, für die es gar keinen Brand zu geben scheint; dort befindet sich auch Nero, von hohem Altane über das Feuermeer blickend, um ihn sein Hof, Kriegsleute u. A. m.
   Es mögen malerische Gründe gewesen sein, die die Künstler veranlasst haben, dieses Bild des brennenden Roms zu entwerfen, aber von der zugesagten „historischen Treue nach der Schilderung des Tacitus" ist in dieser Darstellung nicht die Spur. Gerade der Theil Roms, der hier als ein Asyl inmitten des furchtbaren Brandes geschildert wird, der Palatin, wurde in Wirklichkeit ein Raub der Flammen. Tacitus berichtet, dass Nero, der den Ausbruch des Brandes in Antium erfuhr, nicht eher nach Rom zurückkehrte, als bis ihm gemeldet wurde, dass das Feuer sich seinem Palast nähere, und fügt ausdrücklich hinzu, dass das Palatium nebst der ganzen Umgebung ein Raub der Flammen wurde. Sueton, unser zweitwichtigster Gewährsmann berichtet – und an der Glaubwürdigkeit dieser Nachricht ist doch wohl nicht zu zweifeln –, dass Nero von dem auf dem Esquilin gelegenen Palaste des Maecenas aus dem Brande zugeschaut habe, der sich von der Gegend des Palatin und des Circus Maximus her gerade in umgekehrter Richtung, als das Panorama ihn schildert, nach Osten zu bewegte. Nicht minder willkürlich ist die Annahme von dem Brande der Basilica Julia. Es ist hinlänglich bekannt, dass weder das Forum noch das Capitol von dem Neronischen Brande berührt worden sind. Warum also diese in allen Punkten falsche Darstellung? Warum – fragen wir vor allem – die Nichtachtung der Nachricht, dass Nero dem Brande vom Palaste des Maecenas aus zugeschaut habe? Horaz sagt in einer seiner schönsten Oden, dass man von diesem Palaste aus nach Westen gewandt ganz Rom zu seinen Füssen gesehen habe, nach der anderen Seite die Campagna bis zu den Albaner- und Sabinerbergen. Ich dächte, hier läge für den Künstler ein deutlicher Fingerzeig, wie der Brand Roms unter Nero darzustellen sei, und welch' ergreifenden Vordergrund lieferte nicht Tacitus Nachricht, Nero habe die den Palast des Maecenas umgebenden Gärten den Fliehenden öffnen lassen!
   Auch im Einzelnen zeigt sich vielfach Mangel an historischer Treue. Am besten gelungen sind die Tempel am Forum, sowie die Basilica Julia und das Tabularium, sie verrathen genaues Studium der Ueberreste. Dagegen macht das Capitol einen Eindruck, der der Wirklichkeit nicht entspricht. Die auf demselben befindlichen Tempel sehen aus als seien sie sämmtlich an einem und demselben, noch nicht allzuweit zurückliegenden Tage fertig geworden; alles strahlt im Glanze blendenden Marmors und namentlich der Jupitertempel zeichnet sich durch eine das Auge fesselnde Pracht aus. Es hätte doch nicht vergessen werden dürfen, dass dieser Tempel, der von Sulla begonnen und von Catulus vollendet und dedicirt war, in den Tagen des Neronischen Brandes ungefähr 140 Jahre stand, also sicher die Spuren des Alters zeigte, ausserdem aber in einer Zeit erbaut war, wo man in Rom Marmorbekleidung in der hier angenommenen Ausdehnung sicher noch nicht verwendete. Auch die Säulen, wenn sie wirklich dorisch waren, wie die Künstler nach der Münze bei Cohen Cons. T. XXX. Pet. l. 2. mit Recht angenommen haben, waren nicht die ursprünglich von Sulla für den Tempel bestimmten Säulen vom Olympieion in Athen, also auch schwerlich von Marmor. Nach Tacitus waren das Gebälk und die Adler, die das Dach trugen, von Holz. Das sieht denn doch alles anders aus, als dieser feenhaft anzuschauende Marmorbau, der allenfalls für den nachmals erbauten Tempel des Domitian gelten könnte. Am seltsamsten aber nimmt sich auf demselben die Weihinschrift aus, nach der der Tempel von M. Horatius Pulvillus geweiht ist, d. h. dem Konsul des Jahres 509 v. Chr., der den allerersten, zu Sulla's Zeit abgebrannten Tempel dedizirte! Man sollte meinen, dass es nicht zu schwer sei, über diese Dinge sich Aufklärung zu verschaffen. Aber auch in anderen Fällen haben die Künstler es verschmäht, sich Raths zu erholen. So wird ein Gebäude in unmittelbarer Nähe des Jupitertempels als Schatzhaus bezeichnet, ein hinter dem Castortempel am Forum stehendes als Bibliothek; beide existiren nicht und sind von der neueren Forschung längst abgethan. Ebenso falsch ist die Bezeichnung des westlich von der Basilica Julia liegenden Saturntempels als Tempel der Fortuna, und des Rundtempels zu Füssen des Palatin (S. Teodoro) als Vestatempel. Es ist räthselhaft, wie die Künstler auf diese nun seit Jahren schon selbst aus den Reisehandbüchern ausgemerzten verkehrten Bezeichnungen wieder gekommen sind. Der Führer verbessert stillschweigend einige von diesen falschen, im Panoramaraum angeschriebenen Benennungen, aber gerade diese Inkonsequenz muss das Laienpublikum irre machen, zumal wenn die Korrekturen so flüchtig sind, dass der Saturntempel an die Nordwestecke statt an die Südwestecke des Forums gesetzt wird (S. 23).
   Der Palatin und seine Paläste gehören mit zu den Parthien des Panoramas, in denen die Künstler mit Recht die Freiheit künstlerischer Behandlung und der schöpferischen Thätigkeit der Phantasie in Anspruch nahmen, denn für beides lassen die erhaltenen Fundamente den weitesten Spielraum. Nur ein Bauwerk scheint historische Geltung für sich in Anspruch zu nehmen. Ein auf der Höhe des Hügels befindlicher Tempel wird auf dem Panorama als „alter etruskischer Tempel" bezeichnet, in dem Führer als „der vom Kaiser Augustus erbaute Apollotempel". Was sich die Künstler unter ersterer Bezeichnung denken, ist nicht klar. Alt sieht der Tempel, nebenbei gesagt, auch nicht aus, sondern recht neu, wie überhaupt sämmtliche auf dem Palatin dargestellten Gebäude. Der Apollotempel aber kann er überhaupt nicht sein. Denn gerade von diesem Tempel mit seinem säulenumgebenen Vorhof, in dessen Mitte die Kolossalstatue des Augustus in der Gestalt des Apollo stand, haben wir eine ganz genaue Beschreibung, auf die der dargestellte Tempel absolut nicht passt, auch lag der Tempel nachgewiesener Maassen an einer vom Standpunkte des Beschauers nicht sichtbaren Stelle. Also auch hier stehen wir vor einem Räthsel. In Bezug auf die Architektur der Palatinbauten möchte ich zwei Fragen an die Künstler richten: l. Ob sie in der That glauben, dass antike Ziegelmauern, speziell die Ziegelmauern des Palatin, jemals in Wirklichkeit unverkleidet zu Tage gelegen haben, wie sie es darstellen; und 2. ob sie jemals an antiken Bauwerken solche schräg gegen den Berg sich lehnenden Fundamente wahrgenommen haben, wie sie an der Nordwestecke des Palatin darstellen? Ich kenne keine.
   Nicht frei von historischen Bedenken ist auch der Vordergrund des Bildes. Dort erblicken wir zwischen Capitol und Tiber die Reste der alten Serviusmauer. Von dieser Mauer war aber damals längst keine Spur mehr vorhanden. Wir müssen doch wohl dem Dionysius glauben, der schon für die Zeit des Augustus bezeugt, die Mauer sei unter und hinter den angebauten Häusern so verschwunden, dass man sie kaum noch nachweisen könne. Freistehende, ruinenhafte Reste derselben aber sind zumal an der Stelle, um die es sich handelt, genau so unwahrscheinlich, als wollte ein Künstler der Folgezeit in einem Panorama von Berlin ein Stück alter Stadtmauer in die Königgrätzer Strasse setzen. Ausserdem haben die Künstler sich nicht klar gemacht, wie wohl die Servianische Mauer und deren Thore ausgesehen, haben können. Anhaltspunkte giebt es doch genug dafür. Hier aber haben wir Reste eines Baus, der allenfalls der spätesten römischen Kaiserzeit, nicht aber jener uralten Zeit des Servianischen Mauerbaus entstammt sein kann. Vor Allem entsprechen die Stadtthorc dem wohlbekannten antiken Typus absolut nicht. – Am allerwenigsten aber entspricht dem Charakter der Stadt, wie wir sie uns zur Neronischen Zeit zu denken haben, der Vordergrund des Panoramas. Wir wollen mit den Künstlern nicht rechten über die Form der Häuser und ihre seltsam phantastische Färbung; dies ist ein Gebiet, wo man ihnen freie Hand lassen darf, denn wir wissen schlechterdings nicht, wie ein wohlerhaltenes antikes Haus ausgesehen hat; aber rechten können wir mit ihnen über das vollständige Verfehlen des Charakters dieser Stadtgegend. Zu Füssen des Beschauers liegt ein Quartier, das in Wirklichkeit etwa den engsten Theilen der alten Berliner Königstadt entspricht, voller Gewerbthätigkeit und Handel, ein Quartier mit langen Reihen hoher Mietshäuser, die an engen Strassen liegen, dazwischen Kornspeicher und Kaufhallen, Märkte für Getreide- und Viehhandel, kurz ein Quartier, in dem jeder Winkel für den Verkehr ausgenutzt ist; – in dem Panorama dagegen fallt der Blick zwischen bunt durcheinander gestellten Häusern auf eine sich aufwärts (wohin?) ziehende Strasse mit entsetzlichem Pflaster, eingefasst von steinernen Gartenmauern, zur Seite eine einsame Kapelle mit der fast typisch gewordenen Cypresse, hinter den Mauern kleine, einstöckige Häuschen mit Schänken, umgeben von Gärtchen, aufgespannte Zeltdächer, interessante Hintertreppchen, die auf´s flache Dach führen, Weinlauben, kurz ein Idyll aus Anacapri oder dem Albanergebirge oder Olevano, oder aus der römischen Campagne, und dies an einer Stelle, wo es geradezu eine Absurdität ist.
   Ich glaube, dass (abgesehen natürlich von dem verfehlten Plan des Bildes) unter diesen Ausstellungen nicht eine ist, die nicht mit geringer Mühe hatte beseitigt werden können, ebenso andere, die ich hier nur zum Theil andeute. So fehlt neben dem Pons Aemilius der für Rom so charakteristische Pons sublicius, ebenso die charakteristische Ummauerung der Tiberinsel, die die Form eines Schiffes halte. Das jenseits des Tiber liegende Gebiet ist viel zu ausgedehnt; erst in Constantins Zeit, also 250 Jahre später, wurde dieser Stadttheil etwa so gross, wie er auf dem Panorama erscheint. – Es wäre nach alledem wohl nicht unpraktisch gewesen, wenn die Künstler des „Brandes von Rom unter Nero" neben den auf S. 13 des „Führers" genannten .schützbaren Malern und Architekten auch sachverständige Archäologen zu Rath gezogen hätten.
In: Blätter für Architektur und Kunsthandwerk, 1. Jg., Nr. 8, Berlin, 16. August 1888, S. 81-83.

Anonym: Der Brand von Rom unter dem Kaiser Nero.
   In den Blättern für Architektur und Kunsthandwerk (1883, No. 8) veröffentlicht O. Richter eine sehr lehrreiche Kritik des Panoramas im Ausstellungsparke zu Berlin, welcher wir folgende Darstellung des Brandes selbst und damit zusammenhängende Fragen entnehmen: Es mögen malerische Gründe gewesen sein, die die Künstler veranlaßt haben, dieses Bild des brennenden Roms zu entwerfen, aber von der zugesagten „historischen Treue nach der Schilderung des Tacitus“ ist in dieser Darstellung nicht die Spur. Grade der Teil Roms, der hier als ein Asyl inmitten des furchtbaren Brandes geschildert wird, der Palatin, wurde in Wirklichkeit ein Raub der Flammen. Tacitus berichtet, daß Nero, der den Ausbruch des Brandes in Antium erfuhr, nicht eher nach Rom zurückkehrte, als bis ihm gemeldet wurde, daß das Feuer sich seinem Palast nähere, und fügt ausdrücklich hinzu, daß das Palatium nebst der ganzen Umgebung ein Raub der Flammen wurde. Sueton, unser zweitwichtigster Gewährsmann berichtet – und an der Glaubwürdigkeit dieser Nachricht ist doch wohl nicht zu zweifeln – , daß Nero von dem auf dem Esquilin gelegenen Palaste des Mäcenas aus dem Brande zugeschaut habe, der sich von der Gegend des Palatin und des Cirkus Maximus her gerade in umgekehrter Richtung, als das Panorama ihn schildert, nach Osten zu bewegte. Nicht minder willkürlich ist die Annahme von dem Brande der Basilika Julia. Es ist hinlänglich bekannt, daß weder das Forum noch das Kapitol von dem Neronischen Brande berührt worden sind. Warum also diese in allen Punkten falsche Darstellung? Warum – fragen wir vor allem – die Nichtachtung der Nachricht, daß Nero dem Brand vom Palaste des Mäcenas aus zugeschaut habe? Horaz sagt in einer seiner schönsten Oden, daß man von diesem Palaste aus nach Westen gewandt ganz Rom zu seinen Füßen gesehen habe, nach der andern Seite die Campagna bis zu den Albaner- und Sabinerbergen. Ich dächte, hier läge für den Künstler ein deutlicher Fingerzeig, wie der Brand Roms unter Nero darzustellen sei, und welch ergreifenden Vordergrund lieferte nicht Tacitus Nachricht, Nero habe die den Palast des Mäcenas umgebenden Gärten den Fliehenden öffnen lassen.
   Auch im einzelnen zeigt sich vielfach Mangel an historischer Treue. Am besten gelungen sind die Tempel am Forum, sowie die Basilika Julia und das Tabularium, sie verraten genaues Studium der Überreste. Dagegen macht das Kapitol einen Eindruck, der der Wirklichkeit nicht entspricht. Die auf demselben befindlichen Tempel sehen aus, als seien sie sämtlich an einem und demselben, noch nicht allzuweit zurückliegenden Tage fertig geworden; alles strahlt im Glanze blendenden Marmors, und namentlich der Jupitertempel zeichnet sich durch eine das Auge fesselnde Pracht aus. Es hätte doch nicht vergessen werden dürfen, daß dieser Tempel, der von Sulla begonnen und von Catulus vollendet und dediziert war, in den Tagen des Neronischen Brandes ungefähr 140 Jahre stand, also sicher die Spuren des Alters zeigte, außerdem aber in einer Zeit erbaut war, wo man in Rom Marmorbekleidung in der hier angenommenen Ausdehnung sicher noch nicht verwendete. Auch die Säulen, wenn sie wirklich dorisch waren, wie die Künstler nach der Münze hei Cohen Cons. T. XXX. Pet. 1. 2. mit Recht angenommen haben, waren nicht die ursprünglich von Sulla für den Tempel bestimmten Säulen vom Olympieion in Athen, also auch schwerlich von Marmor. Nach Tacitus waren das Gebälk und die Adler, die das Dach trugen, von Holz. Das sieht denn doch alles anders aus, als dieser feenhaft anzuschauende Marmorbau, der allenfalls für den nachmals erbauten Tempel des Domitian gelten könnte. Am seltsamsten aber nimmt sich auf demselben die Weihinschrift aus, nach der der Tempel von M. Horatius Pulvillus geweiht ist, d. h. dem Konsul des Jahres 509 v. Chr. der den allerersten, zu Sullas Zeit abgebrannten Tempel dedizierte!
   Der Palatin und seine Paläste gehören mit zu den Partien des Panoramas, in denen die Künstler mit Recht die Freiheit künstlerischer Behandlung und der schöpferischen Thätigkeit der Phantasie in Ansprach nahmen, denn für beides lassen die erhaltenen Fundamente den weitesten Spielraum. In bezug auf die Architektur der Palatinbauten möchte ich zwei Fragen an die Künstler richten: 1. ob sie in der That glauben, daß antike Ziegelmauern, speziell die Ziegelmauern des Palatin, jemals in Wirklichkeit unverkleidet zu Tage gelegen haben, wie sie es darstellen; und 2. ob sie jemals an antiken Bauwerken solche schräg gegen den Berg sich lehnenden Fundamente wahrgenommen haben, wie sie an der Nordwestecke des Palatin darstellen? Ich kenne keine.
   Nicht frei von historischen Bedenken ist auch der Vordergrund des Bildes. Dort erblicken wir zwischen Kapitol und Tiber die Reste der alten Serviusmauer. Von dieser Mauer war aber damals längst keine Spur mehr vorhanden. Wir müssen doch wohl dem Dionysius glauben, der schon für die Zeit des Augustus bezeugt, die Mauer sei unter und hinter den angebauten Häusern so verschwunden, daß man sie kaum noch nachweisen könne. – Am allerwenigsten aber entspricht dem Charakter der Stadt, wie wir sie uns zur Neronischen Zeit zu denken haben, der Vordergrund des Panoramas. Wir wollen mit den Künstlern nicht rechten über die Form der Häuser und ihre seltsam phantastische Färbung; dies ist ein Gebiet, wo man ihnen freie Hand lassen darf, denn wir wissen schlechterdings nicht, wie ein wohlerhaltenes antikes Haus ausgesehen hat; aber rechten können wir mit ihnen über das vollständige Verfehlen des Charakters dieser Stadtgegend. Zu Füssen des Beschauers liegt ein Quartier, das in Wirklichkeit etwa den engsten Teilen der alten Berliner Königstadt entspricht, voller Gewerbthätigkeit und Handel, ein Quartier mit langen Reihen hoher Mietshäuser, die an engen Strassen liegen, dazwischen Kornspeicher und Kaufhallen, Märkte für Getreide- und Viehhandel, kurz ein Quartier, in dem jeder Winkel für den Verkehr ausgenutzt ist; in dem Panorama dagegen fällt der Blick zwischen bunt durcheinander gestellten Häusern auf eine sich aufwärts (wohin?) ziehende Strasse mit entsetzlichem Pflaster, eingefaßt von steinernen Gartenmauern zur Seite eine einsame Kapelle mit der fast typisch gewordenen Cypresse, hinter den Mauern kleine, einstöckige Häuschen mit Schänken, umgeben von Gärtchen, aufgespannte Zeltdächer, interessante Hintertreppchen, die aufs flache Dach führen, Weinlauben, kurz ein Idyll aus Anacapri oder dem Albanergebirge oder Olevano, oder aus der römischen Campagna, und dies an einer Stelle, wo es geradezu eine Absurdität ist.
   Ich glaube, daß (abgesehen natürlich von dem verfehlten Plan des Bildes) unter diesen Ausstellungen nicht eine ist, die nicht mit geringer Mühe hätte beseitigt werden können, ebenso andere, die ich hier nur zum Teil andeute. So fehlt neben dem Pons Aemilius der für Rom so charakteristische Pons sublicius, ebenso die charakteristische Ummauerung der Tiberinsel, die die Form eines Schiffes hatte. Das jenseits des Tiber liegende Gebiet ist viel zu ausgedehnt; erst in Konstantins Zeit, also 250 Jahre später, wurde dieser Stadtteil etwa so groß, wie er auf dem Panorama erscheint.
In: Berliner Philologische Wochenschrift, 8. Jg., Nr. 49, 8. Dez. 1888, S. 1522-1524.

Der Brand von Rom - Holzstich von Emil Ost

Emil Ost, Der Brand von Rom, 1888 oder später, Holzstich, 16,5 × 26,0 cm. Links unten im Stich signiert "E. OST. X.A". Publikationsort unbekannt. Privatsammlung Berlin.
Das "XA" in der Signatur steht für "Xylografische Anstalt". Emil Ost ist im Berliner Adressbuch von 1888 mit einem Xylografischem "Institut"  in der Bernburger Str. 23 angeführt. Der Holzstich zeigt einen zentralen Ausschnitt aus dem Panorama Der Brand von Rom unter Nero, das von Max Koch entworfen und von ihm zusammen mit seinem Bruder Georg Koch und weiteren Malern ausgeführt wurde.

Donnerstag, 13. August 2015

Postkarte - K.Y.C.-Boote auf dem Jungfernsee (2)

Postkarte, farbiger Rasterdruck und Buchdruck, ohne Verlagsangabe, um 1925. Bezeichnet "K.Y.C.-Boote auf dem Jungfernsee". Eine von sechs Postkarten einer möglicherweise privaten Postkartenedition mit dem Titel "Das Heim des Kaiserl.-Yacht-Clubs am Jungfernsee bei Potsdam. In 6 Bildern von Prof. Max Koch". Privatsammlung Potsdam.
Bei dem "Heim" des Kaiserlichen-Yacht-Clubs, heute Kieler-Yacht-Club, handelt es sich um die Matrosenstation Kongsnæs. Die Reproduktion auf der Postkarte zeigt ein Gemälde aus den frühen 1920er Jahren. Der Verbleib des Originals ist unbekannt.

Postkarte - K.Y.C.-Boote auf dem Jungfernsee (1)

Postkarte, farbiger Rasterdruck und Buchdruck, ohne Verlagsangabe, um 1925. Bezeichnet "K.Y.C.-Boote auf dem Jungfernsee". Eine von sechs Postkarten einer möglicherweise privaten Postkartenedition mit dem Titel "Das Heim des Kaiserl.-Yacht-Clubs am Jungfernsee bei Potsdam. In 6 Bildern von Prof. Max Koch". Privatsammlung Potsdam.
Bei dem "Heim" des Kaiserlichen-Yacht-Clubs, heute Kieler-Yacht-Club, handelt es sich um die Matrosenstation Kongsnæs. Die Reproduktion auf der Postkarte zeigt ein Gemälde aus den frühen 1920er Jahren. Der Verbleib des Originals ist unbekannt.

Postkarte - K.Y.C. Haus mit Blick nach Westen

Postkarte, farbiger Rasterdruck und Buchdruck, ohne Verlagsangabe, um 1925. Bezeichnet "K.Y.C. Haus mit Blick nach Westen". Eine von sechs Postkarten einer möglicherweise privaten Postkartenedition mit dem Titel "Das Heim des Kaiserl.-Yacht-Clubs am Jungfernsee bei Potsdam. In 6 Bildern von Prof. Max Koch". Privatsammlung Potsdam.
Bei dem "Heim" des Kaiserlichen-Yacht-Clubs, heute Kieler-Yacht-Club, handelt es sich um die Matrosenstation Kongsnæs. Die Reproduktion auf der Postkarte zeigt ein Gemälde aus den frühen 1920er Jahren. Der Verbleib des Originals ist unbekannt.

Postkarte - Hafen des K.Y.C. Blick nach Osten

Postkarte, farbiger Rasterdruck und Buchdruck, ohne Verlagsangabe, um 1925. Bezeichnet "Hafen des K.Y.C. Blick nach Osten". Eine von sechs Postkarten einer möglicherweise privaten Postkartenedition mit dem Titel "Das Heim des Kaiserl.-Yacht-Clubs am Jungfernsee bei Potsdam. In 6 Bildern von Prof. Max Koch". Privatsammlung Potsdam.
Bei dem "Heim" des Kaiserlichen-Yacht-Clubs, heute Kieler-Yacht-Club, handelt es sich um die Matrosenstation Kongsnæs. Die Reproduktion auf der Postkarte zeigt ein Gemälde aus den frühen 1920er Jahren. Der Verbleib des Originals ist unbekannt.

Postkarte - K.Y.C. Sommerfest 1924 Fackelpolonaise

Postkarte, farbiger Rasterdruck und Buchdruck, ohne Verlagsangabe, um 1925. Bezeichnet "K.Y.C. Sommerfest 1924 Fackelpolonaise". Eine von sechs Postkarten einer möglicherweise privaten Postkartenedition mit dem Titel "Das Heim des Kaiserl.-Yacht-Clubs am Jungfernsee bei Potsdam. In 6 Bildern von Prof. Max Koch". Privatsammlung Potsdam.
Bei dem "Heim" des Kaiserlichen-Yacht-Clubs, heute Kieler-Yacht-Club, handelt es sich um die Matrosenstation Kongsnæs. Die Reproduktion auf der Postkarte zeigt ein Gemälde aus den frühen 1920er Jahren. Der Verbleib des Originals ist unbekannt.

Postkarte - K.Y.C.-Heim vom Wasser gesehen

Postkarte, farbiger Rasterdruck und Buchdruck, ohne Verlagsangabe, um 1925. Bezeichnet "K.Y.C.-Heim vom Wasser gesehen". Eine von sechs Postkarten einer möglicherweise privaten Postkartenedition mit dem Titel "Das Heim des Kaiserl.-Yacht-Clubs am Jungfernsee bei Potsdam. In 6 Bildern von Prof. Max Koch". Privatsammlung Potsdam.
Bei dem "Heim" des Kaiserlichen-Yacht-Clubs, heute Kieler-Yacht-Club, handelt es sich um die Matrosenstation Kongsnæs. Die Reproduktion auf der Postkarte zeigt ein Gemälde aus den frühen 1920er Jahren.  Der Verbleib des Originals ist unbekannt.

Mittwoch, 12. August 2015

Gesamtentwurf zum Grabdenkmal für Carl Bechstein

Das Grabdenkmal für Carl Bechstein und seine Frau Louise ist noch erhalten und befindet sich auf dem Friedhof II der Sophiengemeinde Berlin.


Abbildungen aus Kunstgewerbeblatt, Neue Folge, 13. Jg., Heft 6, S. 123 (Figur) und S. 124 (Grab).

"Wir bringen in diesem Hefte die Abbildung des Grabdenkmals wie der Grabdenkmalfigur auf dem Grabe des 1900 verstorbenen Kommerzienrats C. Bechstein, Berlin. Aus kleinen Anfängen hatte Bechstein, der ursprünglich das Tischlerhandwerk erlernt hatte, aus seiner 1854 gegründeten Instrumentenbauanstalt durch rastlosen Fleiss und geniale Veranlagung, gepaart mit einer seltenen Energie, in 43 Jahren eine der grössten und bedeutendsten der Welt geschaffen. Manch Prachtinstrument ist aus dieser Werkstätte hervorgegangen, und zu manchem lieferte Professor M. Koch, ein Freund des Hauses Bechstein, die künstlerischen Entwürfe. Wir haben früher schon Abbildungen solcher Instrumente gebracht. Professor M. Koch lieferte auch den Gesamt-Entwurf zu dem Grabdenkmal Bechstein's, bei dessen Durchbildung und Ausführung die Herren Architekt Roensch und Bildhauer W. Schwarze beteiligt waren." Zitat aus Anonym (r.), "Zu unseren Bildern." in Kunstgewerbeblatt, Neue Folge, 13. Jg., Heft 6, S. 123-124.
"BERICHTIGUNG. In Heft 6 ist als Bildhauer der Grabfigur des Bechstein'schen Erbbegräbnisses W. Schwarze genannt. Der Name des betreffenden Bildhauers heisst jedoch Walter Schmarje [Walther Schmarje]. Der Künstler stammt aus Hamburg." In Kunstgewerbeblatt, Neue Folge, 13. Jg., Heft 8, S. 164.

Einen Artikel von Juliane Bluhm zu Carl Bechstein und zur Grabanlage, sowie eine Fotodokumentation von ihr über den aktuellen Zustand der Grabanlage befindet sich auf der Internetseite der Stiftung Historische Kirchhöfe und Friedhöfe in Berlin-Brandenburg.

Foto: Stiftung Historische Kirchhöfe und Friedhöfe in Berlin Brandenburg, © Juliane Bluhm

Montag, 10. August 2015

Partie aus dem Pergamonpanorama - Emil Werner

"Partie aus dem Pergamonpanorama", Abbildung laut Bildunterschrift nach einer Fotografie von E. Werner in Vom Fels zum Meer - Wochenausgabe, 22. Jg., Nr. 25, 13. Februar 1903, S. 848.
Im Berliner Adressbuch von 1903 ist der Fotograf Emil Werner, Nieder-Schönhausen, Victoriastr. 2, angeführt. Um diesen dürfte es sich bei "E. Werner" handeln. Da diese Abbildung deckungsgleich ist mit der entsprechenden Fotografie in der Antikensammlung der Staatlichen Museen zu Berlin können diese fünf Fotografien Emil Werner zugeschrieben werden.
Bei dem Abzug für diese Abbildung sind die Konturen der Burg nicht durch Retusche verstärkt!

Gewandstudie zum Pergamon-Panorama


"Gewandstudie zum Panorama von Pergamon."

Abbildung nach einer Originalzeichnung in Vom Fels zum Meer - Wochenausgabe, 22. Jg., Nr. 25, 13. Februar 1903, S. 849. Möglicherweise seitenverkehrte Abbildung.

Die Figur steht im Panoramagemälde am unteren Rand des Bildes auf einem die Architektur links abschließenden Balkon mit halbrunder Brüstung und schaut nach rechts ins Tal hinab. Der Verbleib der Originalzeichnung ist unbekannt.

Bei Max Koch kann man ein gewisses Vergnügen daran beobachten, sich ungewöhnliche und perspektivisch schwierige Aufgaben zu stellen und diese dann zeichnerisch zu lösen. Hier ist es der angewinkelte muskulöse Arm in seitlicher Aufsicht, der seine Meisterschaft zeigt. Mit dem zum Betrachter ausgestreckten Ellbogen wird viel Raum vor der Figur erschlossen, mehr als die Gewandfalten erzeugen. Die Zeichnung würde ich daher eher als Ellenbogenstudie bezeichnen.    

Das Pergamon-Panorama von 1886 Pressespiegel

"Oben erhebt sich auf dem mächtigen Unterbau der Tempel des Zeus von Olympia. Auf dorischen Säulen ruht der Giebel, in dessen blau grundirtem Felde ein Werk des Paionios, 13 Figuren, in bunter Bemalung nachgebildet ist; in goldigem Schein schaut vom Giebelfirst Nike, die Göttin des Sieges herab. Hinter dieser, von den Bauräthen Kyllmann und Heyden aufgeführten Tempelfront, bei deren Bau die Kunstgelehrten mit Rath zur Seite standen, befindet sich das Pergamon-Panorama. Von dem Altan einer römischen Villa aus, blicken wir auf die Stadt des Attalos, eines Freundes der Römer und Förderers der Künste; sie baut sich amphitheatralisch vor unseren Augen auf, den Hintergrund fassen Berge, Thäler und Flüsse im Glanze der Abendsonne ein, vom pergamenischen Altar lodert das Opferfeuer zum Himmel empor. Kenner sagen, unter den vielen in der letzten Zeit entstandenen Panoramen gäbe es kein schöneres. Die Studien dazu sind von den Malern Kips und Koch an Ort und Stelle gemacht worden. Die bemalte Leinewand ist 64 Meter lang und 14 Meter hoch."
Zitat aus: Anonym, "Die Jubiläumsausstellung in Berlin. Ein Gang in's klassische Dreieck." in: Neueste Mittheilungen. Hrsg. Dr. H. Klee, 5. Jg., Nr. 60,  Berlin, Sonnabend, den 29. Mai 1886, S.4

„Auf das aus dem Pronaos des Tempels zugängliche Panorama von Pergamon, ein gewaltiges Halbrundbild von 60m Länge und 14m Höhe, können wir an dieser Stelle nur flüchtig eingehen, trotzdem dasselbe unter allen in jüngster Zeit entstandenen Werken dieser Art unserem Interesse insofern besonders nahe steht, als nicht nur der Hauptgegenstand des Bildes, sondern auch der Vordergrund desselben im wesentlichen architektonischer Art sind. Als Standpunkt für den Beschauer ist eine antike Villa auf dem Burgberge gegenüber liegenden Abhange des Selinos-Thales angenommen. Ueber dieses mit Villen bedeckten, in reichem Pflanzenwuchs prangenden Thals hinweg stellt sich ihm die von der Akropolis und den an diese angeschlossenen Prachtbauten aus der Attaliden- und der ersten römischen Kaiserzeit – dem Trajans-Tempel, der Bibliothek und dem Athena-Tempel, dem Altar des Zeus, den Gebäuden am oberen Marktplatz, endlich der großen Fest-Terrasse mit dem Theater – überragte Stadt in dem Umfange und der Erscheinung dar, welche sie gegen die Mitte des 2. Jahrhunderts unserer Zeitrechnung etwa gehabt haben dürfte; nach rechts schweift der Blick über die Ausläufer der Stadt hinweg nach der von fernen Gebirgszügen begrenzten Kaikos-Ebene. Es ist eine ausgezeichnete Leistung, welche die Maler Hrn. Kips und Max Koch auf Grund örtlicher Landschafts-Studien nach den ihnen von dem Leiter der pergamenischen Ausgrabungen, Hrn. Reg.-Bmstr. R. Bohn zur Verfügung gestellten architektonischen Darstellungen hier geliefert haben, und der Reiz, welchen dieses Bild auf das Publikums ausüben wird, dürfte jedenfalls die ungünstige Meinung über antike Kunst wieder ausgleichen, welche die Malerei der Tempelfaçade in nicht sachverständigen Kreisen etwa wecken könnten. Noch niemals ist uns die Erscheinung einer großen antiken Stadt in einer den Hauptzügen nach so echten und überzeugenden Form vor Augen geführt worden. Dass in die aus der Phantasie hinzugefügten architektonischen Einzelheiten unwillkürlich eine gewisse Vorahnung der Berliner Schule des 19. Jahrh. hinein getragen worden ist, kann diesen Eindruck nicht ernstlich stören.
Zitat aus: F. (K.E.O. Fritsch), "Von der Jubiläums-Ausstellung der Kgl. Akademie der Künste zu Berlin", in Deutsche Bauzeitung, 20. Jg., Nr. 41, S.244, in zahlreichen Fortsetzungen bis Nr. 86, S. 515. Zitat in Nr. 45, vom 5. Juni 1886, S. 268. 

Sonntag, 9. August 2015

Das Pergamon-Panorama von 1886 Zeichnung

"Das Pergamon-Panorama in der Berliner Jubiläums-Kunstausstellung." Autotypie nach einer Zeichnung von Max Koch von 1886 nach dem Panoramagemälde von Max Koch und Alexander Kips. Druck in Deutsche Illustrirte Zeitung, 2. Jg., 1885/86, Nr. 52, S. 524-525 (Doppelseite). Motiv 25,6 × 50,5 cm, Blatt 39,3 × 56,5 cm. Privatsammlung Berlin.
Der Verbleib der Originalzeichnung ist unbekannt. Die Autotypie hat nach dem Titel die Bildunterschrift "Originalzeichnung von Max Koch und Alexander Kips." Wahrscheinlich bezieht sich das auf das Gemälde selbst, denn die Zeichnung nach dem Gemälde zeigt rechts unten nur die Signatur von Max Koch, die Datierung "86" und eben keine Signatur von Kips.
Die hier abgebildete Zeichnung ist offensichtlich nur der zentrale Ausschnitt einer Zeichnung, die die Gesamtansicht wiedergibt und die im Führer durch das Pergamon-Panorama, sowie durch das Kaiser-Diorama der centralafrikanischen Erforschungs-Expeditionen von Fabricius und Pietsch abgebildet ist.
Offen ist die Frage, ob diese Zeichnung als Dokumentation nach dem Gemälde gefertigt wurde, oder ob sie eine Entwurfszeichnung für das Gemälde war.  

Samstag, 8. August 2015

Das Pergamon-Panorama von 1886 Fotomontage


Rekonstruktion des halbrunden Pergamon-Panoramas durch eine Fotomontage des Blog-Autors.
Im Archiv des Alten Museums in Berlin werden fünf Fotografien eines unbekannten Fotografen aufbewahrt, deren Zusammenhang und Bedeutung  wohl noch niemandem aufgefallen ist. (Zum Fotografen siehe HIER.) Tatsächlich sind diese fünf Fotografien zusammen eine einzigartige Dokumentation des verloren gegangenen Pergamon-Panoramas von 1886, das Max Koch zusammen mit Alexander Kips (1858-1910) gemalt hat.
Anläßlich der Ausstellung des 360°-Pergamon-Panoramas von Yadegar Asisi in Berlin vom 30.09.2011 bis zum 30.09.2012 wurde ein Themenblog erstellt, in dem der renommierte Panoramaspezialist Dr. Stephan Oettermann in 18 Teilen die Geschichte des historischen Vorbilds umfassend erzählt. Unter den zahlreichen historischen Dokumenten, die Oettermann in diesem Kontext präsentiert, ist auch eine von den besagten fünf Fotografien. Ihr direkter Zusammenhang scheint aber auch ihm entgangen zu sein.
Die Reproduktion einer Grafik im Führer durch das Pergamon-Panorama, sowie durch das Kaiser-Diorama der centralafrikanischen Erforschungs-Expeditionen von Ernst Fabricius und Ludwig Pietsch (3. Aufl., Berlin, Dominik, 1887) war bisher die einzige Dokumentation der Gesamtansicht:
Im Vergleich ergänzen sich die beiden Darstellungen. Die Fotografien zeigen links und unten mehr von dem Gemälde. Aber vor allem in der zweiten Fotografie ist der obere Bereich überbelichtet und die Detail sind durch eine Retusche ergänzt. In diesen Bereichen liefert die Zeichnung mehr Informationen.
Das Pergamon-Panorama ist 1888 verbrannt, nachdem es sich an den aufgestellten neuartigen Lichtbogenlampen  entzündet hatte. Es wurde ab Mai 1888 an gleicher Stelle ersetzt durch das Halbpanorama Der Brand Roms unter Nero, das ebenfalls von Max Koch, zusammen mit seinem Bruder Georg Koch und einigen jüngeren Malern, ausgeführt wurde.

Hier die fünf Fotos mit den Links zur Quelle in der Deutschen Digitalen Bibliothek:


Antikensammlung, Staatliche Museen zu Berlin, Inventarnummer AV898

Antikensammlung, Staatliche Museen zu Berlin, Inventarnummer AV899

Antikensammlung, Staatliche Museen zu Berlin, Inventarnummer AV900

Antikensammlung, Staatliche Museen zu Berlin, Inventarnummer AV901

Antikensammlung, Staatliche Museen zu Berlin, Inventarnummer AV897