Der Schöpfer des grossen, in Glasmosaik ausgeführten Gemäldes in der deutschen kunstgewerblichen Abteilung in Paris, MAX KOCH, kann, obwohl er erst im 41. Lebensjahre steht, bereits auf eine weit ausgedehnte Thätigkeit auf dem Gebiete der dekorativen Malerei zurückblicken. In Berlin enthalten zahlreiche Bierpaläste, Kaffeehäuser, Theater und Festsäle in Privathäusern Werke seiner Hand, die ebensosehr für den Reichtum seiner Erfindungskraft und den leichten Schwung seiner Phantasie, wie für die gediegene Sorgfalt seiner Ausführung sprechen. Dabei ist er auf allen Gebieten der Malerei heimisch, wovon er in seinen Malereien für das Vereinshaus der Berliner Künstler besonders glänzende Proben abgelegt hat. Die Decke des Treppenhauses hat er mit sechs Darstellungen aus der nordischen Sage geschmückt, über der Bühne im Festsaal hat er den heiligen Georg im Kampfe mit dem Drachen dargestellt und an der Wand gegenüber den nordischen Sonnengott Baldur, der den Menschen mit dem Licht und der Wärme auch Dichtung und Kunst bringt. In der Erinnerung leben noch die imposanten Panoramen, die er für den Ausstellungspark gemalt und in denen er eine gründliche Kenntnis der antiken wie der modernen Architektur entfaltet hat: die alte Königsstadt Pergamon in ihrer ursprünglichen Pracht, der Brand von Rom unter Nero und die Einfahrt Kaiser Wilhelm II. in Konstantinopel. Ausserdem hat Koch an der Ausschmückung mehrerer Monumentalbauten Anteil gehabt: an der Buchhändlerbörse in Leipzig, wo er mehrere Deckenbilder ausgeführt hat, am dortigen Reichsgerichtsgebäude und am Reichstagsgebäude in Berlin, wo der Fries im Lesesaal von ihm herrührt. Endlich hat er im alten Rathause zu Lübeck das Treppenhaus und den Sitzungssaal mit einem Cyklus von Gemälden aus der Geschichte der Stadt vom 13. bis zum 15. Jahrhundert geschmückt, und für die Stadttheater in Halle a. S. und Bromberg hat er die Vorhänge gemalt.
Max Koch ist ein Berliner Kind. Als zweiter Sohn des bekannten, noch jetzt in fast jugendlicher Frische thätigen Malers und Illustrators Karl Koch am 24. November 1859 geboren, hat er seine ersten Kunststudien bei einem Stubenmaler gemacht, bei dem er ein Jahr in der Lehre war, und sie dann in der Lehranstalt des Kunstgewerbemuseums fortgesetzt, wo Ewald, J. Schaller und M. Meurer seine Lehrer waren. Seine Begabung für die dekorative Malerei wurde schon so frühzeitig offenbar, dass er bereits 1877 ein Staatsstipendium zu einem Studienaufenthalt in Italien erhielt und im nächsten Jahre in Frankfurt a. M. unter Thiersch an der Dekoration des neuen Opernhauses thätig sein konnte. Nachdem er seiner Militärpflicht genügt, ging er 1882 nach Paris, und als er 1883 seine dort gemachten Studien in Berlin ausstellte, erzielte er damit einen so grossen Erfolg, dass er als Nachfolger Meurers am Kunstgewerbemuseum angestellt wurde. Zwölf Jahre lang hat er diese Lehrthätigkeit geübt, ohne dass sein eigenes Schaffen darunter litt, und in dieser Zeit hat er zahlreiche Schüler für die dekorative Malerei herangebildet.
Mit den erwähnten dekorativen Malereien ist der Umfang seiner Thätigkeit noch nicht erschöpft. Er hat in früheren Jahren auch lithographiert, radiert, Illustrationen gezeichnet und Vorlagen für den Buntdruck gemacht und sich gelegentlich auch in Entwürfen für Möbel und für Musikinstrumente bewährt.
Das höchste Ziel seines künstlerischen Strebens ist aber stets die Darstellung des schönen nackten Menschen im dekorativ-architektonischen Sinne geblieben.
Auf wie ernsthaften und gründlichen Vorarbeiten seine dekorativen Malereien beruhen, zeigt die Fülle seiner Einzelstudien, die sich wesentlich auch mit dem nackten menschlichen Körper in den schwierigsten Stellungen und Bewegungen beschäftigen. Aus ihnen haben wir einige ausgewählt, die zugleich eine Anschauung von der Vielseitigkeit seines auf alle Gebiete der Malerei erprobten Könnens gewähren.
Anonym, "Zu unseren Bildern - Malerei",
in: Berliner Architekturwelt, 3. Jg., Heft 3, 1901, S. 82-87.
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