Montag, 10. August 2015

Das Pergamon-Panorama von 1886 Pressespiegel

"Oben erhebt sich auf dem mächtigen Unterbau der Tempel des Zeus von Olympia. Auf dorischen Säulen ruht der Giebel, in dessen blau grundirtem Felde ein Werk des Paionios, 13 Figuren, in bunter Bemalung nachgebildet ist; in goldigem Schein schaut vom Giebelfirst Nike, die Göttin des Sieges herab. Hinter dieser, von den Bauräthen Kyllmann und Heyden aufgeführten Tempelfront, bei deren Bau die Kunstgelehrten mit Rath zur Seite standen, befindet sich das Pergamon-Panorama. Von dem Altan einer römischen Villa aus, blicken wir auf die Stadt des Attalos, eines Freundes der Römer und Förderers der Künste; sie baut sich amphitheatralisch vor unseren Augen auf, den Hintergrund fassen Berge, Thäler und Flüsse im Glanze der Abendsonne ein, vom pergamenischen Altar lodert das Opferfeuer zum Himmel empor. Kenner sagen, unter den vielen in der letzten Zeit entstandenen Panoramen gäbe es kein schöneres. Die Studien dazu sind von den Malern Kips und Koch an Ort und Stelle gemacht worden. Die bemalte Leinewand ist 64 Meter lang und 14 Meter hoch."
Zitat aus: Anonym, "Die Jubiläumsausstellung in Berlin. Ein Gang in's klassische Dreieck." in: Neueste Mittheilungen. Hrsg. Dr. H. Klee, 5. Jg., Nr. 60,  Berlin, Sonnabend, den 29. Mai 1886, S.4

„Auf das aus dem Pronaos des Tempels zugängliche Panorama von Pergamon, ein gewaltiges Halbrundbild von 60m Länge und 14m Höhe, können wir an dieser Stelle nur flüchtig eingehen, trotzdem dasselbe unter allen in jüngster Zeit entstandenen Werken dieser Art unserem Interesse insofern besonders nahe steht, als nicht nur der Hauptgegenstand des Bildes, sondern auch der Vordergrund desselben im wesentlichen architektonischer Art sind. Als Standpunkt für den Beschauer ist eine antike Villa auf dem Burgberge gegenüber liegenden Abhange des Selinos-Thales angenommen. Ueber dieses mit Villen bedeckten, in reichem Pflanzenwuchs prangenden Thals hinweg stellt sich ihm die von der Akropolis und den an diese angeschlossenen Prachtbauten aus der Attaliden- und der ersten römischen Kaiserzeit – dem Trajans-Tempel, der Bibliothek und dem Athena-Tempel, dem Altar des Zeus, den Gebäuden am oberen Marktplatz, endlich der großen Fest-Terrasse mit dem Theater – überragte Stadt in dem Umfange und der Erscheinung dar, welche sie gegen die Mitte des 2. Jahrhunderts unserer Zeitrechnung etwa gehabt haben dürfte; nach rechts schweift der Blick über die Ausläufer der Stadt hinweg nach der von fernen Gebirgszügen begrenzten Kaikos-Ebene. Es ist eine ausgezeichnete Leistung, welche die Maler Hrn. Kips und Max Koch auf Grund örtlicher Landschafts-Studien nach den ihnen von dem Leiter der pergamenischen Ausgrabungen, Hrn. Reg.-Bmstr. R. Bohn zur Verfügung gestellten architektonischen Darstellungen hier geliefert haben, und der Reiz, welchen dieses Bild auf das Publikums ausüben wird, dürfte jedenfalls die ungünstige Meinung über antike Kunst wieder ausgleichen, welche die Malerei der Tempelfaçade in nicht sachverständigen Kreisen etwa wecken könnten. Noch niemals ist uns die Erscheinung einer großen antiken Stadt in einer den Hauptzügen nach so echten und überzeugenden Form vor Augen geführt worden. Dass in die aus der Phantasie hinzugefügten architektonischen Einzelheiten unwillkürlich eine gewisse Vorahnung der Berliner Schule des 19. Jahrh. hinein getragen worden ist, kann diesen Eindruck nicht ernstlich stören.
Zitat aus: F. (K.E.O. Fritsch), "Von der Jubiläums-Ausstellung der Kgl. Akademie der Künste zu Berlin", in Deutsche Bauzeitung, 20. Jg., Nr. 41, S.244, in zahlreichen Fortsetzungen bis Nr. 86, S. 515. Zitat in Nr. 45, vom 5. Juni 1886, S. 268. 

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