Mittwoch, 24. Februar 2016

Skizze für die Kegelbahn im Seglerhaus am Wannsee


Skizze für Wannsee Kegelbahn, Entwurfszeichnung, 1899, am unteren Rand bezeichnet, signiert und datiert. Abgebildet in: Berliner Architekturwelt, 3. Jg., 1901, Heft 4, S. 134. Bildunterschrift: "Abbildung 202. Dekoration für die Klubkegelbahn im Seglerhause am Wannsee. Von Max Koch. Maler in Potsdam."
Der Verbleib der Zeichnung ist unbekannt. Das Wandgemälde selbst wurde wohl in der alten Kegelbahn, die ab 1891 an der südlichen Grundstücksseite (Am Großen Wannsee 22-26) gelegen war, von Max Koch ausgeführt. Das Gebäude der Kegelbahn wurde später an die nördliche Seite versetzt und brannte 1931 zum Teil ab. Heute scheint von der Wandmalerei nichts mehr vorhanden zu sein.
Die Abbildung in der Berliner Architekturwelt ist daher bisher der einzige Hinweis auf diese wunderbare, sehr humorvolle Zeichnung, die auch von Walt Disney sein könnte. In seinem Film Das Dschungelbuch von 1967 gibt es den Affenkönig King Louis, der hier gerade elegant gekegelt zu haben scheint. Die übrige Affenhorde feixt auf der Balustrade und erwartet den Effekt. Links beginnt die Erzählung im Panoramaformat mit einem weisen Marabu mit Brille, der unbewegt, still und in sich ruhend das Geschehen beobachtet. Ein Biber sitzt auf seinem Schwanz und leckt sich uninteressiert das Fell. Dann, als eigentliche Hauptfigur, ein Orang-Utan, der noch weiterhin, während des Laufs der Kugel, in seiner tänzerischen Abwurfhaltung verharrt. Eine Schnecke kriecht, und eine Maus rennt entlang der Bahn der Kugel hinterher. Damit wird die Zeichnung entsprechend ihres Format tatsächlich zu einer zeitlichen, fast filmischen Erzählung, die noch nicht ganz zu Ende ist. Denn Hase und Igel, die immer schon da sind, und ein Frosch, der die Plötzlichkeit als Zeitform einbringt, erwarten bei den Kegeln die rollende Kugel, und erst im nächsten Moment, wenn die Kegel fallen, wird die Szene vorbei sein.
Im Kleinen, und mit unbeschwerter Leichtigkeit, präsentiert Max Koch mit dieser Skizze sein Können im Umgang mit großen Formaten. Auch seine großen Panoramen erschließen sich einfach wegen der Größe nicht auf einen Blick. Man muss sie nach und nach lesen, und Max Koch übernimmt für die notwendige Abfolge die Regie, indem er z.B. beim Pergamon-Panorama den Betrachter mit einer Prozession langsam durch das Bild hindurch führt. Entsprechend ist dieser tierische Kurzfilm gedacht.

Literaturhinweis: Rolf Bähr, Kunst am und im Seglerhaus, ohne Verlag (Verein Seglerhaus am Wannsee) , Berlin 2014.

Montag, 22. Februar 2016

Haus des Vereins der Berliner Künstler - Ritter Georg


Ritter Georg im Kampf mit dem dreiköpfigen Drachen, Wandgemälde über der Bühne im Haus des Vereins der Berliner Künstler (Berliner Künstlerhaus), 1898. Die Abb. zeigt eine Nachzeichnung des Wandgemäldes, von dem bisher keine gute Fotografie bekannt ist, aus der Deutschen Bauzeitung. Dort ist die Zeichnung als Titelbild eingesetzt.

Die Bühnenwand im Festsaal des Berliner Künstlerhauses. Im Halbkreis über der Bühne, auf dem Foto kaum zu erkennen, der Ritter Georg im Kampf mit dem dreiköpfigen Drachen. Abb. aus: Berliner Architekturwelt, 2. Jg., 1900, Heft 7, Abb. 323, S. 241.

Haus des Vereins der Berliner Künstler - Pressespiegel

    „Ein eleganter Vorraum führt im Obergeschoss zum Festsaal, aus welchem unsere Bildbeilage eine Gesammtansicht der Rückwand und eine Theilansicht der Bühnenwand brachte. (...) Die Programmbestimmung, dass auch die Festräume und das Treppenhaus für Ausstellungszwecke brauchbar sein mussten, lies eine nur bescheidene, zurückhaltende dekorative Ausstattung dieser Räume, insbesondere auch hinsichtlich des malerischen Schmuckes zu. So kamen durch Prof. Max Koch nur zwei grössere Darstellungen des Saales zur Ausführung: eine Darstellung in der Bogenöffnung der Bühne, die wir am Kopf unserer Nummer wiedergeben, und ein grösseres Wandgemälde an der Rückseite des Saales, welches auf unserer Saalansicht angedeutet ist.
   In dem Halbrund über der Bühnenöffnung ist der spätgriechisch siegbringende Ritter des Mythos St. Georg in nordisch-germanischer Umbildung und mit romanisirenden Stilanklängen als siegreicher Zerstörer der das Gelingen des Werkes bedrohenden Zwietracht dargestellt. Das zweite Werk des Künstlers ist das grosse, kleblattförmig begrenzte Gemälde der Rückwand mit einem frei behandelten Motiv aus der nordischen Mythologie. Der nordische Apoll Baldur steigt in einer Lichtwolke, die von dem strahlenden Sonnenaufgang beleuchtet wird, zur Erde nieder, den Erdenwesen Kunst und Dichtung, Licht und Feuer bringend. Die Phantasiegestalten der reichen Märchenwelt sind zur Bevölkerung des lichtdurchflutheten Aethers und der gross gedachten Waldlandschaft aufgeboten.“
H., „Das Haus des Vereins Berliner Künstler, Bellevuestrasse 3“, in: Deutsche Bauzeitung, 32. Jg., Nr. 95, 26. November 1898, S.609-611, Fortsetzung in Nr. 97, 3. Dezember 1898, S. 621-623, Zitat auf S. 622.

   „Die eine Schmalwand nimmt eine richtige, praktikable Bühne mit Schnürboden ein, über dem Vorhang ein stilisierter Ritter Georg; an der anderen Schmalwand ist eine breite Galerie weit in den Saal vorgebaut. Ueber ihr prangt ein großes Bild von Max Koch: „Baldur erscheint auf der Erde.“ Ein schöner Jüngling, von den Strahlen der aufgehenden Sonne umloht, steigt über den Nebeln empor, und die verschlafenen Menschen schauen ihm staunend entgegen.“
Gustav Klitscher, „Ein Kostümfest des Vereins Berliner Künstler“, in: Die Gartenlaube, 1899, Nr. 6,
S. 92-95, Zitat auf S. 95.

Haus des Vereins der Berliner Künstler - Baldur

Der Sonnengott Baldur, Wandbild hinter der Empore im Festsaal des Hauses des Vereins der Berliner Künster (Berliner Künstlerhaus), 1898. Abb. aus: Deutsche Bauzeitung, 32. Jg., Nr. 95, Berlin, 26. November 1898, nach S. 609: "Das Neuer Künstlerhaus zu Berlin, Ansicht aus dem grossen Festsaale."

Abb. aus: Berliner Architekturwelt, 2. Jg.,1900, Heft 7, Abb. 324, S. 242.