Samstag, 7. Oktober 2017

Westermanns Monatshefte im August 1918

Max Koch: Der Kampf dithmarscher Bauern mit der holsteinischen Ritterschaft im Jahre 1500


Von Kunst und Künstlern
Max Koch, von dem dieses Heft sechs Bilder zeigt, vier als besondere Kunstblätter, zwei als Abbildungen im Text (S. 594 [siehe oben] und S. 595 [siehe unten]), gilt bei seinen Fachgenossen und vor der Öffentlichkeit eigentlich als Dekorationsmaler; als solcher verwaltet er sein Lehramt an der Unterrichtsanstalt des Berliner Kunstgewerbemuseums, als solcher hat er seine Erfolge in der Öffentlichkeit zu verzeichnen gehabt, vor allem in der Zeit der Schau-Panoramen und als Schöpfer von Deckengemälden im preußischen Herren- und Abgeordnetenhause wie im Sitzungssaal der Akademie der Wissenschaften zu Berlin, in der Buchhändlerbörse und im Festsaal des Reichsgerichts in Leipzig. Aber wie es in der Kunst so geht: sie lässt sich weder Schrauben noch Schranken setzen. So hat sich auch Koch, heute ein Mann in den besten Jahren (geb. 24. November 1859 in Berlin), seitab von dem Sonderfach, auf das er nun mal abgestempelt ist, ein Lieblingsfeld gesucht, um es in freier Natur zu pflegen: das ist die Landschafts-, Architektur- und Blumenmalerei, für die er sich seine Motive am liebsten aus der Umgebung Potsdams holt. Früher hatte er dort sein eigenes Landhaus: seitdem er aber die Ungebundenheit des Bootslebens kennen und schätzen gelernt hat, begnügt er sich mit einem schwimmenden Atelier, das ihn bald hier-, bald dorthin trägt und geduldig wartet, bis er auf Pappe oder Leinwand hat, was ihn gerade lockt. Und er hat bald einen eigenen Reiz in diesen Ansichten vom Wasser her gefunden; die Luft- und Lichtstimmung ist ganz anders, als wenn man sich den Dingen vom Lande aus nähert, und besonders an den Spiegelungen im Wasser erlebt man immer wieder neue Freude. Erst seitdem er sie so von allen Seiten im Boot umfährt, glaubt Koch all die feinen landschaftlichen Schönheiten der alten Friedrich-Stadt entdeckt zu haben und immer wieder vor neuen überraschenden Aufgaben zu stehen. Oft begnügt sich diese Entdecker- und Erobererfreude mit reinen Landschaftsstudien, die sich dann fast alle durch einen feinen, stumpfgrauen Silberton auszeichnen; manchmal aber, wie in den beiden Altpotsdamer Bildern, die wir zeigen, geht sie weiter, zu den vom Duft des Alters und vom Edelrost der Geschichte überhauchten Gebäuden. Daneben entstehen, gleichsam auf einer stillen, abgeschlossenen Insel der Seele, zu der die Stimmen des Berufs und des Alltags kaum dringen, leuchtende Blumenstücke, auch sie meist unmittelbar der Natur entnommen und dem organischen Rahmen ihrer Umgebung nicht entfremdet. Auch von dieser Art bringen wir in den „Phlox-Blumen im Babelsberger Hofgarten“ eine Probe.
   Die zwei Textbilder, die Kopfleiste und das Schlussstück erinnern an Kochs dekorative Malereien. Dort eine Szene aus dem Befreiungskampf der dithmarsischen Bauern gegen die holsteinischer Ritterschaft in Jahre 1500 (im Kreishaus von Meldorf); hier ein Schmuckstück aus einem Jagdzyklus, der das Speisezimmer des Präsidenten des Herrenhauses ziert.
   In der Nachbarschaft dieser dekorativ-monumentalen Wandmalerei gehört auch das erst kürzlich entstandene Hindenburg-Bildnis. Dem Maler lag offenbar daran, das gewaltige und überragende dieser Feldherrnerscheinung schon im Äußeren, in der Größe und Wucht der Gestalt zur Anschauung zu bringen. Dabei hat ihm wohl von ferne das mächtige, massige Bildnis des italienischen Feldhauptmanns Alessandro del Borro im Kaiser-Friedrich-Museum vorgeschwebt, das – freilich nicht ohne Widerspruch – noch immer dem Velasquez zugeschrieben wird. [Der Rest des Artikels bezieht sich auf andere Abbildungen in diesem Heft.]
Friedrich Düsel (F.D.), "Von Kunst und Künstlern", in: Westermanns Monatshefte, Bd. 124.II, August 1918, S. 594-595.
Die vier erwähnten, ohne Paginierung eingebundenen Kunstblätter zeigen: "Heilige-Geist-Kirche in Potsdam" (nach S. 500); "Floxblumen im Babelsberger Hofgarten" (nach S. 516); "Alt-Potsdam" (nach S. 532); "Hindenburg" (nach S. 588).
Max Koch: Schmuckstück aus dem Speisezimmer des Herrenhauses in Berlin

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