Dienstag, 20. Oktober 2015

Der Kunstverein ehrt Max Koch

   In den Ausstellungsräumen von Heidkamp trafen sich zahlreiche Mitglieder des Potsdamer Kunstvereins und Freunde des Künstlers zur Besichtigung der Gemäldeausstellung Professor Max Kochs und zur Uebermittlung der Glückwünsche zu seinem 70. Geburtstage. Bevor Stadtbaurat Fischer in die Würdigung des Altmeisters der Potsdamer Malerkolonie eintrat, gedachte er noch des 80. Geburtstages eines der treuesten Mitglieder des Kunstvereins, des Majors Blankenstein, dessen Name mit der Begründung und der Geschichte des Vereins seit 20 Jahren auf das engste verbunden ist.
   Darauf wandte sich Stadtbaurat Fischer an den anderen Jubilar des Tages, Professor Max Koch, der zur allgemeinen Freude persönlich erschienen war und dessen kraftvolle Gestalt alle Anwesenden um Haupteslänge überragte. Es war ein Erlebnis, diese beiden alten Herren, den 70- und den 80 jährigen, in geistiger Frische und lebensvoller Energie zu betrachten und auf sich wirken zu lassen. Beide richteten beachtliche Worte an die Festversammlung, der 80 jährige geistreich, witzig, ein Mann von Welt. Der andere, der Meister des Pinsels, stockend, die Worte sich mühsam entringend. „Künstler, bilde, rede nicht!“ Max Koch spricht sich in seinen Bildern aus, aber wertvoll war, was er zu ihrer Entstehung zu sagen hatte.
   Der Rede Stadtbaurat Fischers entnehmen wir folgende Einzelheiten aus dem Lebenswege Max Kochs. Er wurde 1859 geboren als Sohn des Malers und Illustrators Karl Koch in Berlin und betätigte sich künstlerisch zuerst in der Dekorationsmalerei an der Kunstgewerbeschule. Durch ein Staatsstipendium wurde es dem jungen Maler ermöglicht, eine Studienreise nach Italien zu unternehmen. Nach seiner Rückkehr war er bei der Ausmalung des Opernhauses in Frankfurt a. M. tätig. Weitere Studienjahre führten Max Koch nach Paris, bis ihn 1882 ein Ruf als Lehrer an die Berliner Kunstschule führte. Der König von Preußen ließ sich den strammen Grenadier nicht entgehen, der beim 1. Garde-Regiment z. F. als Einjährig-Freiwilliger eintrat. Mancherlei Auszeichnungen wurden dem Künstler zu teil. Er unterrichtete die Kronprinzessin, spätere Kaiserin Friedrich, im Malen. Dann fand er eine Anstellung beim Kunstgewerbemuseum in Berlin, die ihm bis auf den heutigen Tag verblieben ist, und wurde 1888 Akademieprofessor. Auf internationalen Ausstellungen wurden seine Werke mit der großen und kleinen goldenen Medaille prämiiert.
   Im Laufe seiner Lehrtätigkeit hat Max Koch eine tüchtige Malergilde herangebildet, und fruchtbar waren seine Bestrebungen zur Hebung der handwerklichen Kunst. In seinem Hause in Sakrow sammelte sich um ihn und seine Gattin ein großer Freundeskreis, dem Männer wie Lovis Corinth, Hagemeister, Rumpf, Franck u. a. angehörten.
   Aus seinem künstlerischen Schaffen seien erwähnt die großen Panoramen: Nero und der Brand Roms, Pergamon, die Sintflut. Gewaltige Wand- und Deckengemälde künden seinen Namen in Sitzungssälen, Warenhäusern, Theatern und anderen repräsentativen Räume. Ein weiteres Stoffgebiet eröffnete sich seinem Pinsel: Aktmalerei, Porträt und Landschaft. Als Landschafter beschränkt sich Max Koch aber nicht auf ein enges Gebiet. Sakrow, Potsdam (Stadtkanal) bieten ihm reizvolle Motive ebenso wie die See, das Gebirge, Deutschland wie das Ausland. Seine Landschaftsbilder zeichnen sich aus durch stimmungsvolle Schilderung und verinnerlichtes Naturgefühl. Seine Gärten und Blumenstücke sind von hohem koloristischem Reiz. Und noch in seinem Alter sind gesteigerte Leistungen zu erwarten, so daß man am 70. Geburtstage nur wünschen kann, daß Max Koch als Lehrer und als Künstler noch lange erhalten bleibe.
   Professor Koch dankte für die Glückwünsche und gab einige Erläuterungen zu den ausgestellten Landschaften. Die Osterbilder aus Sylt sind ebenso wie die Winterlandschaften nicht im Freien gemalt worden. Eingehende Gedanken- und sichere, gute Formenstützen dienen als Unterlage für die Ausführung im Atelier. Viele der ausgestellten Bilder sind auch auf Grund dieser [?] Studien ausgeführt worden. Mit dem Dank für das der Ausstellung entgegengebrachte Interesse schloß der Künstler seine Erläuterungen.

Og., "Der Kunstverein ehrt Max Koch", in: Potsdamer Tageszeitung, 19.10.1929, Zeitungsausriss in einer Privatsammlung, ohne Seitenangabe.

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