Sonntag, 17. Juli 2016

Vorhang im neuen Stadttheater zu Halle an der Saale

   „Für das von dem Berliner Architekten H. Seeling erbaute neue Stadt-Theater in Halle a. S. hat der Maler Max einen Vorhang gemalt, der gegenwärtig im Lichthofe des Kunstgewerbe-Museums in Berlin ausgestellt ist. Die Darstellung zeigt Oberon und Titania auf ihrem von vier fliegenden Schwänen gezogenen lustigen Wagen über einem mit Schilf und Wasserrosen eingesäumten Weiher; unter dem schattigen Laubdach eines hochaufragenden Baumes schmiegt sich ein Liebespaar aneinander; um dasselbe herum gruppiren sich geflügelte Elfen und Genien, während hoch in den Lüften Elfen sich zum Reigen schlingen. Die phantastisch gestaltete und gut gegliederte Composition wird von einem aus Blattformen, Früchten und Aehren zusammengesetzten Ornamentrahmen eingefaßt; an den beiden Seiten sind Bühnenembleme, wie Gesichtsmasken und musikalische Instrumente vereinigt und am unteren Ende schließt der Vorhang mit einer breiten Ornament-Composition ab, in welcher zwischen Arabesken und Lorbeerzweigen Genien, phantastische Thierfiguren und Nixen auftauchen. Der als Lichtmotiv von dem Künstler gewählte Dämmerschein und die leichten Nebel in den Lüften bedingten die Zurückdrängung kräftiger Localfarben; die farbige Erscheinung des Gemäldes übt aber, wie das „Berl. Tgbl." mittheilt, eine höchst harmonische Wirkung aus und schließt viel poetische Stimmung ein.“
Anonym, "Theater und Musik", in: Hamburger Nachrichten, Nr. 219, 15. September 1886, Morgen-Ausgabe, 2. Beilage, o.p.

   „Zu der heiteren Pracht, in der Wände und Decke erstrahlen, bildet die ruhige Haltung des von Max Koch gobelinartig gemalten Vorhangs, in dessen tiefer Tönung ein mildes Grün vorwaltet, einen stimmungsvollen Gegensatz; das meisterlich gelungene Werk zeigt in dem von breiten, schön erfundenen Friesen umrahmten Mittelbilde ein Seegestade in Abendbeleuchtung und an demselben Oberon und Titania in einem von Schwänen gezogenen Wagen, umgaukelt von dem Elfenreigen, der sich über den See hin in der Dämmerung verliert.“
F., "Das neue Stadttheater in Halle a. S.", in: Deutsche Bauzeitung, 20. Jg., Heft 93, vom 20. November 1886, S. 553ff., Fortsetzung in Heft 96 ab S. 573, Schluss in Heft 97 ab S. 577, Zitat auf S. 574

„Im Kunstgewerbemuseum zu Berlin ist gegenwärtig der von dem Lehrer der Unterrichtsanstalt des Museums, Maler Max Koch, für das neue Stadttheater in Halle a. S. gemalte Vorhang auf einige Tage zur Ausstellung gelangt. In breiter, auf lichtblauem Fond grau in grau ausgeführter ornamentaler Umrahmung zeigt der Vorhang als farbiges, in lichter Tonstimmung gehaltenes Mittelbild die Darstellung eines Elfenreigens, der sich vom umbuschten Ufer eines stillen Wassers in die Luft emporschwingt.“
O.M., "Im Kunstgewerbemuseum zu Berlin", in: Kunstchronik, 21. Jg., Heft 44 vom 23. September 1886, S. 738.

„Einen würdigen Abschluß des Auditoriums gegen die Bühne hin bildet der Hauptvorhang. Er zeigt in seinem Mittelfelde ein Seegestade in Abendstimmung: Oberon und Titania schweben auf einem von Schwänen gezogenen Wagen durch die Dämmerung, einem Reigen der Elfen nach, welcher sich oben im Dunst verliert. Der zarte Ton dieses poesievollen Bildes, in reicher Umrahmung von Blau und Gold ebenfalls von Max Koch in Berlin gemalt, ist bei elektrischem Licht von überaus glücklicher Wirkung.“
A.P., "Korrespondenz, Halle a/S., 10. Oktober 1886", in: Kunstchronik, 22. Jg., Heft 2 vom 21. Oktober 1886, S. 21-24. Zitat S. 24.

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