Montag, 1. Mai 2017

Ausstellung - Kunstsalon Fritz Gurlitt, Berlin 1892 Besprechung im Berliner Tageblatt

   "In Gurlitt´s Kunstsalon sind gegenwärtig zwei Sammlungen von Landschaftsdarstellungen einander gegenübergestellt; sowohl durch die Verschiedenheit der darin geschilderten Natur als auch durch die Ungleichartigkeit der Behandlung bilden diese beiden Bildergruppen starke Gegensätze. Die erste Sammlung rückt uns die heimathliche Gegend nahe; sie setzt sich aus zahlreichen Bildern von den Ufern unserer Havelseeen [sic] zusammen und ist von Max Koch ausgestellt. Innerhalb ihrer dekorativen Ausführung tritt der märkische Naturcharakter mit großer Frische hervor und die verschiedenen, den Jahreszeiten entsprechenden Farbengebungen tragen Mannigfaltigkeit in das Gesammtbild. Der Künstler hat es aber vermieden, den landschaftlichen Reiz seiner Schilderungen durch interessante Beleuchtungsmotive zu steigern; das in den meisten dieser Bilder herrschende neutrale Licht bewirkt eine Nüchternheit, die man schon darum gern missen möchte, weil unsere engere Heimath sich nicht eines zu großen Wechsels der Szenerie zu erfreuen hat. Was in dieser Hinsicht diese märkischen Landschaften zu wenig bieten, giebt uns die von Richard Fuchs ausgestellte Bilderreihe mit ihren zahlreichen Studien aus Tripolis in Fülle. Es sind im Gegensatz zu der breiteren Anlage der Kochschen Darstellungen insgesammt Bilder sehr geringen Umfangs, Architekturen wechseln mit Landschaften ab; die charakteristischen Bauten und die exotischen Naturformen vereinigen sich zu jener Wirkung, die wir speziell als malerisch zu bezeichnen Pflegen, und diese Reize werden durch die meisterhafte Freilichtbehandlung ungemein erhöht."
rs., "Lokal-Nachrichten", in: Berliner Tageblatt, 7. Januar 1892, Abend-Ausgabe, S. 3

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