Samstag, 11. September 2021

Berlin und seine Arbeit. Amtlicher Bericht der Berliner Gewerbe-Ausstellung 1896.

In diesem amtlichen Bericht zur Gewerbeausstellung 1896 werden in dem von von Carl Baetz geschriebenen Kapitel "Die Berliner Musikinstrumenten-Industrie" (S. 486-506) zwei Bechstein-Flügel abgebildet, die von Max Koch gestaltet wurden. Auf beide träfe die Bezeichnung 'Rheingoldflügel' zu, aber sie sind unterschiedlich. Beide Flügel zeigen ein als Band umlaufendes geschnitztes Wellenmuster, das unschwer als Verweis auf den Rhein zu lesen ist. Die Wangen der Tastatur bilden jeweils zwei Schwäne. Bei dem bemalten Flügel winden sich um die drei Beine des Flügels die drei Rheintöchter, bei dem andren nicht bemalten Flügel steigt am hinteren Bein ein fantstischer doppelköpfiger Lindwurm nach oben. Zur Unterscheidung der beiden verwende ich in Zukunft daher die Bezeichnungen Rheintöchter-Flügel und Lindwurm-Flügel.

Carl Baetz kommt unter dem abschließenden Zwischentitel  "Hervorragende Objekte der Instrumentenbaukunst" auf die Entwürfe von Max Koch zu sprechen: "Zum Schluss wollen wir aus der Masse schöner und ganz vorzüglich gearbeiteter Objekte einige der hervorragendsten hier näher beschreiben und, zum Teil durch Illustrationen unterstützt, anschaulich vorführen. In der Gruppe der Tasteninstrumente ist es besonders ein »Rheingoldflügel« (Aus der Hofpianofortefabrik von C. Bechstein),welcher an erster Stelle Erwähnung verdient. Seinen Namen hat er dadurch erhalten, dass der von Prof. M. Koch herrührende Entwurf nach Motiven aus Rich. Wagners grossem Musikdrama »Der Ring des Nibelungen«, bezw. dessen I. Teil »Rheingold« gearbeitet ist. An den Füssen des Flügels, die sich graziös aus Schilf emporzuwinden scheinen, sieht man die Nymphen, Töchter des Rheins, von Alberich, der vergeblich um ihre Gunst gebuhlt hat, verfolgt. Die Wangen des Flügels stellen Schwäne dar, das Figürliche ist leicht farbig abgetönt, der Sockel mit Schnitzereien versehen, Wasserblumen darstellend; sogar die schweren aufliegenden Bänder aus Metall sind in Form von Wasserpflanzen gearbeitet. Im Innern des Deckels sieht man nochmals, wie Fig. 1a zeigt [fehlt, nicht abgebildet], das Bild der Rheintöchter. Ganz vortrefflich sind auch zwei andere Flügel derselben Firma. Der eine, ein Konzertflügel aus mattem Nussbaumholz, mit Malerei von Prof. Koch versehen, trägt auf der polierten Platte schön angeordnetes Rankenwerk. Bei dem dritten ist das Gehäuse in breite konstruktive Linien gebracht, die durch Holz von zweierlei Farbe wirkungsvoll markiert sind. Die Messingbeschläge heben sich im Farbenton sehr schön davon ab."

Berlin und seine Arbeit. Amtlicher Bericht der Berliner Gewerbe-Ausstellung 1896. Herausgegeben vom Arbeitsausschuss, Fritz Kühnemann u. a., Verlag von Dietrich Reimer, Berlin 1898, Zitat S. 498f.

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