Sonntag, 19. Februar 2017

Pschorrbräu Bierhallen in Köln a. Rhein


Ansichtskarte: Pschorrbräu Bierhallen, Inh. Aug. Neumeyer, Köln am Rhein. Der Haupteingang zur Pschorr-Kneipe befand sich in der Hohestraße 38, ein weiterer Eingang war im Burghöfchen 2-6.
Der im Folgende beschriebene Fries von Max Koch ist wohl in der linken Zeichnung oberhalb der kassettierten Wandvertäfelung dargestellt. 

   "Berlin. Im Lichthof des Kunstgewerbemuseums zu Berlin ist gegenwärtig für wenige Tage ein Fries ausgestellt, den Prof. Max Koch für die Pschorr-Kneipe in Köln, die dort von den Berliner Architekten Kayser und v. Großheim gebaut wird, ausgeführt hat. Koch hat mit glücklichem Griff eine in moderner Zeit wenig angewandte Technik gewählt, die aber schon im 16. Jahrhundert in den südlichsten und nördlichsten Gegenden Deutschschlands (Tirol und Friesland) vielfach in Übung war. Auf Brettern — Koch wählte Fichtenholz — wird die Zeichnung eingeschnitten, der Grund mit dem Messer ausgehoben, dann bemalt. Die Figuren erscheinen gewissermaßen in einem flachen Relief, aber ohne jede Modellierung der Fläche. Kochs Fries zeigt auf dunkelblauem Grund flott entworfenes Rankenwerk in den bekannten stilisierten Renaissanceformen. Die Rankenwindungen umfassen figürliche Darstellungen, die in chronologisch aufeinanderfolgenden Szenen eine Art Geschichte des Zechens der Deutschen geben. Zum Beginn sehen wir einen betrunkenen Bacchus, der von Satirknaben unterstützt wird. Dann folgen die symbolischen Tiere des Trinkers, der Affe und der Kater, ferner eine am Boden liegende Venus mit Amor. Der historische Cyklus beginnt dann mit Germanen, die aus Hörnern Met trinken. Wir sehen, um einige Szenen herauszugreifen, zechende Pilger des Mittelalters, weiter feiste trinkende Mönche; einem am Schreibpult grübelnden Benediktiner bringt ein Knabe einen Labetrunk. Einen fußlosen Krüppel erquickt ein Kind aus einem Krug. Jagende und tanzende Kinder schließen sich an das Mittelalter an. Die neue Zeit beginnt mit Landsknechten des 16. Jahrhunderts, die auf einer Trommel knobeln. Das 17. Jahrhundert zeigt rauchende Männer, die aus kunstvollen glasierten Krügen trinken. Soldaten Friedrichs des Großen repräsentieren das 18. Jahrhundert. Kämpfer der Freiheitskriege führen uns in das laufende Jahrhundert ein. Auf einen Tanz auf der Alm folgt eine Trinkszene fremder Völker: wir sehen neben einem Japaner einen schnapstrinkenden Neger. Diesen Barbaren folgt gleich der Vertreter der höchsten modernen Kultur, ein Gigerl in einem Schaukelstuhl mit einem Sektglas in der Hand. Eine im Wald lagernde Familie und skatspielende Studenten, die ein Faß als Spieltisch zwischen sich haben, schließen den Cyklus ab. Die einzelnen Teile sind durch Staats- und Stadtwappen von einander getrennt. Die Malerei ist in wenigen kräftigen Farben ausgeführt, die Farben sind dünn aufgetragen, so daß die Struktur des Holzes durchscheint. In Vergleichung mit andern Wirtshausmalereien ist beim Kochschen Fries vor allem der maßvolle Humor zu loben, der sich von jeder übertriebenen Karikatur fern hält."
J. S., „Im Lichthof des Kunstgewerbemuseums zu Berlin (...)“ in: Die Kunst für Alle, 5. Jg., Heft 20, 15. Juli 1890, S. 316.

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