Samstag, 15. Oktober 2016

Das Winterfest des berliner Künstlervereins - 1885

(...) Als Lokal dienten wie für das unvergeßliche vorjährige Fest die Räume des Kroll´schen Etablissements. Sie waren von einer dazu verbundenen Gesellschaft von Vereinsmitgliedern bedeutend einfacher, aber mit feinem Sinn und Geschmack für decorative Schönheit und Wirkung ausgeschmückt worden. Der erste, der „römische Saal“, war in den Farben und theils mit Arabesken pompejanischen Stils, theils mit italienischen classischen Landschaften oben in den Feldern des Wandfrieses bemalt. Größere derartige Landschaftsgemälde nahmen die Hintergrundswand der beiden Nischen ein. In einem Haine von Lorbergebüschen und Palmen vor der Fensterwand standen antike Statuen und Opferbecken auf Dreifüßen. Im Königssaal war vor den Fenstern eine reich und effectvoll mit Draperien, kolossalen Vasen, einem üppigem Flor von Bäumen und Blattpflanzen und mit kupferbronzenen Statuen am Fuße der beiden Stiegen geschmückte hohe Empore, der Zuschauersitz für die zum Feste eingeladenen Vertreter der höchsten Staatsbehörden, den Senat und die Professoren der Akademie und andere Ehrengäste, errichtet. – Der Rittersaal war durch die plastische Gruppe der vom Drachen bedrohten Jungfrau in der einen Ecknische, durch die Statue des zur Errettung mit eingelegter Lanze heransprengenden Ritters in der anderen (von R. Geiger modellirt), durch Bemalung der Wandpilaster mit Laub- und Fichtenzweigfestons, der Friesfläche hier mit einem mittelalterlichen Kneipgelage im Freien (von M. Koch), dort mit den Scenen einer wilden Parforcejagd im 16. Jahrhundert (von Mühlenbruch) und durch zahlreiche vor den Fensterpfeilern und Wandpilastern aufgestellte Trophäen von Rüstungen, Waffen, Musikinstrumente decorirt. (...)
L. P.: "Das Winterfest des berliner Künstlervereins.", in: Illustrirte Zeitung, 84. Bd., Nr. 2179, 4. April 1885, S. 328.
Auf den Seiten 326-327 zur Illustration Zeichnungen von Carl Koch, dem Vater von Max Koch.

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