Mittwoch, 5. Oktober 2016

Diorama von Tokio für Ende & Böckmann

Der Lichtdruck befindet sich in der Sammlung des Architektur-Museums der TU Berlin, Inv. Nr. 7743, und wird dort, gemäß der Beschriftung des Blattes, den Architekten Ende & Böckmann zugeschrieben.Wilhelm Böckmann reiste zwar persönlich nach Tokio und hat dort Skizzen und Fotografien gefertigt, aber es scheint mir unwahrscheinlich, dass Böckmann selbst diese sehr detailierte Vorlage für den Lichtdruck angefertigt hat. Als Urheber ist hier vielmehr Max Koch und als Vorlage sein Diorama zu vermuten. Hierzu der folgende Bericht:
—  Im Königl. Kunstgewerbe-Museum ist für wenige Tage ein Diorama von Tokio ausgestellt, welches der Lehrer des Museums, Herr Max Koch, der Schöpfer des Pergamon-Panoramas, im Auftrage der Herren Ende & Beckmann [sic, richtig Böckmann] für die Japanische Regierung gemalt hat. Dieses Bild von sieben Meter Länge und drei Meter Höhe stellt die Stadt Tokio dar, wie sie sich nach Ausführung der neuen Monumentalbauten gestalten wird, und hat auch für Berlin das lebhafteste Interesse, da es unseren Mitbürgern beschieden ist, diese stolze Reihe von Palästen aufzuführen und zugleich die ganze Anlage der Japanischen Hauptstadt monumental umzugestalten. In der Mitte erhebt sich der hochragende weißschimmernde Bau des Parlaments, daneben, in rohen Ziegeln ausgeführt, das Justizministerium (das daneben liegende Kriegs-Ministerium ist bereits früher von Französischen Architekten erbaut.) Im Vordergrund ist ein weiter, für Volksfeste bestimmter Platz, auf welchem der Ausstellungspalast und eine Musikhalle als im Bau begriffen dargestellt sind; zu dem Platze führen zwei Straßen mit monumentalen Brücken. Rechts im Hintergrund erheben sich zwischen hoben, stattlichen Baumwipfeln die Thürme des gleichfalls projectirten neuen Kaiserpalastes. Das Bild ist in seinen architektonischen und landschaftlichen Theilen ebenso wie in seiner Staffage mit frischester Anschaulichkeit durchgeführt. Eine Reihe von Plänen und Aufrissen wird die Gestaltung der Bauten noch deutlicher machen. Da das Bild mit Beginn nächster Woche eingeschifft werden muß, so ist die Ausstellung auf die drei Tage von Donnerstag bis Sonnabend beschränkt.
 Anonyme Mitteilung in: Berliner Börsen-Zeitung, Nr. 104, 3. März 1887, 1. Beilage, S. 5.

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