Mittwoch, 5. Oktober 2016

Eine wiederhergestellte schlesische Burg

—  Eine wiederhergestellte schlesische Burg. Eine der hervorragendsten Burgenbauten Schlesiens, die Burg Tschocha bei Marklissa an der Talsperre, geht jetzt der Vollendung ihrer umfassenden Wiederherstellung entgegen. Generaldirektor Dr. Gütschow, der Dresdener Industrielle, dem die Burg gehört, hat mit Aufwendung außerordentlicher Mittel die Erneuerung der Burg nach den Plänen von Professor Bodo Ebhardt ausführen lassen, und dieser Tage wurde dort ein großes Richtefest gefeiert. Die Pläne fanden bereits vor einiger Zeit das lebhafte Interesse des Kaisers. In der Wiederherstellung sind die Formen der alten Burg bewahrt und mit einer modernen Durchführung des Baues verbunden worden. Alte Balken von der heute wohl unerreichten Länge von 13 Metern wurden als Hauptträger mitverwandt. Reiche Sandsteinarbeiten in Form schlesischer Staffelgiebel geben dem Aeußern ein echt schlesisches Gepräge, und die alte Bergfriedspitze fügt sich in das Bild. Für die Giebel konnten alte Zeichnungen benutzt werden, die den Zustand der Burg vor dem Brande von 1798 darstellen und im Görlitzer Museum bewahrt werden. Im Innern sollen die umfangreichen Sammlungen des Besitzers Platz finden, besonders alte Bilder und Waffen. Hier hat Professor Max Koch vom Berliner Kunstgewerbemuseum die Ausmalung ausgeführt, indem er die Eingangshalle in einen Innenraum des Barock verwandelte, im Frühstückszimmer Deckengemälde schuf und so fort. Die wertvollen Glasbilder arbeitete Eduard Stritt, der Freiburger Hofglasmaler des Kaisers.
Anonym, in: Berliner Volkszeitung, 61. Jg., Nr. 55, Morgen-Ausgabe, 2. Februar 1913, Erstes Beiblatt, S. 2.

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